Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Selbstbeherrschung zurück, und Nefret war schlau genug, ihn nicht weiter zu provozieren.
    Sie und Ramses waren wirklich die besten Freunde – wenn sie nicht gerade wie verzogene Kinder miteinander zankten –, und eine Bitte von ihr besänftigte seinen Unmut.
    »Kannst du Monsieur Maspero davon überzeugen, daß er mich einige der Mumien im Museum inspizieren läßt?« bat sie ihn. »Er vertröstet mich bereits seit Tagen. Man hat den Eindruck, als hätte ich etwas Verbotenes oder Entsetzliches von ihm verlangt.«
    »Mit Sicherheit war er entsetzt«, erwiderte David grinsend. »Das kannst du ihm nicht verübeln, Nefret. Er hält Damen für zartbesaitet und überempfindlich.«
    »Ich nehme ihm das aber übel. Tante Amelia darf alles tun, was sie will.«
    »An sie ist er gewöhnt«, sagte Ramses. »Wir werden gemeinsam zu ihm gehen, du, ich und David. Er kann uns nicht alle drei abweisen. An welche Mumien hast du denn gedacht?«
    »Speziell an die, die wir vor drei Jahren in Tetisheris Grab fanden.«
    »Gütiger Himmel«, sagte David und wirkte selbst leicht schockiert. »Ich verstehe, warum Maspero … Äh, nun, du mußt zugeben, Nefret, das war eine besonders unappetitliche Mumie. Nicht bandagiert, namenlos, mit gefesselten Händen und Füßen …«
    »Lebendig begraben«, fuhr Nefret fort. Sie stützte beide Ellbogen auf dem Tisch auf und beugte sich vor. Eine Locke ihres rotgoldenen Haars hatte sich aus der hochgesteckten Frisur gelöst und kringelte sich vorwitzig über ihre Schläfe. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet, und ihre blauen Augen leuchteten. Ein Beobachter hätte vermutlich angenommen, daß sie flirtete oder über Mode diskutierte. »So etwas vermuteten wir zumindest. Ich möchte sie mir noch einmal ansehen. Weißt du, während ihr in der Wüste herumgelungert habt, habe ich etwas für meine Bildung getan. Ich habe letzten Sommer einen Anatomiekurs belegt.«
    »An der Medizinischen Akademie für Frauen in London?« fragte Ramses interessiert.
    »Wo denn sonst?« Nefrets blaue Augen blitzten. »Das ist die einzige Einrichtung unseres hochentwickelten Landes, wo auch Frauen eine medizinische Ausbildung erwerben können.«
    »Aber ist das denn, genau genommen, noch korrekt?« bohrte Ramses weiter. »Ich hatte den Eindruck, daß Edinburgh, Glasgow und selbst die Londoner Universität …«
    »Zum Teufel mit dir, Ramses, du nimmst mir mit deiner pedantischen Genauigkeit jedesmal den Wind aus den Segeln!«
    »Entschuldigung«, sagte Ramses einlenkend. »Dein Standpunkt – die ungerechte Diskriminierung der Frau auf allen Gebieten höherer Bildung – wird von den wenigen von mir erwähnten Ausnahmen nicht berührt, denn die Schwierigkeiten, sich als Ärztin qualifizieren zu können, sind heute, glaube ich, fast genauso groß wie vor 50 Jahren. Ich bewundere dich, Nefret, daß du trotz solch ungünstiger Bedingungen hartnäckig bleibst. Du kannst mir glauben, daß ich dich und die anderen Frauen hundertprozentig unterstütze.«
    Lachend drückte sie seine Hand. »Das weiß ich, mein lieber Ramses. Ich habe nur Spaß gemacht. Frau Dr. Aldrich-Blake hat mir sogar gestattet, ihre Vorlesungen zu besuchen! Sie meint, ich hätte eine Begabung …«
    Erfreut, sie in solch freundschaftlicher Eintracht zu erleben, war ich so vertieft in ihr Gespräch, daß mir die heranrauschende junge Dame erst auffiel, als sie sprach – nicht mit uns, sondern mit ihrem Begleiter. Es war unmöglich, sie zu überhören. Sie waren in der Nähe unseres Tisches stehengeblieben, und ihre Stimme war durchdringend schrill.
    »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden!«
    Ich hatte ihr Kommen nicht bemerkt, aber Ramses schien sie wohl beobachtet zu haben und sprang auf. Nachdem er seine Kopfbedeckung abgelegt hatte – eine Höflichkeit, die er gegenüber den weiblichen Mitgliedern seiner eigenen Familie wohl nicht für nötig gehalten hatte –, sagte er: »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Mit bittend erhobenen Händen drehte sich das Mädchen zu ihm um. »Oh, vielen Dank«, hauchte sie. »Bitte – können Sie dafür sorgen, daß er endlich geht?«
    Ihr Begleiter starrte sie fassungslos an. Breite Wangenknochen und eine krumme Nase verunstalteten ein ansonsten ansprechendes Gesicht. Er war glattrasiert, hatte graue Augen, und sein Haar war von einem unbestimmbaren Dunkelblond. »Sieh doch mal, Dolly«, begann er und streckte seine Hand aus.
    Ich glaube nicht, daß er sie festhalten wollte, aber das war auch egal. Ramses
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher