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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern
Autoren: Jack Womack
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Am Schluß von ›Zufällige Akte …‹ redet die Hauptperson ›Ambient‹-Sprache: Lolas letzter Tagebuch-Eintrag ist so gehalten. Man kann also ›Ambient‹ aufschlagen und im gleichen Takt und Klang weiterlesen. Leute, die mir eingestanden haben, daß die Sprache meiner früheren Bücher sie überfordere, erzählten mir nach der Lektüre von ›Zufällige Akte …‹, daß sie jetzt plötzlich verstehen könnten, was da in diesen anderen schwierigen Schmökern steht. Das war eine meiner stillen Hoffnungen und die ist nun eingetroffen.
     
    F: ›Zufällige Akte …‹ kommt mir vor wie ein Bolero. Es fängt so harmlos an, und der innere Druck baut sich erst langsam auf. Wenn es dann nur noch kracht und scheppert, fragt man sich, wo und wann das eigentlich losgegangen ist: »Hoppla, das ist doch nicht mehr dieses harmlose Büchlein, das ich zu lesen begonnen habe.«
     
    A: Da kam mir die Tagebuch-Form zugute. Ich konnte mir langsam fortschreitende Einträge erlauben, einen zögerlichen Zuwachs an Intensität, obwohl das Buch nur den Zeitraum von ein paar Monaten abdeckt. Manchen scheint der tatsächliche rapide Umbruch in der Geschichte zu schnell zu gehen, aber so ist das nun mal: Die Dinge ändern sich schnell. Wie eben die Sprache in meinen Büchern: Glaube ich wirklich, daß man in 20 Jahren so reden wird wie in ›Ambient‹? Nein, aber unsere Sprache wird sich in dieser Richtung entwickeln. Sprachliche Veränderungen lassen sich meiner Meinung nach leichter hochrechnen als diese Atomhubschrauber-Phantasien. Mehr Substantive, die als Verben gebraucht werden und umgekehrt, so wird sich unsere Sprache in 30 Jahren anhören. Das kann ich leichter als Teil der Zukunft festlegen, als wenn ich mich auf dieses Spiel einlasse: Aha, wir haben jetzt fusionsgetriebene Rasenmäher. Das muß also die Zukunft sein.
     
    F: Sprachliche Genauigkeit ist das Kennzeichen Ihrer Arbeit. Für mich funktioniert dieser Ansatz sehr gut; er erhöht die Lebhaftigkeit. Fällt Ihnen die Arbeit an Dialogen und an den Charakteren leichter als das Schreiben von deskriptiven Passagen?
     
    A: Beide kosten mich gleich viel Mühe. Das liegt an meiner Herangehensweise. Seit ›Ambient‹ unterscheiden sich die verschiedenen Gruppierungen durch ihren Dialekt. Jede Gruppe verfügt über einen ureigenen Jargon. Die Ambients sprechen Ambient. Die Geschäftsleute sprechen Biz. Andere Sprechweisen entwickeln sich erst. O'Malley, die zentrale Person, spricht manchmal vergleichsweise herkömmliches Englisch, aber ein Biz-Unterton schwingt immer mit und läßt nur gelegentlich Raum für Ambient-Einschübe. In O'Malley verschmelzen die verschiedenen Sprechwelten.
     
    F: Ihre ersten fünf Bücher sind – grob gesagt – die Geschichte von Dryco, dem alles beherrschenden Konzern. Dryco ist das Leitmotiv, manchmal im Vordergrund, manchmal nur unterschwellig wahrnehmbar, aber sein Geist durchzieht alles.
     
    A: Der Geist von Dryco ist allgegenwärtig. Dryco dient mir als großangelegte Metapher für die Welt der Konzerne und Banken. Andererseits ist Dryco eine Welt, über die nicht einmal die daran Teilhabenden tatsächliche Verfügungsgewalt haben können, nicht einmal die Besitzer. Die Familie der Drydens wird ebenso wie O'Malley auch von Dryco beherrscht, ebenso Luther, Jake, all die anderen. Dryco ist also eine bösartige Wesenheit, aber das Böse geschieht auch auf einer unbewußten Ebene.
    In ›Elvissey‹ etwa unterzieht sich Dryco einem Vorgang, der im Buch ›re-gooding‹ heißt, also ›Wiedergutwerdung‹. Dryco will ganz bewußt wieder menschlicher werden. Die Firma ist aber zu diesem Zeitpunkt schon mit der ganzen Welt identisch. Ihre Bemühung, etwas gut werden zu lassen, was von Hause aus schlecht ist, ist logischerweise zum Scheitern verurteilt. Aber der Konzern ist nicht einmal in der Lage, das zu bemerken. Die Leidtragenden dieser Anstrengung nehmen diese Vergeblichkeit wahr, nicht aber der Konzern.
    Meiner Meinung nach ist das ein hinlänglich bekanntes Muster, das in allen religiösen, bürokratischen oder nationalistischen Strukturen auftritt: Die ursprünglichen Ziele werden aus den Augen verloren, weil der Apparat den Blick darauf verstellt. Man stelle sich eine messianische Figur vor: Ihre ursprüngliche Botschaft geht meist den Bach hinunter, wird unter all dem angehäuften Müll eines Apparats verschüttet. Was der Erretter eigentlich bezweckte, mutiert und zeitigt oft gänzlich andere Ergebnisse.
     
    F: In ›Heathern‹
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