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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit
Autoren: .Brian W. Aldiss
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Masse.
    Sofort begann die Morchel sich zu teilen. Sie floß zur Hälfte in die Öffnung und vermischte sich mit dem Fleisch. Dann trennten sich die beiden Hälften.
    Sodal wurde zurückgehoben, das Loch mit den Fleischstücken wieder verschlossen.
    Yattmur hatte sich gesetzt und gab Laren die Brust. Gren ließ sich neben ihr nieder. Sie deutete hinab auf die dunkle Seite des Berges. Hier und dort wurden wandernde Lichter sichtbar. Die Dickpelze waren also noch da und warteten.
    »Sie greifen nicht an«, sagte Yattmur. »Vielleicht wäre es doch noch möglich, den Weg hinab ins Becken des Überflusses zu finden, wenn du nicht in den Wald zurückkehren willst ...«
    »Es ist zu spät«, unterbrach sie Gren. Unter ihnen bewegte sich die Landschaft. »Halte dich fest, Yattmur. Achte auf Laren.«
    Der Traverser stieg in die Höhe. Dann segelte er dicht über den Felsgrat dahin, hinab in das Becken des Überflusses. Er überquerte es in geringer Höhe, kreuzte Schattenzonen und tauchte dann in das Licht der Sonne. Er flog ihr entgegen.
    Laren begann zu weinen.
    Plötzlich ertönte wieder Sodals Stimme, aber es war die Morchel, die sprach:
    »Kommt alle hierher, denn ich habe euch etwas zu sagen. Ihr müßt alle zuhören, denn es ist sehr wichtig.« Sie wartete, bis alle nahe genug heran waren. Nur Gren und Yattmur rührten sich nicht vom Fleck. Sie ignorierten den Befehl der Morchel, aber sie konnten auch so hören, was sie ihnen mitzuteilen hatte. »Ich habe jetzt zwei Körper, und der Traverser steht unter meiner Kontrolle. Er fliegt nur dorthin, wohin ich ihn lenke. Habt keine Angst, denn vorerst besteht für euch keine Gefahr. Aus dem reichen Wissen Sodals habe ich Erkenntnisse schöpfen können, die alle meine bisherigen Pläne ändern. Ihr sollt sie erfahren. Die Sodals waren einst Geschöpfe des Meeres. Während auf dem Lande alles Leben von den Pflanzen überwuchert wurde, konnte es sich im Wasser länger halten und Verbindung miteinander pflegen. Ihr Wissen ging nicht so schnell verloren wie das der anderen Rassen. Noch heute wandern sie ruhelos über die Oberfläche unserer Welt und vergrößern ihre Kenntnisse. So kam es, daß sie das bevorstehende Ende der Welt erkannten. Es wird nicht schnell kommen, sondern noch viele Generationen werden geboren werden und sterben, ehe der Tod von der Sonne nach der Erde greift. Und doch sagen die Zeichen, daß der Anfang vom Ende bereits begonnen hat. Die grünen Pfeiler beweisen es. In anderen Teilen der Welt ist es schon so heiß geworden, daß nur verbrannte Erde blieb. Dort stehen die grünen Säulen schon lange und evakuieren das Leben. Sodal weiß, was sie bedeuten. In seinem Geist sah ich auch verbrannte Küsten und kochende Meere.«
    Die Morchel schwieg.
    Gren ahnte, daß sie im Gehirn Sodals nach weiterem Wissen forschte. Er schauderte zusammen. Auf der einen Seite bewunderte er das seltsame Wesen wegen seines Wissensdurstes, auf der anderen Seite verachtete er es, weil es als Parasit leben mußte.
    Tief unter ihnen zog die Küste dahin, immer noch mit dunklen Schattentälern durchsetzt. Nur die hohen Ebenen lagen im Sonnenlicht und waren grün.
    Dann begann die Morchel erneut zu sprechen:
    »Sodal versteht nicht alles, was er an Wissen zusammengetragen hat. Ich will versuchen, es besser zu machen, wenn es mir auch schwerfällt, euch Dinge zu erklären, die ihr nicht begreifen könnt. Vor langer Zeit entdeckten eure Vorfahren, daß alles Leben von einer einzigen Zelle abstammte und sich daraus entwickelte. Sie nannten sie Urzelle; und als sie sich teilte – so wie ich mich teile –, entstanden zwei Lebewesen. Dann vier, acht und immer weiter. Mehrere schlossen sich zu Kolonien zusammen – die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten. Das Leben war geboren – aus einem fruchtbaren Punkt, aus einer Zelle. Genau wie die Welt, auf der das Leben entstand. Der Mensch entdeckte diesen gewaltigen Vorgang und verstand ihn. Aber er entdeckte noch mehr. Eines Tages wußte er, daß die Entwicklung nicht immer voranschreitet, sondern daß eines Tages der Zeitpunkt gekommen ist, in dem das Gegenteil geschieht. Der Verfall beginnt. Wir leben in dieser Periode.«
    Wieder machte die Morchel eine kurze Pause. Niemand unterbrach die Stille. Das einzige Geräusch wurde durch den vorbeistreifenden Wind verursacht. Rechts glitt das Meer unter ihnen hinweg.
    »Als das Sonnensystem geboren wurde, war alles Leben und alle seine Formen in einer einzigen Zelle vereinigt. Später, als es
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