Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag
Autoren: Simone van Der Vlugt
Vom Netzwerk:
irgendwie möglich machen.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragt Nico, als er eineinhalb Stunden später das Haus betritt und die Blutflecken auf dem Wohnzimmerteppich sieht.
    »Wir hatten Streit, das Ganze ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.« Vincent presst ein Handtuch an seinen Hinterkopf. Er hatte gehofft, die Blutung stillen zu können, aber vergeblich. Jedes Mal, wenn er dachte, es habe aufgehört, brach die Wunde erneut auf, und das Blut rann ihm in den Nacken.
    Obwohl Nico im Umgang mit Vincent gelernt hat, sich nicht in dessen Angelegenheiten zu mischen, stehen ihm die Fragen deutlich ins Gesicht geschrieben. Er stellt sie aber nicht, sondern öffnet stattdessen seine Arzttasche.
    »Na, dann sehen wir uns die Sache mal an. Setz dich, bitte.«
    Vincent holt einen Stuhl vom Esstisch, setzt sich und lässt das Handtuch sinken.
    Schweigend nimmt Nico die Verletzung in Augenschein.
    »Stimmt, das muss genäht werden«, sagt er schließlich. »Es sieht aber schlimmer aus, als es ist.«
    »Wie bitte? Hast du nicht gesehen, wie viel Blut ich verloren hab?«
    »Kopfwunden bluten immer stark, deshalb sieht es gleich sehr dramatisch aus. Falls dir schwindlig oder übel ist, hast du vielleicht eine Gehirnerschütterung. Am besten, du gönnst dir ein paar Tage Ruhe und …«
    »Mir fehlt nichts«, fällt Vincent ihm ins Wort. Ihm ist zwar leicht schwindlig, aber er kann es sich nicht leisten, mit so etwas Zeit zu verplempern.
    »Wo ist Nathalie?«, fragt Nico.
    »Fort. Das Loch im Kopf hab ich der blöden Gans zu verdanken. Wenn ich die erwische, bring ich sie um.«
    Nico ist anzusehen, dass er gern mehr erfahren würde, aber er ist vernünftig genug, keine weiteren Fragen zu stellen. Schließlich kennt er Vincents Wutanfälle zur Genüge.
    Kaum ist Nico gegangen, macht Vincent sich an die Arbeit. Er rollt den Teppich zusammen und deponiert ihn in einem leer stehenden Nebengebäude. Dann packt er alles, was er für eine mehr tägige Reise braucht, in einen Rucksack und stellt ihn in den Flur. Rasch erledigt er noch ein paar dringende Telefonate, alles andere muss warten.
    Das Geld im Tresor war nicht alles, was er im Haus hat. Unter einer losen Bodendiele befindet sich ein Versteck, das Nathalie nicht kennt. Er war sich nie hundertprozentig sicher, ob er ihr trauen kann, und ihm war stets bewusst, dass sie ihn eines Tages verlassen würde, und zwar nicht mit leeren Händen. Da sie die Kombination für den Tresor kennt, konnte sie sich an seinem Geld bedienen; was sie jedoch nicht weiß, ist, dass er sie problemlos orten kann. Ein GPS -Gerät wird ihn zu ihr führen.
    Vincent klappt das Gerät auf, aktiviert das System und konzentriert sich auf den LCD -Monitor. Das Gerät sucht ein paar Sekunden lang, dann wird die Position der ermittelten Signalquelle angezeigt.
    Wütend fixiert er den blinkenden roten Pfeil.
    Dann schließt er das Gerät, klemmt es sich unter den Arm, nimmt den Rucksack und geht in die Garage. Dort steht der Zweitwagen, sein Porsche.
    Kurz darauf rast er auf der schmalen, kurvenreichen Landstraße in Richtung Autobahn. Die grelle Sonne blendet ihn immer wieder.
    Auf dem Monitor des GPS -Geräts sieht er, dass Nathalie inzwischen Roermond erreicht hat. Der Pfeil blinkt aber nicht mehr, das heißt, sie hat angehalten.
    Vincent kennt die Adresse und runzelt die Stirn. Anscheinend ist es ihm doch nicht gelungen, sie von dieser Freundin loszueisen: eine unglaubliche Tratschtante, die wahnsinnig neu gierig ist und nichts für sich behalten kann. Weiß der Himmel, was Nathalie der jetzt erzählt!
    Bei dieser Vorstellung packt ihn die kalte Wut. Derartige Heimlichkeiten hätte er Nathalie nicht zugetraut, so naiv und hilflos, wie sie sich immer gegeben hat.
    Aber wohin sie auch fährt – er wird sie finden. Diesmal wird er sich von ihrem Jammern und Flennen nicht erweichen lassen. Noch nie zuvor hat es jemand gewagt, ihn körperlich anzugreifen – was Nathalie getan hat, ist absolut unverzeihlich, und deshalb muss sie sterben, auch wenn es ihm nicht leichtfallen wird, sie umzubringen.
    Die Wut schwelt noch in ihm, als er den Stadtrand von Roer mond erreicht. Eine Viertelstunde später parkt er vor einem Reihenhaus.
    Der Pfeil auf dem Monitor blinkt seit Kurzem wieder, also ist Nathalie weitergefahren. Am liebsten würde er sofort die Verfolgung aufnehmen, doch erst muss er hier noch etwas klären. Er betrachtet das Haus, dessen Fenster das Sonnenlicht reflektieren.
    Hier also war sie, bei ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher