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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fabian Hischmann
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er uns, stellt einfach nur Klotz nach Klotz auf den Schlagstumpf. »Kommst du, Jan?«, fragt Maria weich.
    Mit dem Jackenärmel wischt er den Tropfen unter seiner Nase weg. »Ist besser, wenn ich hierbleibe. Ich will euch den Abend nicht verderben.«
    »Na gut. Nur siehst du das falsch. Du verdirbst den Abend eben gerade dadurch, dass du hierbleibst.« Sie ist den Tränen nah. Ich flüstere ihr zu: »Fahr du mit Lio schon vor. Wir kommen nach.« Traurig nimmt sie mir meinen Korb ab und geht.
    »Glaubst du nicht, dass das jetzt genug ist? Es ist kalt, lass uns reingehen.«
    »Also ich schwitze, Flieger. Und ich mach weiter, soll nämlich nicht wärmer werden in der nächsten Zeit.«
    »Gut, aber dann lass mich wenigstens mithelfen.«
    Er legt die Axt auf seine Schulter.
    »Du kannst mir das Holz angeben.«
    Ich stelle es hin und er schlägt härter zu als nötig. Eine Weile geht das so, dann lege ich statt dem Holz den Briefumschlag auf die Fläche.
    »Was ist das?«
    »Sag du’s mir.«
    Ruppig greift er das Kuvert und knüllt es in seine Tasche.
    »Geh einfach zum Essen, Flieger.«
    »Nicht ohne dich, Kranig.«
    Er schlägt die Axt in den Stumpf.
    »Was willst du hören?«
    »Was dich bedrückt.«
    »Also gut, wenn du dann Ruhe gibst.«
    Wieder im Haus, behalten wir die Jacken an, stehen wir uns gegenüber. Abwechselnd trinken wir den Rest aus der Weinflasche und Jan beginnt zu sprechen: »Ich hab dir ja erzählt, dass ich den Hof geerbt habe.« Ich nicke. »Leider war das nicht alles, was mir Karl hinterlassen hat.« Mit einer Handbewegung fordert er die Flasche von mir und schluckt hastig. »Ich versteh nicht ganz«, sage ich, bemerke, dass Erkältung, Alkohol und Nikotin sich allmählich auf meine Stimme auszuwirken scheinen. Er fährt fort: »Außer dem Hof hab ich auch jede Menge Schulden mitbekommen … wenn man erbt, erbt man alles, du weißt das sicher.«
    »Ja, weiß ich. Aber warum hast du das Erbe dann nicht ausgeschlagen … er hätte doch wissen müssen, was er dir damit zumutet, oder nicht?«
    »Karl hat es gut gemeint, da bin ich mir absolut sicher. Er wollte einfach nicht, dass ich wieder ohne Zuhause dastehe, und den Hof in guten Händen wissen. Aber die haben ihn zuletzt so mit Schmerzmitteln vollgepumpt, dass er den Rattenschwanz vergessen haben muss, der da mit dranhängt … und ich hatte natürlich die Wahl, das Erbe nicht anzutreten, hab gewusst, worauf ich mich einlasse … ich schaff das schon irgendwie, hab ich gedacht … wenn ich nur nicht wieder hier wegmuss …«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und bin ehrlich gesagt nicht gerade froh, jetzt Bescheid zu wissen.
    »Du musst mich für komplett schwachsinnig halten«, sagt Jan und guckt auf den Boden.
    »Nein, es ist nur … und wenn du den Hof verkaufst?«
    »Kommt nicht in Frage. Mittlerweile ist das hier ja auch nicht mehr nur mein Zuhause.«
    Er kann die Tränen nicht länger zurückhalten und mir fällt nichts anderes ein, als die Flasche von seinen Fingern zu lösen und ihn in den Arm zu nehmen.
    Eine halbe Stunde später, Maria drängelt seit drei Kurznachrichten, habe ich ihn dazu gebracht, doch ins Auto zu steigen. Im Schritttempo rutschen wir den Berg runter, wäge ich die Möglichkeiten ab. Niemals würde er mich seine Schulden, die ja eigentlich gar nicht seine Schulden sind, begleichen lassen, und wie ich ihn dazu bringen könnte, darum zu wetten und gegen ihn zu verlieren, denn somit wären es meine Ehrenschulden, will mir auch nicht einfallen.
    Ich bin tief in den Rettungsgedanken versunken, da schreit Jan plötzlich: »Pass auf, Max!«
    Vor uns auf der Piste, die einmal eine Straße gewesen sein soll, steht ein Hirsch im Lichtkegel der Scheinwerfer. Ich bremse und hupe und der Hirsch springt davon und nach einer Pirouette bleiben wir stehen. Und auf einmal weiß ich es.
    »Alles klar?«, fragt Jan.
    »Alles klar«, antworte ich.

Epilog: Premiere

83
    Dann ist Frühling, sitzen wir in unserem Garten.
    Valentin und ich justieren die Leinwand, Timon, der frischgebackene Abiturient, ist für unbestimmte Zeit zu Besuch und schließt den Beamer an, Julia gibt Paul die Brust, während Pelle, der jetzt für immer Ferien hat, versucht, Anton einen Ollie beizubringen, ihm dafür vorsichtshalber meinen alten Kinderfahrradhelm aufgesetzt hat, und Lio bellt die Frisbeescheibe an, die auf dem Terrassenholz herumliegt. Er hält sein Spielgerät für ein Tier – er wird blinder und blinder, sagt der Tierarzt.
    Peng!
    Maria lässt
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