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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses
Autoren: Elizabeth Peters
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ausüben.«
    »Ha«, sagte Nefret. »Laß mich das mal mit dir ausprobieren.«
    Kurz darauf lachte und – so muß ich leider sagen – fluchte sie, als sie erfolglos versuchte, seinen Griff nachzuahmen.
    »Deine Hände sind, wie ich bereits vermutete, zu klein«, sagte Ramses, während er gleichmütig ihr Kneifen und Zwicken ertrug. »Ich wäre wirklich der letzte, der abstritte, daß eine Frau es mit einem Mann, abgesehen von Körpergröße und Kraft, aufnehmen kann, aber du mußt zugeben … Verflucht!«
    Sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Lippen. »Da, ich habe sie geküßt und alles wiedergutgemacht.« David brach in schallendes Gelächter aus. »Bravo, Nefret. Wie hast du das angestellt?«
    »Nun, man drückt schlicht und einfach gewisse Nervenbahnen ab«, antwortete Nefret ruhig, während Ramses jammernd sein Handgelenk untersuchte. Selbst von dort, wo ich saß, konnte ich die Abdrücke von Nefrets Nägeln erkennen.
    »Genug davon«, sagte ich streng – und nahm mir vor, Nefret später zu bitten, mir zu demonstrieren, wie sie die empfindlichen Punkte gefunden hatte. Es gehörte sicherlich mehr dazu als ein Zufallstreffer der Fingernägel, um Ramses einen Schmerzensschrei zu entlocken. »Wir sollten zur Dahabije zurückkehren.«
    »Ja, laßt uns nach Hause gehen, wo wir es uns gemütlich machen können«, sagte Nefret und sprang auf. »Wie impertinent diese Menschen sind! Alles starrt auf uns. Ich will endlich dieses lächerliche Kleid loswerden und meine Hose anziehen.«
    »Es steht dir sehr gut«, sagte David höflich.
    »Es ist absolut unbequem«, murrte Nefret und bohrte einen ihrer schlanken Finger in den hohen Kragen.
    »Du trägst kein Mieder«, bemerkte Ramses, während sein Blick über ihren Körper glitt.
    »Ramses«, ermahnte ich ihn ungehalten.
    »Ja, Mutter. Wir gehen, nicht wahr, und wir mieten uns eine Droschke.«
    Arm in Arm marschierten sie los, Nefret zwischen den beiden Burschen. Ich konnte den Leuten nicht übelnehmen, daß sie sie anstarrten, denn sie bildeten ein anziehendes und ungewöhnliches Trio. Die Jungen waren beinahe gleich groß; aufgrund ihres lockigen schwarzen Haars hätte man sie für Brüder halten können. Beide sahen auf Nefret hinunter, deren rotgoldener Schopf ihnen kaum bis in Ohrhöhe reichte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und hob ihren achtlos zu Boden geworfenen Hut auf. Dann hakte ich mich bei Emerson ein.
    Als wir die anderen erreichten, gerieten wir in ein kleines Handgemenge. Eine Droschke wartete bereits. Nefret und David waren eingestiegen, aber Ramses war ins Gespräch vertieft mit dem Fahrer, der sich als alter Bekannter von ihm herausgestellt hatte. Er und sein Vater kannten Leute, auf deren Bekanntschaft häufig in ganz Ägypten kein anständiger Mensch Wert gelegt hätte. Der Fahrer ließ sich in der übertriebenen Art der Ägypter über Ramses’ verändertes Aussehen aus. »Groß und stattlich und furchtlos wie dein verehrter Vater! Die Kraft deiner Arme, wenn du die Fäuste ballst! Die Freude der Frauen, wenn du …«
    An diesem Punkt unterbrach Emerson, dessen Gesicht sich ziemlich gerötet hatte, die Flut von Komplimenten mit einem angehaltenen Einwurf. Eine kleine Menschenschar hatte sich bereits um sie versammelt, und er mußte einige andere alte Bekannte beiseite schieben, ehe er mich zu dem Wagen führen konnte. Als ich gerade einsteigen wollte, ließ Emerson plötzlich meinen Arm los, packte an seine Jackentasche und wirbelte herum. »Wer war das?« brüllte er und wiederholte seine Frage auf arabisch. Davids Hand griff nach mir. Er zog mich in die Kutsche und plazierte mich fürsorglich zwischen sich und Nefret. Als ich zurückblickte, sah ich, daß die Ansammlung von Bettlern, Händlern und gaffenden Touristen hastig zurückgetreten war. Emersons gewaltiges Stimmorgan sowie sein unerschöpfliches Repertoire an Beschimpfungen hatten ihm den Beinamen »Vater der Flüche« eingebracht, und seine verärgerte Frage war mindestens vierzig Meter weit zu hören gewesen.
    Natürlich kam keine Reaktion, und nach einem kurzen Augenblick sagte Emerson: »Ach, zum Teufel damit!« und kletterte in die Kutsche. Ramses, der – wie ich meinte – mit einem der Blumenverkäufer zwischenzeitlich einen Handel abgeschlossen hatte, folgte ihm. Als er sich neben seinen Vater gesetzt hatte, überreichte er mir und Nefret einen hübschen kleinen Blumenstrauß, zerstörte diese nette Geste aber gleich wieder, indem er unseren Dank nicht beachtete.
    »Was
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