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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes
Autoren: Elizabeth Peters
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zu Evelyn gelangen konnte.
    Fantasie hat der Bursche, das muß ich zugeben, und er kann jede sich bietende Gelegenheit ausnützen. Leider taugt er sonst absolut nichts. Ich bin überzeugt, er und sein sauberer Komplice hatten noch allerhand Zwischenfälle vorbereitet, wenn sie auch vielleicht keinen Mord geplant hatten. Trotzdem scheinen sie auch den in Kauf genommen zu haben. Ich ließ mich auch täuschen. Als Sie am Nachmittag angegriffen wurden, war mir klar, daß Evelyn das Objekt der uns zuteil gewordenen Aufmerksamkeiten war, doch ich glaubte, sobald die Verlobung mit Walter perfekt sei, würde der Lord seine idiotischen und gefährlichen Spiele aufgeben.«
    Emerson schob wieder den Stock mit dem Hemd hinaus, und ein Schuß belohnte ihn auch diesmal. »Der Kerl ist noch da. Ich bin neugierig, wie lange er aushält. Vermutlich ist er sogar überzeugt, daß er ungeschoren davonkommt. Sollen wir unsere Haut retten, Peabody, und sitzen bleiben?«
    »Während Evelyn in den Klauen dieses Monsters ist? Emerson, das wollen Sie sicher auch nicht. Und Walter …«
    »Ja, um Walter mache ich mir auch Sorgen. Im Moment können wir aber nichts tun. Erst müssen wir wissen, was hinter der Sache steckt. Der Lord hat ein viel stärkeres Motiv als enttäuschte Liebe. Peabody, denken Sie nach. Wenn Sie je Ihr Gehirn anstrengen wollten, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.«
    »Ich glaube, ich ahne die Wahrheit … Aber wenn ich recht habe, dann haben wir beide uns wie Narren benommen. Also hören Sie, ich erzähle Ihnen kurz Evelyns Geschichte.«
    Das tat ich. Er lauschte aufmerksam. Nur seine Augen bewegten sich.
    »Ja, da ist hier irgendwo der Schlüssel«, sagte er schließlich. »Wenn es um sehr viel Geld geht, kann es leicht zu Gewalttaten kommen. Ist es möglich, daß der Lord über den Tod des alten Herrn die Unwahrheit sagte? Wenn er noch lebt und Evelyn als seine Erbin …«
    »Nein, er ist tot. Ein Bekannter von mir in Kairo wußte es sicher.«
    »Peabody, wie das zugeht, ist mir nicht klar, aber Evelyn muß irgendwie Kontrolle über das Vermögen haben, nach dem der Lord so gierig ist. Er hat ihr eine leiden
    schaftliche Liebe vorgespielt, um sie zur Frau zu bekommen. Aber heutzutage kann ein englisches Mädchen zu keiner Heirat gezwungen werden, und aus freiem Willen heiratet Evelyn ihn ganz gewiß nicht. Nein, es ist nicht die Dame, die begehrt wird, sondern ihr Geld. Wüßten wir nur …«
    »Ich glaube, das weiß ich. Als Lord Ellesmere starb, ließ er Evelyn ihre ganzen Besitztümer zusenden, die er vorher selbst zusammengepackt hatte. Lucas erzählte mir, er habe das ganze Schloß unter Kontrolle gehabt, ehe der alte Herr starb, und Lucas hätte es sicher zu verhindern gewußt, daß die Anwälte zu dem Sterbenden kamen, um ein neues Testament aufzusetzen. Er kann aber trotzdem eines geschrieben haben, ich glaube, man nennt es ein Nottestament. Und der alte Herr sah nur eine Möglichkeit, es sicher in Evelyns Hände gelangen zu lassen – wenn er es zwischen ihren Sachen verpackte. So hoffte er wohl, Lucas’ Verdacht zu umgehen.«
    »Bei Gott, Peabody, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen!«
    »Ja, das meine ich auch. Lucas tat alles, um zu erreichen, daß Evelyn die Kisten ungeöffnet verbrennen ließe, und er hat auch versucht, sie bei Baring, wo sie gelagert sind, herauszuholen. Baring war ein Freund ihres Vaters und kennt Lucas’ schlechten Ruf; also hatte er nicht die geringste Aussicht, die Kisten zu bekommen. Wenn er sie nämlich erhalten hätte …«
    »… wäre Evelyn jetzt in größter Gefahr. Er muß wohl annehmen, daß ein Nottestament vorliegt; deshalb hat er Evelyn ja auch so bedrängt. Als ihr Ehemann hätte er auf jeden Fall volle Kontrolle über ihr Eigentum, und dann hätte er auch ihre Kisten herausbekommen. Zum Glück scheiterten dank Ihrer Bemühungen seine Heiratspläne. Wie kamen Sie eigentlich darauf?«
    »Nun ja, es war ziemlich an den Haaren herbeigezogen, doch ich wußte, daß nur ein unverschämter, amoralischer Mann sich etwas so Verrücktes ausdenken konnte. So kam ich auf die Antwort zu diesen Fragen. Und jetzt will ich hier heraus und Evelyn suchen. Wehe, er hat ihr etwas angetan. Dann bringe ich ihn nämlich um.«
    »Da pflichte ich Ihnen bei, aber wir wollen uns doch einen sicheren Weg überlegen … Abdullah traue ich nicht ganz, denn er ist zu arm. Reis Hassan gehört zu den wenigen ehrlichen Menschen hier; leider ist er abergläubisch. Also können wir nicht
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