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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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beschäftigt, die sich um Leben und Tod drehten, und hatte nicht die Zeit, dem Problem sorgfältig nachzugehen. Vermutlich hat dir Violet erzählt, daß Miss Helen ihre Erlaubnis gegeben habe und du ihr Fahrrad nehmen durftest? Ja; Violet war eine bereitwillige Teilhaberin an dem Plan und hat dich nach Kräften beschwindelt und ausgetrickst. Ah … Ramses, deine Zuneigungsbeweise berühren mich tief, aber vielleicht solltest du weitere Umarmungen so lange verschieben, bis du dich gewaschen hast. Was ist das für eine Substanz auf meinem Rock? Es kann kein Blut sein, dafür ist es zu klebrig … Nun, nicht der Rede wert. Ich überlasse es dir, Ramses, versprochen. Wie würdest du die Sache gern regeln?«
    »Ich hätte gern die Erlaubnis, Percy zu verdreschen«, erwiderte Ramses.
    Sein Vater kicherte begeistert. »Zweifellos, mein Junge, zweifellos. Ein überaus verständlicher und angebrachter Wunsch. Auch ich würde mit Vergnügen … Aber es geht nicht, Ramses.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß der junge Mann sobald wie möglich verschwindet«, versprach ich. »Und Violet ebenso. Du kannst mich beim Wort nehmen, Ramses. Irgend etwas ist dazu allerdings noch erforderlich, glaube ich. Eine unterschwellige Bedrohung oder …«
    Ramses’ dunkle Augen funkelten. »Darf ich meine Verkleidungen wiederhaben, Mama?«
     
    In der Tat war er auch hervorragend ohne sie zurechtgekommen. Seine kleine Statur zeigte ihm natürlich Grenzen auf, doch die Rolle des streunenden Straßenjungen hatte ihm bei zahlreichen Gelegenheiten gute Dienste erwiesen, und die teuflische List, mit der er einen echten Vertreter dieser Zunft bestochen hatte, um mich abzulenken, so daß ich zukünftig weniger mißtrauisch reagierte, ließ mich zwischen Bewunderung und Entsetzen schwanken. Die einzige weitere Rolle, an der er sich versucht hatte, war die des kleinen blondgelockten Mädchens gewesen; nachdem ich ihm die erste Perücke weggenommen hatte, bastelte er eine aus dem Haar von Violets Puppe. Aber damit, so gab er unumwunden zu, war er an noch extremere Grenzen gestoßen. »Ich habe die Nachteile nie richtig einschätzen können, nicht nur die der weiblichen Rolle in unserer Gesellschaft, sondern insbesondere die einer wohlhabenden Heranwachsenden«, erklärte er in der ihm eigenen pedantischen Ausdrucksweise. »Die einzige Möglichkeit, die mir als Mädchen blieb, war, mich einem Erwachsenen anzuschließen, und das war keineswegs befriedigend, denn besagter Erwachsener war, sofern nicht überaus beschäftigt, häufig der erste, der feststellte, daß ich nicht in Begleitung war, und fragte dann, was mit meinem Kindermädchen passiert sei. Des weiteren spielte ich mit dem Gedanken, mich als Zwerg oder Gnom auszugeben, entschied jedoch, daß ich in dieser Rolle zuviel unliebsame Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.«
    Von Anfang an hatte Percy mit der tatkräftigen Unterstützung von Violet versucht, Ramses in Schwierigkeiten zu bringen. Es mag unglaublich erscheinen, daß es Menschen gibt, deren Hauptvergnügen im Leben darin besteht, andere leiden zu sehen; doch die Kriminalstatistiken und die Menschheitsgeschichte als solche liefern zu viele Beispiele, die diese Schlußfolgerung untermauern. Anfangs hatte sich Ramses nicht in der Lage gesehen, diesen Intrigen Herr zu werden; er war Mörder und Diebe gewohnt, hatte aber nie zuvor jemanden wie Percy kennengelernt. Seine Versuche, sich zu offenbaren, schienen alles nur zu verschlimmern, und obwohl er so klug war, es nicht zu sagen, spürte ich deutlich, daß er fand, ich habe ihn zu schnell verurteilt. Dem mußte ich zustimmen; aber ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß Ramses’ Vergangenheit solche voreiligen Schlüsse zu bestätigen schien. Percy hatte schon bald bemerkt, daß unser Sohn das Haus verkleidet und ohne Erlaubnis verließ; Ramses hatte sich gezwungen gesehen, seine Cousins zu bestechen (so nannte er es), damit sie schwiegen. Percy hatte ihm sein ganzes Taschengeld und die meisten Wertsachen, einschließlich Uhr und Messer, abgeknöpft, und als er feststellte, daß bei ihm nichts mehr zu holen war, hatte er seinen letzten Trick aus dem Ärmel gezaubert.
    Ich gönnte mir die Genugtuung, Percy und Violet zu ihrer Mama zurückzuschicken. Sie war während der ganzen Zeit in Birmingham gewesen. Das war lediglich ein weiteres Beispiel für den Geiz meines Bruders James, denn wenn er nicht zu kleinlich gewesen wäre, seine Ehefrau in Kur zu schicken, hätte ich die ganze
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