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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern
Autoren: Jack Womack
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unternehmen wir jeden Samstag etwas zusammen. Sie sind so alt wie ich und gehen auch auf die Brearly. Ich kenne sie seit der 1. Klasse. Sie sind meine besten Freundinnen.
    Gestern flog Pappi nach Los Angeles, und Mama schlief sich aus, weil sie weiß, daß ich mir und der dummen Boob das Frühstück selber machen kann. Manchmal darf Boob mit, wenn wir am Samstag losziehen, aber nicht heute, hähä, weil sie noch Hausaufgaben zu machen hatte. Es war so warm draußen, und wir wollten in den Park. Mama ermahnte uns: »Nicht weiter als bis zum Museum, ihr Gänschen. Ihr wißt: Hinter jedem Busch ein Perverser!« Mama sagt das mit den Gänschen, aber Pappi nennt uns ›Vipern‹, weil wir immer Unsinn vorhaben.
    Wir gingen also in den Park und wollten auch nicht weit hinein. Aber du weißt ja, wie es ist, Anne, man redet und geht und redet und geht. Hunderte Menschen waren im Park, und auf einmal waren wir schon bis zum See gebummelt. Da lagen Männer in der Badehose und einer, ein ganz haariger Gorilla, küßte einen anderen. Katherine sagte: »Schaut mal, der ist andersherum.« Lori kicherte.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Ich frage mich, wie die gehen können.« Sie meinte das Ding zwischen ihren Beinen.
    »Das solltest du gerade wissen«, sagte Katherine. Lori ist nämlich zu Halloween mit einem 14jährigen Jungen namens Simon Norris losgezogen. Der Bruder eines Freundes ihres Bruders. Mir erzählte sie, daß nichts gewesen sei. Sie hätten eine Weile rumgeknutscht und dann wollte er ihr den BH ausziehen, was sie nicht erlaubte, also hörte er auf. »Das solltest du gerade wissen«, sagte Katherine immer wieder. Lori fuhr sie an: »Sei still, Kat, sei nicht so dumm.« Immer streiten die beiden.
    Ich hatte gerade mein Coke ausgetrunken, steckte mir die leere Dose zwischen die Beine und ging mit steifen Beinen umher: »So gehen die.« Lori fiel um vor Lachen, und Katherine tat so, als würde sie nicht zu uns gehören. »Ihr seid abscheulich.« Die ist vielleicht eine Trantüte.
    Wir gingen zurück in die Osthälfte des Parks, weil Mama sagt, dort sei es sicherer. Als wir gerade die Straße überqueren wollten, roch es so verbrannt. Wir sahen einen Krankenwagen und Menschen und Polizisten bei einem Baum stehen. Wir rannten hin, und eine Rollerbladerin erzählte uns, daß ein Obdachloser angesteckt worden sei. Katherine schlug das auf den Magen, und sie wollte sich übergeben. Lori und ich wollten nachschauen, ob er ganz verkohlt sei, aber er war schon im Sanka. Ein alter Mann sagte zu uns, das sei nichts, was wir sehen wollten, und ich wollte ihn fragen, woher er das wissen will, hab's dann aber doch nicht getan. Katherine war grün im Gesicht und zitterte, hat aber nicht gespuckt. Lori nannte sie Zimperliese, sah aber selbst nicht allzu gut aus.
    Auf dem Heimweg sahen wir dann noch ein paar schwarze und hispanische Mädchen, die Flaschen an der Parkmauer zerdepperten. So wie die lachten, war klar, daß die den alten Mann angezündet hatten. »Rassistin«, sagte Lori, als ich sie darauf hinwies. »Bin ich gar nicht«, erwiderte ich, aber sie sagte, sei ich schon und so fort. Katherine hat mir, glaube ich, zugestimmt, aber nichts sagen wollen. Ich bin nicht rassistisch, aber diese Kids waren die Täter. Ich weiß nicht, woher ich das weiß, aber ich weiß es. Als wir an den Obdachlosen in der 86. Straße vorbeigingen, fragte ich mich, wie oft die wohl schon in der Situation gewesen sind, daß ihnen jemand weh tun oder sie gar anzünden wollte. Mama und Pappi spenden andauernd für Obdachlosenprogramme, aber sie liegen trotzdem überall herum.
    Wir gingen noch zu Lori und hingen dort eine Weile herum. Lori wohnt mit ihren Eltern in der 83. Straße zwischen der Lexington und der Park Avenue. Katherine erzählte, daß sie sich Sorgen macht, weil ihre Mutter gesagt hat, daß bald ihre Periode komme, aber bis jetzt ist nichts. Lori meinte, sie wird es schon erwarten können. Es sei bei ihr nur halb so schlimm. Ich habe Glück gehabt; wenn bei mir die Rote Armee einmarschiert, dann zieht es ein wenig am ersten Tag, dann nicht mehr. Katherine sagt, sie wolle keine Tampons verwenden, weil es weh getan hat, als sie es ausprobierte. »Dann bleiben dir nur die Mäusematratzen«, fachsimpelte Lori. »Keine Tampons für Zimperliesen.«
    Katherine wurde sauer, aber nur kurz. Wir hörten noch Musik, und dann ging ich heim.
    Über den Verbrannten kam nichts in den Nachrichten. Ich erinnere mich, daß sie das früher immer gebracht
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