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Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag
Autoren: Simone van Der Vlugt
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inzwischen schon im Haus, sichert Spuren und findet auch ihre Fingerabdrücke. Sie sind zwar nicht registriert, aber es gibt genug Leute, die wissen, dass Vincent und sie ein Paar waren.
    Bestimmt wird man rasch ihren Namen herausbekommen. Sie nimmt sich vor, die niederländischen Nachrichten abends im Internet zu recherchieren. Die meisten Hotels bieten ja einen WLAN -Zugang an, notfalls geht sie in ein Internetcafé.
    Nathalies Handy klingelt, und sie zuckt zusammen. Als sich die Freisprechanlage zuschaltet, geht das schrille Läuten in ein dezentes Summen über.
    Ungläubig starrt sie auf das Display: VINCENT .
    Im nächsten Moment erfasst sie Panik, und sie gerät mit dem Auto ins Schleudern.
    Das ist vollkommen unmöglich! Das kann nicht sein!
    Vincent ist tot – sie hat doch die heftig blutende Kopfwunde gesehen!
    Jemand muss sie mit seinem Handy anrufen. Bestimmt die Polizei. Man hat ihn also gefunden und sucht bereits nach ihr!
    Die Freisprechanlage summt unbeirrt weiter.
    Nathalie drückt die rote Taste, und das Gerät verstummt. Gleich darauf schaltet sie auch ihr Handy aus.

3
    Als Erstes riecht sie Blut. Der penetrante metallische Geruch bringt Julia zum Würgen. Automatisch beginnt sie, durch den Mund zu atmen.
    Im Flur des Reihenhauses in der Bachstraat sprechen sie und ihr Partner Sjoerd Volleberg kurz mit den Kollegen von der Spurensicherung.
    Durch die offene Wohnzimmertür fällt Julias Blick auf die Leiche eines jungen Mannes. Mit vorquellenden Augen und weit geöffnetem Mund liegt er am Boden, den Kopf in einer Blutlache. Auf seiner Stirn sitzen Fliegen mit blaugrün schillernden Flügeln.
    Mit geschultem Blick sieht Julia sich im Raum um. Sie war schon öfter mit Mordopfern konfrontiert, doch der Anblick eines gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen nimmt sie jedes Mal wieder aufs Neue mit.
    »Ein Schuss in den Kopf, zwei in die Brust.« Sjoerd hat sich neben sie gestellt.
    »Die Kollegen meinen, der Täter müsse von hinten ins Haus gelangt sein. Die Küchentür stand offen, weil es so warm ist«, sagt Julia.
    Sie gehen an der Leiche vorbei zur Küche, wo das zweite Opfer liegt. In der Tür bleiben sie stehen und betrachten schweigend die auf der Seite liegende junge Frau. Sie ist höchs tens fünfundzwanzig, hat knallrotes Haar und trägt ein Top mit Leopardenmuster und weiße, blutverschmierte Leggins. Auch auf ihrer Leiche haben sich Schmeißfliegen niedergelassen. Eine davon setzt sich auf Julias nackten Arm. Angewidert schlägt sie nach dem Insekt.
    Der Täter muss schnell und äußerst skrupellos vorgegangen sein, denkt sie.
    »Kopfschuss. Mit Sicherheit sofort tödlich.« Sjoerds Stimme klingt sachlich und beherrscht. Er zeigt auf einen halb gefüllten Picknickkorb auf der Arbeitsplatte. »Sieht so aus, als hätten die beiden einen Ausflug machen wollen, vielleicht zum Badesee.«
    »Aber dann bekamen sie Besuch«, meint Julia. Von der Spurensicherung hat sie gehört, dass in der Spüle Teegläser standen, die mitgenommen wurden, um sie auf Fingerabdrücke und Speichelreste zu untersuchen.
    Bevor Julia und Sjoerd das Haus betraten, haben sie mit der Nachbarin gesprochen, die die Leichen entdeckt und die Polizei verständigt hat. Sie hatte sich bei Kristien Moors etwas Mehl borgen wollen. Als niemand auf ihr Klingeln reagierte, war sie zur Hintertür gegangen und hatte die junge Frau auf dem Küchenfußboden gefunden.
    Sie erwähnte auch, dass sie gegen halb zwölf einen silber grauen Alfa vor der Tür gesehen habe.
    Dem Täter kann der Wagen allerdings nicht gehören, denn Kristien Moors und Ruud Schavenmaker waren, wie die mitteilsame Frau berichtete, am frühen Nachmittag noch von anderen lebend gesehen worden.
    Als es nach einer halben Stunde klingelt, wirft Julia einen Blick aus dem Wohnzimmerfenster. Vor dem Haus steht ein Leichenwagen.
    Zwei Männer kommen herein, heben den toten Ruud Schavenmaker vorsichtig an und legen ihn in einen Leichensack. Ihre Behutsamkeit zeugt von Respekt und Mitgefühl. Sie werden die Leiche in die Gerichtsmedizin bringen.
    Als sie weg sind, macht Julia das Fenster weit auf. Die Schmeißfliegen umsummen sie noch eine Weile, dann verzie hen sie sich ins Freie. Julia sieht ihnen nach und überlegt schau dernd, worauf sie sich wohl als Nächstes niederlassen werden.
    Die Bestatter sind inzwischen in der Küche beschäftigt. Kurz darauf wird Kristien Moors’ Leiche an einer Gruppe neugieriger Anwohner vorbeigetragen.
    Auch die Presse hat bereits Wind von den
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