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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes
Autoren: Elizabeth Peters
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Jetzt erschien es mir absurd, daß er uns damit soviel Angst eingejagt hatte. Die Gesichtsmaske lag daneben.

    13. Kapitel

    Seit dieser Zeit sind zwei Jahre vergangen, zwei sehr aufregende Jahre. Maspero hatte seinen Posten aufgegeben, den jetzt M. Grebaut innehat, den Emerson aber noch mehr verachtet als Maspero. Und Emerson selbst …
    Ich sitze, während ich dies schreibe, auf der Felsleiste über der geliebten Ebene von Amarna. Wenn ich meine Augen hebe, sehe ich geschäftige Gruppen von Arbeitern, die wie Ameisen über den Sand huschen, um die Ruinen von Khuenatens Stadt auszugraben. Einige herrliche Plastiken wurden bereits gefunden. Emerson ist unermüdlich, und Abdullah hat sich als sehr geschickter Vormann bewährt. Emerson sagt, es gebe kein besseres Mittel als eine kleine Erpressung, um die Fähigkeiten eines Mannes voll herauszuholen. Abdullah erwähnt die Ereignisse jenes Winters niemals.
    Mir scheint, sie hätten sich erst gestern abgespielt. Mein ganzes Leben hatte ich noch nichts so Interessantes erlebt. Natürlich gab es manche Unbequemlichkeit, aber Abenteuer und Gefahr sind doch die wahre Würze des Lebens.
    Wir mußten damals die Arbeit für ein paar Wochen unterbrechen, da wir zu Emersons Enttäuschung unsere Gefangenen nach Kairo bringen und den Behörden alles erklären mußten. Ich hätte am liebsten Alberto im Grab gelassen, doch dagegen protestierte Evelyn.
    Bei Sonnenaufgang kehrten wir also zum Boot zurück, wo Emerson der versammelten Mannschaft eine feine Rede hielt. Er erklärte, der Fluch sei eine Lüge gewesen und die Mumie eine Fälschung. Zum Beweis dafür brachte er seinen zitternden Gefangenen herbei. Die Tatsache, daß ein Engländer wie ein gewöhnlicher Verbrecher gefesselt war, brachte sie ganz auf unsere Seite. Lucas’ Mannschaft machte uns überhaupt keine Schwierigkeiten. Deren Treue war mit Geld erkauft und fand ein Ende, als der Geldstrom versiegte.
    Wir genossen die Reise nach Kairo. Michael erholte sich ziemlich schnell, und darüber war ich sehr froh. Die Mannschaft überbot sich selbst an Zuvorkommenheit, der Koch zauberte die herrlichsten Gerichte für uns, und Reis Hassan gehorchte schon meinen unausgesprochenen Wünschen. Der Mond schien hell auf das Wasser, der Fluß war romantisch und friedlich – und Emerson sagte kein Wort.
    Ich hatte damit gerechnet, daß er sein kühnes Benehmen irgendwie erklären, vielleicht eine Entschuldigung dafür finden würde, doch er schwieg und ging mir, so gut das möglich war, aus dem Weg. Erschien ich auf Deck, um den Mondschein zu bewundern, verschwand er in seine Kabine. Betrat ich den Salon, verließ er ihn gerade. Walter nützte mir gar nichts. Er hielt Händchen mit Evelyn und schaute ihr tief in die Augen. Evelyns Vermögen störte sein Glück nicht. War es möglich, daß Emerson …
    Nach zwei Tagen wurde mir das alles zu dumm. Wenn durch eine Verzögerungstaktik nichts gewonnen wird, dann ist Geduld keine Tugend. Also drängte ich Emerson geschickt eines Abends in eine Deckecke. Aus seiner Miene hätte man schließen können, ein Krokodil drohe ihn nun mit Haut, Haaren und Stiefeln zu verschlingen.
    Vorher hatten wir zusammen diniert. Ich trug noch mein rotes Abendkleid, und mit meinem Haar hatte ich mir viel Mühe gegeben. Wenn Evelyns Schmeicheleien keine Lüge waren und mein Spiegel die Wahrheit sagte, dann sah ich gut aus. Als ich mich Emerson näherte, war ich mir des angenehmen Rascheins meiner Röcke und Spitzenrüschen bewußt.
    »Nein, Emerson, Sie entkommen mir nicht«, erklärte ich ihm, als er seitlich auszuweichen versuchte. »Ich sage jetzt meinen Spruch auf. Mir ist egal, ob Sie dabei sitzen oder stehen, ich rede besser im Stehen, weil ich da klarer denken kann.«
    Er straffte die Schultern. »Gut, ich will stehen, da fühle ich mich sicherer. Fangen Sie an, Peabody. Ich weiß, daß ich Sie besser nicht unterbreche, wenn Sie in Fahrt sind.«
    »Ich möchte Ihnen einen geschäftlichen Vorschlag machen«, begann ich. »Es ist ganz einfach. Ich habe nämlich ein kleines Vermögen. So reich wie Evelyn bin ich nicht, doch ich habe mehr, als ich brauche, außerdem keine Erben. Ich wollte mein Vermögen dem Britischen Museum vermachen, doch jetzt meine ich, daß ich es schon zu meinen Lebzeiten gut verwenden kann, zumal mir das auch persönlich Freude machen würde. Ich werde, ähnlich wie Miß Amelia B. Edwards, eine Gesellschaft zur Erforschung ägyptischer Altertümer gründen und Sie als archäologischen
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