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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes
Autoren: Elizabeth Peters
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sagte sie leise und sehr bestimmt, »ich hatte die Hoffnung, dies vermeiden zu können, aber nun kann ich nicht mehr schweigen, weil Lucas es ausgesprochen hat. Ja, ich habe meine Unschuld an einen nichtswürdigen Menschen verloren, aber ich gab sie aus freiem Willen auf. Ich verließ einen alten Mann, der mich von Herzen liebte. Nur
    Amelias gütiges Herz hat mich davor bewahrt, mein Leben wegzuwerfen. Und jetzt bin ich dir Dank schuldig dafür, daß du mich vor einer unbesonnenen Handlung bewahrt hast. Ich kann Lucas’ nobles Angebot, mich zu heiraten, nicht annehmen. Es wäre keine feine Art, seine Güte zu vergelten. Ich werde niemals heiraten, sondern mein Leben guten Werken weihen.«
    Armes Ding! Sie wollte noch mehr sagen, doch ihre Gefühle waren stärker als sie, und ihre Stimme brach in einem Seufzer. Und dabei schaute sie immer Walter an, nur Walter.
    Er schien eine tödliche Wunde empfangen zu haben und wußte es nur noch nicht, daß er jetzt umfallen sollte. Emersons Gesicht war ausdruckslos wie der Fels hinter ihm. Aber nun wurde Walter plötzlich lebendig, und er fiel vor Evelyn auf die Knie.
    »Sie sind das edelste Mädchen der Welt, das mutigste und schönste!« rief er. »Aber mein liebes, mein süßestes Mädchen, halten Sie so wenig von mir, daß Sie glauben, ich könnte Ihre tragische Geschichte nicht verstehen?« fragte er voll zärtlichen Vorwurfes. »Sie hätten mir doch vertrauen dürfen …«
    Sie schaute ihn ungläubig an, dann seufzte sie, schloß die Augen und ließ ihren goldenen Kopf an seine Brust fallen. Walter drückte Evelyn fest an sich, und ich wischte mir die Tränen nicht ab, die mir über die Wangen liefen.
    »Gott sei Dank, das wäre also erledigt«, meinte Emerson erleichtert. »Lange genug hat’s gedauert. Komm, Walter, küß deine Braut, dann kehren wir ins Lager zurück. Ich bin halb verhungert und will essen.«
    »Niemand wird Sie je der Sentimentalität beschuldigen«, hielt ich ihm zornig vor. »Wollen Sie etwa behaupten, daß Sie bereit sind, Ihren Bruder an ein armes Mädchen wegzuwerfen?«
    »Nicht nur arm, nein, sogar ruiniert«, erwiderte Emerson fröhlich. »Aber wieso eigentlich ruiniert? Sie scheint in jeder Beziehung noch wie neu zu sein. Eine tüchtige Künstlerin ist eine wertvolle Ergänzung unserer Mannschaft. Ein Gehalt kann ich ihr allerdings nicht bezahlen. Stellen Sie sich doch vor, was ich damit spare!«
    Ich erschrak, als ich Lucas’ Stimme hinter mir hörte. »Emerson, das können Sie doch nicht auch noch unterstützen. Das meinen Sie doch gar nicht so.«
    »Oh, Eure Lordschaft scheinen meinen Charakter mißzuverstehen«, erwiderte Emerson samtglatt. »Wer bin ich, daß ich mich wahrer Liebe in den Weg stellen dürfte? Ich denke, das ist ganz ausgezeichnet für uns alle. Meinen Sie das nicht auch?«
    »Vielleicht haben Sie recht«, antwortete Lucas nach einigem Zögern, und ich mußte ihn dafür bewundern. »Vielleicht war es so bestimmt.«
    »Sehen Sie, jetzt benehmen Sie sich wie ein wahrer britischer Edelmann«, lobte ihn Emerson. »Wollen Sie Kohlen auf die Häupter der Verlobten sammeln, indem Sie uns helfen, einen Toast auf sie auszubringen? Komm, Walter, wach auf! Walter! Walterchen!«
    Wie in Ekstase lief er gehorsam hinter seinem Bruder drein, und Evelyn konnte ihren verzückten Blick nicht von Walter lösen.
    »Na, so edel bin ich auch wieder nicht«, meinte Lucas und lächelte dazu. »Entschuldige mich, Evelyn. Ich möchte ein bißchen allein sein.«
    »Gott sei Dank«, sagte ich aus tiefstem Herzen, als er verschwunden war.

    11. Kapitel

    Später machte ich mir doch Sorgen um ihn. Walter und Evelyn waren in ihr Glück versunken, so daß Emerson und ich die ganze Unterhaltung allein bestreiten mußten.
    »Peabody«, sagte Emerson schließlich, »ich glaube, von dem Lord haben wir zum letztenmal etwas gesehen. Hoffentlich. Allerdings meine ich, auch die Mumie war zum letztenmal da. Nein, Gefahr besteht keine mehr.«
    »Unsinn«, erwiderte ich gereizt. »Lucas kann die Mumie gar nicht gewesen sein. Ich habe die beiden wiederholt zusammen gesehen.«
    »Nun, vielleicht irre ich mich« – sein Ton bestritt diese Möglichkeit ganz entschieden –, »und es gibt wirklich ein Grab in den Hügeln, das die Dorfbewohner plündern wollen. Aber, Peabody, dieser Plan stammt nicht von einem Ägypter. Nur ein Europäer oder ein Engländer, höchstens noch ein Amerikaner könnte sich so etwas ausgedacht haben, denn die haben ihre skrupellosen Sammler.
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