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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition)
Autoren: Rainer Kempas
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waren kaum begangen. Lediglich
ein alter Mann in Hemdsärmeln schlurfte langsam über die Gebäudebrücke. Auch
das Café des obersten Stockwerks war wenig belebt. Keiner schien ihn zu beachten.
       ‚Was mag denn so wichtig sein, um mich auf diese
geheimnisvolle Art sprechen zu wollen?’ Verwundert schüttelte Steff den Kopf.
Vor einer Stunde hatte er eine Mitteilung auf seinem Telexmonitor, der ein
Briefdiktat aufgezeichnet hatte, vorgefunden. ‚Kommen Sie um 15:00 zur
Telefonzelle auf ihrem Dach. Dort werde ich sie anrufen. Dringend!’ er
schüttelte den Kopf. ‚Bestand vielleicht ein Zusammenhang mit seinem Flug nach
Santoga?’ Das kam ihm lächerlich vor. Er griff zum Schlitz, in dem noch seine
Geldkarte steckte.
       Da klingelte es. Die Sichtlampe vor ihm flackerte auf.
Schneller, als er eigentlich wollte, ergriff er wieder den Hörer.
       »Ja?« flüsterte er in die Sprechmuschel.
       »Sind Sie es, Doktor Maiger?« ertönte es am anderen Ende.
       »Als ob Sie das nicht selbst wüssten. Sie sehen mich ja wohl
schon die ganze Zeit.« Steff blinzelte durch das Kunststoffglas zu den
Fenstern.
       »Ja natürlich, das war nur so geredet.« Der andere lachte
kurz auf und räusperte sich. Danach entstand eine kleine Pause:
       »Und wer sind Sie?« fragte Steff.
       »Ich? Oh, nennen sie mich einfach Sokuk. Merken sie sich den
Namen aber genau. Denn mehr kann ich ihnen jetzt am Telefon nicht verraten. Dazu
müssen wir uns persönlich treffen.«
       »Warum denn das?« entfuhr es Steff. Er konnte sich nicht
entscheiden, ob er die Situation als albern oder ernsthaft einschätzen sollte.
       »Oh, Sie wissen ja wahrscheinlich selbst, wie die Zellen und
auch Ihr Telexmonitor arbeiten. Da kann doch jeder ran. Um in die Schaltzentrale
zu gelangen, könnte ich sogar meine Oma losschicken.« Der Anrufer schien wieder
in eine knappe Lachsalve auszubrechen. Doch dann wurde er deutlicher. »Ich kann
Ihnen nur so viel sagen, Doktor Maiger. Sie sind doch Paläontologe. Deshalb
werden Sie auch wissen, was ein Kontinentaldrift ist. Und in diesem Zusammenhang
auch nicht das Interesse unserer lieben Besucher vergessen haben, das bi-3 Positron!
Und: natürlich hat das ganze was mit ihrem Flug zu tun, Doktor.«
       Steff verstand immer noch nicht ganz. ‚Was ist daran so
besonderes, um derart geheimnisvoll zu sein? Sicherlich war die Entdeckung des
bi-3 Positrons vor 65 Millionen Jahren auf der Erde für die Außerirdischen eine
wichtige Tatsache, da sie nun endlich hoffen können, damit ihre Entwicklung zu
retten. Doch jeder weiß auch, dass wir dieses Positron heute nicht mehr finden.
Was sollte da nicht stimmen?’
       »Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinaus wollen. Das
müssen Sie mir schon noch deutlicher sagen.« Steff kam sich ungerechtfertigterweise
ein bisschen dumm vor.
       »Das werde ich ihnen auch sagen, lieber Doktor. Aber nicht
hier, Sie verstehen. Lassen sie uns doch einen Treff ausmachen.«
       »Ich nehme an, den haben Sie bereits längst festgelegt.«
       »Genauso isses, Doktorchen. Dabei kommt es mir natürlich vor
allem darauf an, dass ich wieder unerkannt verschwinden kann. Deshalb: wie wäre
es heute um 16.30 im neuen Olympiastadion? Es läuft auch ein sehr interessantes
Fußballspiel, und sie werden sich bestimmt nicht langweilen. So schlagen wir
gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
       »Und wie werden wir uns treffen? Was sie ja schließlich
bezwecken, wir sind nicht die einzigen dort.«
       Sokuk feixte. »Aber Doktor, wie können Sie nur glauben, dass
wir eine solch wichtige Kleinigkeit vergessen würden. Schauen Sie doch mal in
das Telefonbuch unter dem Buchstaben M wie Maiger. Das ist auf Seite 246.«
       Steff griff unter die Wählscheibe und zog das betreffende
Buch hervor. Er öffnete es und schlug die Seite 246 auf. Dort lag eine
Eintrittskarte mit der Sitznummer 184, Reihe 12.
       Im Hörer klickte es.
       Steff schaute auf die Uhr. Es war Viertelvier. ‚Wenn ich mir
jetzt ein Taxi bestelle, kann ich in ner halben Stunde im Stadion sein.
Vielleicht ist es bei dem Gedränge ganz gut, etwas früher anzukommen. Und auf
das Spiel freue ich mich auch.’
       Doch dann glitten seine Gedanken wieder zu dem anonymen
Anrufer, der sich Sokuk nannte. ‚Was wird er von mir wollen? Bestand von
irgendwoher eine Gefahr? Vielleicht von den AI?’
       Vor fünf Jahren waren sie von Santoga gekommen. Aber sie
waren nicht aufgebrochen, um zu töten
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