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Am Ende siegt die Liebe

Am Ende siegt die Liebe

Titel: Am Ende siegt die Liebe
Autoren: Maren Simonis
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brachte sie zur Tür. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Herr Lange.« Say lächelte ihm zu und ging rasch hinaus. Leise schloß sie die Tür hinter sich.
    Als Say eine halbe Stunde später das Hotel verließ, um durch den Park zu ihrem Appartement zu gehen, war es inzwischen ganz dunkel geworden. Sie hatte das Häuschen fast erreicht, als aus einer Baumgruppe leise ihr Name gerufen wurde.
    Abrupt blieb die junge Frau stehen. Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken. Unter Tausenden hätte sie diese Stimme herausgekannt. »Kim?« fragte sie ebenso leise.
    »Ja, ich bin es, Kim«, antwortete ihre Schwester auf Thai und trat mit einem kleinen Buben an der Hand zwischen den Bäumen hervor. Ängstlich schaute sie sich um. »David und ich brauchen deine Hilfe.«
    Es war das erste Mal, daß Say ihren Neffen sah. Wortlos nahm sie ihn auf den Arm und drückte ihn an sich, bevor sie nach dem Koffer ihrer Schwester griff. »Kommt«, sagte sie und führte sie zu ihrem Appartement.
     
    * * *
    Es kam nicht oft vor, daß sich die ganze Familie in der Wohnstube aufhielt, doch an diesem Abend war es der Fall. Im Fernsehen lief eine Show, die auch Anton Löbl interessierte. Der Bauer saß im Rollstuhl neben dem Sessel seiner Schwester. Magdalena Walkh ofer hatte ihr Strickzeug geholt. Ihre Finger bewegten sich ganz von alleine, während ihre Augen dem Geschehen auf dem Bildschirm folgten. Ihr Stiefsohn Paul blätterte in einem Reiterjournal, und Franziska bestickte eine Decke, die sie einer Freundin zum Geburtstag schenken wollte.
    Die Show wurde für einige Werbespots unterbrochen. Paul schlug das Journal zu. »Gehst du am Freitag mit mir zum Tanzen, Franziska?« fragte er. »Im >Kleiber< ist allerhand los. Es wird bestimmt nett.«
    Franziska schüttelte den Kopf. Sie wußte, daß der junge Mann sie liebte, aber sie konnte diese Liebe nicht erwidern.
    »Und warum nicht?« Paul stand auf. Er legte eine Hand auf i hre Schulter. »Hast du Angst, ich könnte dich beim Tanzen beißen?«
    Die junge Frau griff nach ihrem Block. »Nein«, schrieb sie. »Außerdem würde ich mich meiner Haut schon zu wehren wissen.«
    »Da bin ich mir sicher.« Er sah sie an. »Was ist es dann?«
    »Könnte es nicht sein, daß ich keine Lust zum Tanzen habe?« schrieb sie.
    »Du meinst, du hast keine Lust mit mir zu tanzen«, sagte Paul lauter, als beabsichtigt. »Wenn dich dein Dr. Schumann fragen würde, könntest du ihm nicht schnell genug in die Arme fallen.«
    Magdalena Walkhofer fand es an der Zeit, sich einzumischen. Sie konnte ihren Stiefsohn zwar verstehen, dennoch tat es ihr leid, daß er Franziska so bedrängte. »Paul«, mahnte sie und schüttelte unwillig den Kopf.
    »Der Paul hat völlig recht«, warf ihr Bruder ein. »Einen Mann wie ihn findet die Franziska sicher nicht ein zweites Mal auf der Welt.« Er schlug mit der Hand auf die Lehne seines Rollstuhls. »Warum willst du nicht endlich vernünftig werden, Franziska?« fragte er seine Tochter. »Paul hat es bestimmt nicht verdient, daß du ihm ständig die kalte Schulter zeigst.«
    Franziskas Gesicht wurde weiß. Ihr Stift flog über den Block, dann sprang sie auf und warf ihn ihrem Vater auf den Schoß. »Es ist immer noch meine Sache, ob und wen ich mal heirate«, las er.
    »Marc wird es sicher nicht sein«, sagte er. »Davon abgesehen, solltest du dir mir gegenüber einen anderen Ton angewöhnen. Immerhin bin ich dein Vater.«
    Paul erkannte, was er angerichtet hatte. Er hatte nicht vorgehabt, einen Streit zwischen Vater und Tochter auszulösen. Sein Stiefonkel hatte vor einigen Monaten einen sehr schweren Unfall gehabt, und es war noch nicht abzusehen, wie lange er auf den Rollstuhl angewiesen sein würde. Anton Löbl war immer ein tatkräftiger Mann gewesen, der mit beiden Beinen fest im Leben stand. Seine Hilflosigkeit brachte ihn zur Verzweiflung. Deshalb genügte in letzter Zeit schon ein kleiner Funke, um ihn explodieren zu lassen.
    »Es tut mir leid, Franziska«, meinte der junge Mann. »Es ist dumm von mir gewesen, dich so zu bedrängen.« Er trat zu ihr und streckte ihr die Hand hin. »Frieden?«
    »Was soll das, Paul?« fragte Anton Löbl, bevor seine Tochter einschlagen konnte. »Ich sehe keinen Grund, weshalb du dich bei diesem Starrkopf entschuldigen solltest. Es wird allerhöchste Zeit, daß sich Franziska ihre Flausen aus dem Kopf schlägt. Davon abgesehen, daß der Marc mit seinen Vierzig viel zu alt für sie ist, gehört sie auf den Hof.«
    Franziska riß ihren Block an
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