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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition)
Autoren: Rainer Kempas
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gemacht sind, aus dem alles besteht.« Beinahe
ereiferte sich der sonst so stille Santoganer. »Nun erinnere dich noch einmal
des Röhrens unserer Kranken.« Intensiv schaute er Steff an. »Es zog sich in die
Gesamtheit der kosmischen Einheit, es verband sich mit der Mächtigkeit der Sterne.
So wie letztlich alles miteinander verknüpft ist.«
       Steff hob langsam seinen Kopf. Er verstand nun, worauf sein
Freund hinaus wollte. »So ist der Sonnenwind und die kosmische Strahlung letztlich
der Zusammenhalt des Kosmos selbst, seine Sterne, Sonnen und Erden.«
Erschrocken hielt er inne. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf. »Und das
Nordlicht ist immer dann entstanden, wenn... Wenn... « Eigentlich wusste er es
besser. Immer dann, wenn der Sonnenwind, von der Sonne kommend, verstärkt
auftrat. Doch da musste noch etwas sein, das ihn auf der Erde besonders band.
Dass ihn zu diesen Polarlichtern verstärkt animierte.
       Mit großen Augen verfolgte er die Brandung in der Iris des
anderen. »Immer wenn sie die kosmische Einheit anriefen«, beendete Mata-Hele
den Gedanken, »und immer, wenn sie vom Plasma getrunken haben. Aber nie
wirklich, dass sie den Ringstrom gefährdeten, denn es scheint - ohne dass sie
es sich wahrscheinlich selbst bewusst sind - dass ihnen die Aufgabe zukommt,
das Leben auf der Erde zu bewahren.« Abrupt wandte er sich seinem Freund zu.
»Zu erzeugen und zu erhalten. Bis heute.«
       »Aber warum nur, Mata, warum dann das jetzt? Diese heftigen
Katastrophen!«
       Der Santoganer beobachtete ruhig seinen irdischen Freund.
»Willst du es denn immer noch nicht verstehen, Steff?« Abwartend legte er ihm
die Hand auf den Arm. »Wenn du glaubst, dass es dich ganz allein auf der Welt
gibt, dass um dich herum nichts weiter existiert, ja - wenn du nicht einmal
davon Kenntnis hast, was sich hinter den Wänden oder gar über dir befindet,
würdest du es nicht auch mit der Angst zu tun bekommen, dich gar bedroht
fühlen, wenn da plötzlich etwas auftaucht, was du bislang für völlig unmöglich
hieltest, an dessen Existenz du bisher nicht einmal einen Gedanken verschwendet
hast? Sie wissen ja nicht mal, dass es die Erde gibt, geschweige denn eine
Erdoberfläche. Ich bin zwar sicher, dass in ihrer Art von Sprache auch eine
Bezeichnung für ihre Welt besteht, aber sie wird der unsrigen völlig
entgegengesetzt sein - so, wie alles anders ist, als bei uns.«
       Der Santoganer hatte eindringlich gesprochen, und verhielt
nun ruhig neben seinem Freund. Dieser nickte gedankenvoll vor sich hin. »Das
alles setzt voraus, dass sie uns hier wahrgenommen haben. Wir also in ihrer Nähe
waren!« Er hielt kurz inne. »Dann haben wir ihnen vielleicht wehgetan. Wir
haben sie mehr als erschreckt, wir haben sogar die Vorstellung ihrer geschlossenen
Welt zerstört. Was sind wir doch für Barbaren!«
       In diesem Augenblick vernahmen sie erneut das Anschlagen des
Santoganischen Funkgerätes. Gespannt horchte Mata-Hele auf und wandte sich
langsam den Menschen zu. »Es ist gerade durchgegeben worden, dass sich das
Phänomen der Ringflamme zurückgezogen hat und anscheinend bald aufhören wird.
Auch das Nordlicht erstrahlt nur noch wenig über dem Pol. Ich glaube, damit ist
die Gefahr für uns alle und für die ganze Erde vorbei.«
       Grenzenloser Jubel war die Folge. Erfreut und zuversichtlich
begannen die Wissenschaftler, wieder miteinander zu reden. Ihre Verkrampfung
löste sich. Die Positronen waren gefunden und die Erde einer aufkommenden Katastrophe
entgangen. Letztendlich schien sich doch noch alles zum Guten zu wenden.
       Lediglich Steff war aufgestanden und hatte sich einwenig von
den anderen abgesetzt. Still stand er da und starrte den Weg zurück, den sie gerade
heraufgekommen waren. Ihm war nun endgültig klar geworden, dass er nie mehr
zurückkommen konnte. Aber die Sensation der Erdgeschichte war in seinem Herzen
eingemeißelt. Er wusste jetzt, dass die Saurier existierten und weiter
existieren würden. Nicht nur für ihn. Für alle, die sie achteten, und die die
kosmische Einheit des Universums erkannt hatten. Ein unsagbar mildes Gefühl erfasste
ihn. Vergessen war die Enttäuschung der Rückkehr. Er hatte jetzt den Zusammenhalt
der Welt begriffen. Vielleicht sogar sorgte die unendliche Macht des Kosmos
doch noch für ein Zusammentreffen mit den Sauriern. Irgendwo in der Weite des
Raumes. ‚Denn je dunkler das Weltall ist, desto heller leuchten seine Sterne.’
Eine Weisheit der Santoganer. Und sie
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