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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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immer zu den Reichen hingezogen und hätte seine hinterhältige kleine Seele dafür gegeben, einer solchen Gruppe angehören zu dürfen. Der in diesem Teil des Museums diensthabende Nachtwächter erhielt eine hohe Summe und wurde zur Teilnahme eingeladen, um sein Schweigen sicherzustellen. Sein Tod war ein Unfall; keiner der Anwesenden rechnete damit, daß ihn das Opium umbringen würde. Als sie begriffen, daß er tot war, war ihr erster Gedanke, das Geschehene zu vertuschen. Sie nahmen die Flaschen und Gläser sowie die Blumenkränze mit und ließen den Leichnam zurück. Die Frauen … ich nehme an, daß Ayesha diese besorgt hatte. Sie bedeuteten keine Gefahr, sie würden es nicht wagen, gegen einen Herrn von solch vornehmer Abstammung auszusagen.
    Oldacre war ein völlig anderes Kaliber. Er wollte nicht nur Geld; er wollte einer von ihnen sein, ein Freund – Gast in ihren Clubs und Anwesen. Sein Tod war im Grunde genommen der Schlüsselhinweis auf die Identität seines Mörders; denn wer unter diesen jungen Aristokraten hatte tatsächlich einen Grund, ihn zu fürchten? Die Wahrheit hätte vielleicht für einen Skandal gesorgt, aber das waren sie gewohnt, da es nicht das erste Mal vorgekommen wäre.
    Für Eustace Wilson hingegen stand alles auf dem Spiel, falls die Wahrheit ans Licht kam. Er würde nie wieder eine Anstellung als Archäologe finden; und falls man ihn inhaftierte und entehrte, würde er auch den Anschluß an den jungen Mann verlieren, an dessen Reichtum er wie ein schmarotzender Blutegel partizipierte.«
    Der Inspektor wirkte verunsichert. »Das ist ja alles schön und gut, Mrs. Emerson, und jetzt, da der Fall aufgeklärt ist, erscheint mir Ihre Logik hervorragend schlüssig; aber zeitweilig habe ich die Sachlage nicht so gesehen. Diejenigen, die an der … an der Krankheit Seiner Lordschaft leiden, werden gelegentlich von schrecklichen Wahnvorstellungen geplagt. Die Bedrohung durch ein so verachtungswürdiges Individuum wie Oldacre könnte ebensogut zu einem solchen Mordwahn geführt haben.«
    Emerson hustete. Er konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.
    »Wenn Sie erlauben, daß ich fortfahre, Inspektor«, meinte ich frostig, »werden Sie feststellen, daß meine Vermutung hinsichtlich des Ablebens von Oldacre von anderen Beweismitteln gestützt wurde.«
    »Verzeihung, Ma’am«, bemerkte der Inspektor.
    »Ich hatte die ganze Zeit über den Verdacht, daß der von uns gesuchte Mann kein Dilettant, sondern ein ausgebildeter Ägyptologe war. Seine Verkleidung war bis ins kleinste Detail authentisch, und die von ihm gewählten Zitate waren zu abwegig und zu speziell, als daß sie ein Laie auf diesem Gebiet entdeckt hätte.
    Das von Oldacres leichenstarrer Hand umklammerte Stück Papier enthielt eine erfundene Botschaft, kein Zitat – und das lieferte einen noch sehr viel stichhaltigeren Hinweis auf einen Sprachexperten, denn es ist einfacher, einen Text zu kopieren, als einen neuen niederzuschreiben. Die orthographischen und grammatikalischen Fehler in dieser Nachricht entsprachen denen, die nicht etwa ein Amateur, sondern ein Student machen würde – insbesondere einer von Mr. Budges Studenten.
    Oldacre war einer von Budges Untergebenen. Es war kaum vorstellbar, daß er die Mitteilung aus irgendeinem Grund selbst verfaßt hatte und daß ihr Zusammenhang mit seinem Tod rein zufälliger Natur war. Allerdings war Oldacre bereits tot, als die Uschebtis und die Briefe verschickt wurden. Nur der Himmel weiß, wie viele Studenten Budge bislang gehabt hat – zu viele, wird manch einer vielleicht behaupten. Aber der einzige andere, der eng mit dem Fall in Berührung gekommen ist, war Mr. Eustace Wilson. Er kannte Oldacre, und ich bezweifle nicht, daß ihre Bekanntschaft intensiver war, als er mir gegenüber zugab.
    Was mich eine Zeitlang von meiner Spur abbrachte, war die Beteiligung von Lord Liverpool und seinem Freund, Lord St. John. In der Tat war die schleichende Krankheit des Grafen das ausschlaggebende Element für die gesamte Geschichte. Gegen sie gibt es kein Heilmittel. Der Tod ist gewiß. Wenn Menschen den Tod konfrontieren, werden sie jedes nur erdenkliche Mittel versuchen, egal wie abwegig und nutzlos es auch sein mag. Was haben sie noch zu verlieren? Ich gebe zu, daß mir die ganze Wahrheit erst dämmerte, als wir am Abend in der Royal Academy feststellen mußten, daß die Mumie bereits freigelegt worden war.
    Die Umhüllung muß entfernt worden sein, als die Mumie sich noch auf Mauldy
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