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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Sears
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wieder in Ordnung.
    »Ihre Frau stammt aus Venezuela?«
    Der Themenwechsel schien ihn zu verwirren. Doch dann dämmerte es ihm. Er lachte verhalten. »Und Sie meinen, dies könnte für meine Familie und mich der geeignete Zeitpunkt sein, um auszuwandern?« Jetzt war er nicht mehr irritiert, er war fasziniert.
    »Die verfolgen dort eine Nichtauslieferungspolitik. Von dem Geld, das Sie beiseitegeschafft haben, lässt es sich in dem Land sehr gut leben.«
    »Ich müsste schnell sein, nehme ich an.«
    »Eine Woche. Nächsten Montag werde ich die Taschen des Jacketts absuchen, das ich an dem Abend anhatte, und dabei diesen USB-Stick finden, der immer noch gefehlt hat. Selbstverständlich werde ich ihn sofort den Behörden übergeben.« Wenn mir nicht noch eine bessere Verwendung einfiel.
    »Und was kostet mich das?«
    Ich nahm einen Post-it-Block und notierte ein paar Angaben. »Bis zum Börsenschluss heute werden Sie auf jedes dieser beiden Auslandskonten fünf Millionen Dollar überweisen.«
    »Zehn Millionen? Das erscheint mir überzogen.«
    »Das sind noch nicht mal zehn Prozent dessen, was Sie bei der Sache rausgeholt haben. Ein Finderlohn.«
    »Sie haben mich missverstanden. Ich meinte nur, es erscheint mir überzogen im Verhältnis zu dem, was ich gewinne. Eine Woche. Warum nicht einen Monat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das FBI wird nicht so lange warten. Die werden sich Geoffreys Rechner und seine Dateien bald noch einmal vornehmen. Und genauso auf Siekommen wie ich. Und – Neil? Lassen Sie sich das von einem gesagt sein, der es wissen muss – Gefängnis wäre nichts für Sie.«
    Er lehnte sich zurück und zog mit dem Brillenbügel seinen rechten Mundwinkel herunter. »Es bringt nichts, über die Höhe Ihres Finderlohns zu verhandeln, richtig? Nein. Nun gut, es kann ja ein fast sinnliches Vergnügen sein, die Differenz zwischen neunzig und einhundert Millionen loszuwerden.«
    Damit setzte er die Brille wieder auf und las, was ich ihm aufgeschrieben hatte. »Nassau? Kein Problem. Die Fonds werden innerhalb weniger Stunden da sein. Auf welche Namen laufen die Konten?«
    »Es sind Nummernkonten. Namen sind nicht nötig.«
    »Nur zu meiner persönlichen Horizonterweiterung.«
    »Der Erste ist der Jason-Stafford-junior-Trust, unwiderruflich. Für meinen Sohn. Der Verwalter bin ich.«
    »Warum verlangen Sie nicht mehr? Sie haben mich doch in der Hand. Warum nicht ein Drittel? Die Hälfte?«
    Wenn wir mit den Ausgaben so weitermachten, würde der kleine Fonds, den ich für den Jungen eingerichtet hatte, vielleicht noch für ein, zwei weitere Jahre ausreichen. Die Schule, die Ärzte, Heather – das alles zusammen kostete um die Hundertfünfzigtausend im Jahr. Wenn man fünf Millionen in einen Mix aus erstklassigen Anleihen investierte, warfen sie ungefähr so viel ab – und noch ein kleines Polster dazu. Genug, um die Wölfe auf Abstand zu halten.
    »Mehr braucht er nicht«, sagte ich.
    »Und das zweite Konto?«
    Ich grinste. »Das ist für mich.«
    Er erhob sich und strich sich imaginären Staub von der Hose mit den perfekten Bügelfalten. Ich hatte ihn soeben erpresst und gezwungen, sein ganzes Leben auf den Kopf zustellen, doch auf seiner Stirn zeigte sich nicht der kleinste Schweißtropfen.
    »Sehen Sie es mir nach, wenn ich Ihnen nicht die Hand gebe«, sagte er.
    Ich stand ebenfalls auf. »Wenn das Geld nicht da ist, Neil ...«
    Er fiel mir ins Wort. »Abgesehen von meinen sonstigen Qualitäten, Jason, ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Das Geld wird da sein. Entschuldigen Sie mich, aber ich sollte mich beeilen. Ich werde das alles zu Hause erst einmal erklären müssen.«
    Als er gegangen war, schaltete ich den Minirekorder in meiner Jacketttasche aus. Meine kleine Versicherungspolice.

29
    Ich verließ das Weld -Gebäude zum letzten Mal und nahm ein Taxi zum Flughafen La Guardia. In Gedanken war ich schon weit voraus, doch ich versuchte, mich zu bremsen und Rogers weisen Rat zu beherzigen – ein Schritt nach dem anderen.
    Einzuchecken hatte ich nichts, und mein Handgepäck bestand lediglich aus einer Aktentasche mit einem frischen Hemd, Wäsche, Zahnbürste und Rasierzeug. Und dem Matchbox-Auto, das ich am Nachmittag zuvor gefunden hatte. Was auch geschah, ich hatte nicht die Absicht, länger in Louisiana zu bleiben als unbedingt nötig.
    Die Zeit bis zum Start reichte gerade noch für einen längst überfälligen Anruf.
    »Wanda?« Ich wagte es nicht, sie Skeli zu nennen – noch nicht. »Hier ist
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