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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern
Autoren: Jack Womack
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nimmt sie zuviel Prozac, dadurch wird sie vergeßlich. Ein Kerl brachte unser Essen, und wir langten zu. Ich habe mir Shrimps mit Cashewnüssen bestellt, Boob Rindfleisch in Knoblauchsoße. Pappi und Mama aßen Sesamnudeln, weil sie angeblich keinen großen Hunger hatten. Während des Essens liefen wieder die Nachrichten. Der Präsident hielt eine Rede, in der es hieß, die Lage sei gar nicht so übel, also solle sich niemand Sorgen machen. Pappi meinte, er sei ein Idiot.
    »Ein Hanswurst«, sagte Mama. »Als ich zur Schule ging, da müssen solche Typen zu Hunderten herumgerannt sein. Jetzt haben sie das große Sagen.«
    Das große Sagen, seufzte Pappi.
    »Aber ihr sagt doch das gleiche wie er«, warf ich ein. »Alles halb so schlimm und so weiter.«
    »Der weiß doch nicht, wovon er spricht«, zürnte Mama. »Der hat sich eines Tages den Golfschläger einmal zu oft selbst über den Schädel gezogen.«
    Der Präsident hat das gleiche aufmunternde Zwinkern in den Augen wie Mama und Pappi, wenn sie uns erzählen, daß alles in Ordnung sei. Jede Wette, der redet ebenfalls um den heißen Brei herum. Jemand fragte ihn, was er zu tun gedenke. Der Präsident antwortete, daß er nicht viel tun könne, da sich jeder seine eigene Welt schaffe. Dann stieg er in seinen Helikopter und flog weg. Unruhen gab es in Detroit, in Seattle und natürlich in Miami. Chicago und Los Angeles müssen nicht mehr extra erwähnt werden. Pappi meinte, es gäbe zu viel Wirklichkeit heutzutage.
     

27. Februar
    Gestern war kein guter Tag, Anne. Sobald Pappi sich aufregt, flippt Boob aus. Und gestern wußte sie auf den ersten Blick, daß ihn etwas fürchterlich umtreibt. Ich fragte Mama, was denn los sei, aber sie beschwichtigte nur: »Nichts, Schnuckel, mach dir keine Gedanken.« Während des Abendessens redeten Pappi und Mama und waren sofort beim Geld, wie immer. Pappi sagte, er wisse nicht, woher nehmen.
    »Geh doch zur Bank. Die sollen dir Geld geben«, schlug Boob vor. »Einfach reingehen und sagen: ›Gebt mir sofort Geld!‹«
    Pappi meinte nur, daß die Leute von der Bank ihn gar nicht mehr zur Tür hinein ließen. Und Mama sagte: »Ihr macht euch zu viele Gedanken; das solltet ihr nicht.« Pappi erklärte, daß er zwar eine Menge Ideen habe, aber daß im Augenblick keiner Geld dafür ausgebe, so wie die Dinge stehen. Er sah erst mich, dann Boob an und sagte, er wisse nicht, was wir machen sollen.
    »Können wir helfen?« fragte ich. Ich habe damit gerechnet, daß er das ablehnt, weil er das immer so macht, und so war es auch. »Ganz sicher?« Er schüttelte den Kopf.
    »Kinder, wir müssen doch etwas besprechen«, verkündete Mama. »Es wird wohl nicht notwendig sein, aber ihr sollt Bescheid wissen.«
    »Bescheid worüber?« fragte Boob.
    »Umziehen. Daß wir vielleicht für eine Weile woanders wohnen sollten. Nicht für sehr lange, ihr Lieben, nur für die Zeit, in der uns das Wasser bis zum Hals steht.«
    Boob sagte kein Wort und blickte ständig in Richtung Pappi, während Mama redete. »Umziehen wohin?«
    »Wir bleiben in der Stadt und suchen uns eine kleinere Wohnung. Die hier vermieten wir. Nur für ein paar Monate, den Sommer über vielleicht, oder bis in den Herbst. Aber bestimmt nicht für lange, meine Kleinen. Außerdem habe ich vielleicht gesagt.«
    »Wie lange?« wollte ich wissen.
    »Nicht lange.«
    »Wir fahren also nicht nach Long Island im Sommer?«
    »Liebling, das käme sowieso nicht in Frage, selbst wenn wir Geld hätten. Ihr wißt, daß es dort gerade sehr rauh zugeht nach dem Unfall. Die Irren sind doch dort am Durchdrehen.«
    »Aber aus New York ziehen wir nicht weg?«
    Pappi verneinte. Das sei viel zu teuer. Wir suchten uns nur für eine Weile eine kleinere Wohnung hier in Manhattan. Von uns wolle er wissen, wie wir über diese und andere Veränderung dächten.
    »Welche anderen Veränderungen?«
    Er schüttelte den Kopf. Es werde wohl nicht dazu kommen, aber sie wären schon beträchtlich, sollten sie doch nötig sein.
    »Wie beträchtlich?«
    Das wisse er nicht, aber ihn interessiere, ob uns das aufregen würde.
    »Das kommt doch darauf an, um welche Veränderungen es sich dreht«, erklärte ich. »Laßt ihr euch scheiden?« Boob schwieg, aber man sah, daß sie aufgewühlt war. Keine Rede von Scheidung, meinte Pappi. »Hätte mich auch gewundert. Aber ich bin froh, daß es nicht so ist«, erwiderte ich. Was auch immer käme, versprach Pappi, würden wir immer zu viert durchstehen. Das sei gar keine Frage.
    »Wann
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