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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fabian Hischmann
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Geschwindigkeit.
    Über mir ist der Himmel mit Wolken bestückt, die sich wie zu einem Schuppenpanzer aneinanderlegen und ab und an von einer Passagiermaschine im Landeanflug auf den Zürcher, Basler oder Stuttgarter Flughafen durchbrochen werden.
    TomTom lotst mich auf die letzte, enge Landstraße der Fahrt. Noch zwei Kilometer bis zum Ziel. Ich rolle aus der Sonne in den Tann.
    Peng!
    Wieder dieser Knall, näher jetzt als im Haus. Erschrocken ducke ich mich tiefer über das Lenkrad, spüre eine wahnwitzige Angst. Maria voll der Gnade, ich glaub ja nicht dran. Einen Gang höher schalten, ruhig atmen, überhaupt mal wieder Luft holen, die Sonnenbrille anlegen. Alles ist gut, murmle ich in mich hinein. Vor mir taucht eine Wiese auf, Sonnenlicht.
    Peng!
    Ich drifte nach rechts, fast gegen einen der letzten Baumstämme, kann gerade noch korrigieren und schramme so nur in die Brennnesseln auf dem Randstreifen. Da jagt wohl einer. Bis jetzt bin ich davongekommen.
    Im Rückspiegel wird das Waldstück kleiner, in der Sonnenwiese lärmen Grillen, und am Ende der Straße steht ein Haus.

8
    Niemand nimmt mich in Empfang. Ich parke auf dem Vorderhof, feiner Kies knirscht und staubt beim Bremsen. Fest werfe ich die Tür ins Schloss. Nichts.
    Ein paar Hühner wetzen an mir vorbei. Alle Fenster des Hauses sind geöffnet, Gardinen wehen im Durchzug.
    Endlich, und so plötzlich, dass ich schon wieder zusammenzucke, wird die Haustür aufgerissen und ein Typ in Tanktop und ziemlich kurzer Hose springt die vier Stufen nach unten und kommt mit einem: »Hallo. Du bist Max, oder?«, auf mich zu. Er sieht so sportlich aus, ich habe Angst, dass er mich nach dem Handschlag mit einem lockeren Judogriff über seine Schulter wirft.
    »Ich bin Anton. Die anderen sind hinten im Garten. Trinkst du Weißwein oder Apfelsaft?«
    »Beides.«
    Ich warte, bis Anton mit einer Kiste voller Getränke aus dem Keller zurückkommt, folge ihm durch das Haus, in dem es nach einem Mix aus Hefezopf und Knoblauch riecht. Mir fällt auf, dass die meisten Möbel aus Holz sind, es ist ziemlich aufgeräumt.
    Im Garten angekommen, verharre ich einen Moment und sondiere die Lage: Rechts sitzt ein weiterer junger Mann auf einer Bierbank in der Sonne und nickt mir freundlich zu. Seine Haare sind kurzgeschoren und sehr blond. Geschickt zupft er Johannisbeeren in eine Schüssel mit Quark. Geradeaus liegen schmale Beete, ich erkenne Zucchini und Tomaten, und dahinter eine Wiese mit drei Obstbäumen. Im Halbschatten der Bäume steht ein gedeckter Tisch, an dem bis jetzt nur eine weibliche Person sitzt und Brot schneidet. Daneben ist ein Grill aufgebaut und davor stehen Maria und Jan. Er fächert mit einer Pappe die Glut rot, sie raucht, ascht ab, sieht dem wegfliegenden Gift hinterher und dadurch mich. Ihr Kleid ist marineblau mit einem weißen Dreieck auf der Brust. Sie winkt. Auch Jan dreht sich kurz zu mir und gleich wieder um. Verhalten hebe ich meine Hand, als wäre ich zögerlicher Bieter auf einer Auktion und das umworbene Objekt eine Nummer zu groß für mich. Anton erreicht den Tisch und küsst die Frau.
    Mit möglichst lockeren Schritten stapfe auch ich los.
    »Hey Max, schön. Hast du gut hergefunden?«
    Maria sieht sexy aus mit der Kippe im Mundwinkel, und ein bisschen albern. In der Umarmung riecht sie vor allem nach Rauch.
    »Ja, kein Problem. Hab ein Navi im Auto.«
    Die Geküsste steht auf und gibt mir die Hand.
    »Julia.«
    »Freut mich.«
    Anton reicht mir ein Getränk, dessen Farbe sowohl für Wein als auch für Apfelsaft spricht.
    »Wir haben schon Hallo gesagt«, erklärt er den anderen und prostet mir zu.
    »Ja. Danke für die Einladung.«
    Ich nehme einen Schluck. Weißwein.
    Unter meinen Achseln perlt und rinnt Schweiß in das weiße Hemd. Er wird Flecken machen, die mit jeder Wäsche schlechter rausgehen und gelbe Ränder bekommen werden.
    »Es kann losgehen«, ruft Jan, lässt die Pappe ins Gras fallen, wie ein Ritter seinen Schild nach der Schlacht, und sieht mich jetzt an.
    »Flieger, lange her. Isst du Fleisch?«
    »Ja.«
    »Schön.«
    Er lächelt undurchsichtig.
    »Es gibt Lammkoteletts.«
    Unsere Münder und Finger sind fettverschmiert, die Gläser, aus denen wir trinken, übersät von braunen Abdrücken. Ich nage an meinem letzten Kotelett herum, kappe mit den Zähnen eine Sehne, deren längeres Stück an den Knochen zurückflitscht.
    In der vergangenen halben Stunde habe ich Folgendes erfahren: Der blonde Junge heißt Pelle, kommt aus Lund in
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