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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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Sie ihn, und bringen Sie ihn auf sein Zimmer, Bob. Und bitte vergessen Sie nicht, ihm diese gräßlichen Sachen auszuziehen, ihn zu waschen und –«
    Emerson hievte Ramses in die ausgestreckten Arme des Dieners und bemerkte: »Seien Sie vorsichtig, Bob.«
    »Ja, Sir. Natürlich, Sir.«
    »Nun denn«, bemerkte ich, nachdem Bob und seine schlafende Fracht verschwunden waren, »es ist schon spät, und wir sollten alle an unsere Nachtruhe denken. Aber zuvor, Inspektor, sind Sie mir eine Erklärung schuldig. Ich hoffe, Sie werden nicht behaupten, daß Sie nach demselben Muster logischer Schlußfolgerung verfahren sind, das mich zur Aufklärung des Verbrechens führte.«
    »O nein, Ma’am«, erwiderte der Inspektor augenzwinkernd. »Ein solches Muster logischer Schlußfolgerung läge mir fern. Nein; zu meiner Schande muß ich gestehen, daß es die stumpfsinnige, langweilige Routine der Polizeiermittlung war, die mich ziemlich falsche Schlüsse ziehen ließ. Wir arbeiten mit Informanten –«
    »Ahmet«, entfuhr es mir. »Dieser hinterlistige kleine Spion! Mir hat er nichts erzählt!«
    »Nun, Ma’am, vielleicht haben Sie nicht die richtigen Fragen gestellt«, erwiderte Inspektor Cuff sanft. »Wir nahmen Ahmet zu seiner eigenen Sicherheit in Schutzhaft. Da ich den Ruf der jungen Herren kannte, beschlich mich bereits ein gewisser Verdacht, und nach einem ausgedehnten Verhör – nein, Ma’am, es geschah ohne Gewaltanwendung – gestand Ahmet, daß Lord Liverpool zu Ayeshas Kunden gehörte. Nicht in der Opiumhöhle selbst; im oberen Stockwerk hatte sie Zimmer für vornehmere Gäste reserviert. Später, als der Professor dann –«
    »Gütiger Himmel, wie spät es schon ist«, entfuhr es Emerson nach einem Blick auf seine Taschenuhr. »Ich möchte nicht ungastlich sein, Inspektor – Mr. O’Connell – Gargery –«
    Zustimmendes Gemurmel unterbrach seine Aufzählung, und der Inspektor erhob sich. »Ja, Sir, Sie haben ganz recht. Ich muß mich auf den Weg machen. Ich bin Ihnen zu tiefem Dank verpflichtet, Professor und Ma´am …«
    Wir verabschiedeten uns in der Eingangshalle von Inspektor Cuff und gingen dann nach oben. Ich warf einen Blick in Ramses’ Zimmer und fand ihn friedlich schlafend vor. Sein fester Schlaf erfüllte mich mit Argwohn, dennoch beschloß ich, ihn nicht zu stören. Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, lag Emerson auf dem Bett. Allerdings schlief er nicht, und sobald ich die Tür geschlossen hatte, erhob er sich mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit und half mir bei den Vorbereitungen für die Nachtruhe, wobei er bemerkte, daß es rücksichtslos sei, eines der Mädchen zu dieser späten Stunde aufzuwecken.
    »Emerson«, sagte ich.
    »Ja, Peabody? – Diese verfluchten Knöpfe …«
    »Du hast den Inspektor genau in dem Augenblick unterbrochen, als er erklären wollte, wie du ihn bei seinen Ermittlungen unterstützt hast.«
    »Habe ich das, Peabody? – Ah, geschafft …«
    Ein Knopf fiel zu Boden. »Wie hast du ihn unterstützt, Emerson? Denn wenn du mir jetzt erzählen willst, du habest gewußt, daß Eustace Wilson der Rädelsführer war –«
    »Wußtest du es denn, Peabody?«
    »Habe ich meine Beweisführung nicht klar geschildert, Emerson?«
    »Ja, Peabody, das hast du, und noch dazu hervorragend. Dein Gesichtsausdruck allerdings, als du Wilson in der Kutsche bemerktest –«
    »Du konntest meinen Gesichtsausdruck nicht sehen, Emerson. Ich hatte dir den Rücken zugewandt.«
    Emerson trat ein Kleidungsstück beiseite und umarmte mich. »Du dachtest, es sei Lord St. John. Ach komm, Peabody; wenn du willst, gestehe ich es ein.«
    »Du also auch, Emerson?«
    »Alles deutete auf ihn, Peabody. Die graue Eminenz, der machiavellistische Mentor, der einflußreiche Drahtzieher –«
    »Er war fast zu vollkommen«, sagte ich mit Bedauern. »Er hatte als Soldat gedient, war Töten und Blutvergießen gewohnt; er ist intelligent, zynisch, von rascher Auffassungsgabe …«
    »Korrupt und zügellos«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ja; aber ich vermute, daß ihn der Lebensstil letztlich doch anwiderte, der seinem Freund ein solch grauenvolles Schicksal beschert hatte. Das erzählte er mir jedenfalls, aber natürlich war ich irgendwie skeptisch gegenüber seinen Behauptungen von der Besinnung auf neue Tugenden. Ich befürchte, daß sein Verhalten verhängnisvoll ist. Man vermutet ständig Doppelsinniges oder versteckte Bedeutungen hinter seinen Worten. Wie auch immer, heute abend
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