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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern
Autoren: Jack Womack
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Ihre Gefühle schäumen über, aber sie haben keinen Schimmer, wie sie sie zum Ausdruck bringen könnten. Und wenn sie ihre Gefühle zeigen, dann stellen sie sich eher jämmerlich an. Amerikanischer geht es wohl nicht.
     
    F: Ihre Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Kam denn Rückmeldung aus diesen Ländern? Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten, daß Übersetzer an Ihrer unnachahmlichen Sprache herumfingern?
     
    A: Mit dem italienischen Übersetzer von ›Zufällige Akte …‹ habe ich direkt zusammengearbeitet. In Deutschland wird das gleiche Buch von meinem alten Freund Karl Bruckmaier für HEYNE übersetzt, ansonsten gab es keinen Kontakt zu den Übersetzern. Die fertigen Bücher kommen bei mir an, und ich habe keine Ahnung, wie gut oder schlecht sie übersetzt sind. Allerdings stelle ich mir die Aufgabe als ganz schöne Herausforderung vor. Andererseits erzählen europäische Fans, denen ich begegne, daß sie die Bücher ohnehin in englisch gelesen hätten. Das scheint üblich in Europa, weil man dort viel mehr an Fremdsprachen interessiert ist als bei uns.
     
    F: Und Japan?
     
    A: Anfangs wurden meine Bücher an HYAKAWA verkauft, aber dann war Sense, vielleicht weil mein Übersetzer Hisashi Kuroma gestorben ist, der auch Gibson oder Sterling übersetzt hat. Ich weiß, daß spätere Romane von mir in Japan seither in der englischen Fassung gelesen werden.
     
    F: Reizte es Sie, ein Sachbuch zu schreiben?
     
    A: Käme auf das Thema an. Es müßte mich schon sehr ansprechen, eines meiner Spezialthemen sein. Von ein wenig Journalismus für die Zeitschrift Spin abgesehen, habe ich wenig Erfahrung außerhalb des Literaturbetriebs. Mir geht es da wie mit den Kurzgeschichten. Ein Roman kann einfach breiter angelegt werden; man sagt: »Ich will etwas schreiben, das im heutigen Rußland spielt« und dann tastet man sich vorwärts, wogegen die Kurzgeschichte eben die von mir wenig geliebte Beschränkung vom Umfang her bedeutet, die mich gleich einengt.
     
    F: Wie jeder Schriftsteller werden Sie wohl Ihre Anregungen und Obsessionen aus allen möglichen Quellen beziehen. Was zum Beispiel hören Sie für Musik?
     
    A: In letzter Zeit höre ich viel Frank Sinatra und Nick Cave. Bei mir geht das immer hin und her. Wie glücklich war ich, als Punk plötzlich da war: Patti Smith hatte auf jeden Fall Einfluß auf mich. Robert Johnson liebe ich natürlich, die ganz frühen Aufnahmen von Elvis, nicht sein späteres Zeug …
     
    F: Sie meinen eine Art Elvis 1.
     
    A: Den echten Elvis eben, den ersten, einzigen, bevor er zu dem wurde, was er eben wurde. Den Elvis ohne Schlagzeug, wenn Sie wissen, was ich meine. Den Elvis, dessen Mutter noch lebte.
    Dann gibt es noch einige Filme, die mein Schreiben beeinflußt haben, vom Visuellen her und ihre Dialoge. Meine Art der Dialoge verdankt sich auf etwas verquere Weise den Screwball-Komödien der 30er Jahre, ich meine das Tempo und die Art, wie die Menschen drunter und drüber kommunizieren, weil es eben absichtlich oder unabsichtlich komisch sein soll. Als Lieblingsfilme würde ich ›King Kong‹ nennen, ›Citizen Kane‹ und ›Freaks‹. Aber alles, was ich höre und sehe und erlebe, nehme ich auf, filtere es durch meine spezielle Brille und verwende es als Einfluß.
    Wenn ich mir die Mühe mache und einer bestimmten Stelle nachgehe, um zu rekonstruieren, wo die herkommt, dann stellt sich meist heraus: aus verschiedenen Quellen. Ich vereine diese Einflüsse und mache sie zu meinem eigenen Produkt, sei es dann gut oder schlecht. Für mich ist alles Rohmaterial, das ich solange umdeute, bis meine Welt daraus geworden ist. In diesem Sinn bin ich einer dieser Typen mit Dachschaden, über die wir eingangs gesprochen haben. Es existiert eine verwandtschaftliche Nähe. Aber hoffentlich nur unterschwellig.
     
    F: Die meisten Autoren haben ein seltsames Verhältnis zu ihren Kritikern, egal, ob diese gut oder schlecht über sie schreiben. Wie geht es Ihnen, wenn Zeitungen Sie bewerten?
     
    A: Ich lese Besprechungen eher nicht, weder gute noch schlechte. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, daß selbst die guten Besprechungen oft genug das Buch völlig falsch einschätzen. Meine Arbeit ist von Kritikern dermaßen gründlich mißverstanden worden, daß ich dazu einfach nichts mehr sagen kann. Mein Zeug versteht man entweder oder eben nicht. Wenn nicht, auch gut. Aber so wird es allen Schriftstellern gehen: »Welches Buch hat der Kerl eigentlich gelesen?«
     
    F: Was ist
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