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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes
Autoren: Elizabeth Peters
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behutsam auf sein Bett legte. Er verlor keine Zeit und wandte sich sofort wieder der Tür zu. Ich griff nach der Lampe, um sie anzuzünden. Da hörte ich von draußen, unmittelbar neben der Tür, einen Schuß, dann ein Stöhnen, und gleichzeitig sah ich, wie Emersons hohe Gestalt in sich zusammensackte.

    12. Kapitel

    Ich ließ die Lampe fallen, vergaß meinen verletzten Diener, sogar Evelyn, und rannte dorthin, wo ich Emerson hatte stürzen sehen.
    Dann griff eine Hand nach meinem Fußknöchel, und ich fiel auf Emerson. Er stöhnte vor Schmerz. Meine Hand fand sein Gesicht und ertastete eine klebrige Flüssigkeit. »Mein Gott, Emerson, Sie sind verwundet!« rief ich.
    »Vielleicht hören Sie endlich auf, mich zu kitzeln«, erwiderte er gereizt. »Lassen Sie mich los, Peabody. Mich hat doch nur ein Stein getroffen.«
    »Oh, aber der Schuß galt Ihnen. Was wollen Sie da draußen? Kommen Sie doch herein.«
    Er kroch zum Eingang. »Das war ein Warnschuß. Solange wir nicht hinausgehen, sind wir in Sicherheit. Bitte, reichen Sie mir Walters Hemd, es liegt auf dem Bett. Und meinen Spazierstock, bitte. Danke. Und jetzt …«
    Ein zweiter Schuß belohnte seine Demonstration, als er das Hemd über den Stock legte und nach draußen schob. Emerson holte es zurück. »Er ist zwischen den Felsen«, sagte er leise.
    »Er? Wer?«
    »Sie sind ja noch dümmer als ein Dorfesel. Wer? Sie müssen doch allmählich wissen, wer es ist. Ich wußte es schon seit einiger Zeit, nur das Motiv war mir unklar. Was, zum Teufel, treibt den Burschen an, sich auf diese
    Weise eine Frau zu suchen? Daß er so verrückt ist, hätte ich nicht gedacht.«
    »Oh, ein Motiv gibt es natürlich«, antwortete ich. »Allmählich sehe ich klarer … Nein, das ist unmöglich! Anfangs verdächtigte ich auch Lucas, doch er war nicht da, sondern kam erst zu uns, nachdem die Mumie zum erstenmal erschienen war. Und er wußte auch nicht, daß wir hier …«
    »Peabody, geben Sie Michael Wasser. Ich fürchte, sehr viel mehr können wir für ihn nicht tun, und Ihre Medikamente sind in Ihrer Kammer.«
    Es war sehr wenig, was ich für Michael tun konnte. Er atmete noch, aber recht viel mehr ließ sich nicht von ihm sagen. Ich kroch zum Eingang und legte mich platt neben Emerson, der hinausspähte.
    »Peabody«, flüsterte er, »eigentlich schade, daß wir einander immer nur angefaucht haben. Wir hätten sonst nämlich diese unglückselige Geschichte verhindern können. Wissen Sie, mir war seit ein paar Tagen klar, daß der edle Lord log. Reis Hassan hat nämlich mit dem Reis der Cleopatra gesprochen, und da habe ich einiges erfahren. Seine Lordschaft hat seine Mannschaft fürstlich bezahlt, und so segelte er am Tag nach Ihrer Abreise hinter Ihnen her. Als Sie hier landeten, legte er in Minieh an.
    Der Lord hat sich ein Subjekt gekauft, das ebenso übel ist wie er, und dieser Bursche spielt die Rolle der Mumie. Wer dieser Mann ist, weiß ich nicht, das weiß niemand. Ich glaubte, er hätte Mohammed bestochen, um seine Hilfe zu finden. Sein Kostüm und seine Rolle waren vermutlich schon in Kairo gründlich geprobt, und ich nehme an, Lord Ellesmere kam einige Zeit früher in Kairo an, als er Sie glauben ließ. Haben Sie eine Idee, wer dieser Komplize sein könnte?«
    »Nein, nicht die geringste. Aber Emerson, wie sollten die beiden wissen, wo sie die Sache inszenieren sollten? Wir hatten doch gar nicht geplant, hier zu halten.«
    »Dann lügt Reis Hassan. Er sagte mir, alles sei schon in Kairo geplant gewesen. Man wollte Sie auch davon abbringen …«
    »Ah, ich habe einmal erwähnt, daß ich vielleicht Amarna besuchen würde, neben anderen Orten selbstverständlich. Aber woher wußte das Lucas?«
    »Vielleicht von Michael. Hatte er denn Gelegenheit, mit ihm zu sprechen?«
    »Natürlich. Ich selbst bat Michael, ihm zu helfen, einen Dragoman zu finden. Guter Gott, war ich eine Närrin!«
    »Sie hatten keinen Grund zum Mißtrauen, auch Michael nicht. Der Lord war doch Evelyns Verwandter. Erst später, als die Sache hier ziemlich ernst wurde, machte sich Michael Gedanken über seine harmlose Indiskretion. Er ist intelligent und Ihnen treu ergeben. Am Tag seines Verschwindens versuchte er mit Ihnen allein zu sprechen. Einer von Lucas’ Männern hörte das, und man schlug ihn nieder und hielt ihn in einer der Höhlen in den Klippen gefangen. Als wir nicht genug von dem Wein tranken, den Lucas mit Laudanum versetzt hatte, trug der Lord Michael hierher, um uns abzulenken, damit er
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