Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fabian Hischmann
Vom Netzwerk:
let’s have a tequila, you and me.«
    »Sure. By the way, my name is Max.«
    »Emily.«
    Ihre Hand ist klein und ungeschmückt, kein Ring, kein Band. Sie ist wie der Rest von Emily, schlicht schön.
    »Happy Hour«, verkündet Luke. Ich bestelle ein Light-Bier, sonst ist die Nacht bald vorbei. Emily bleibt bei Tequila und beschließt: »Let’s choose our songs.« Auf ihrem Handrücken funkeln ein paar feuchte Salzkristalle.
    Ich entscheide mich für die Lemonheads. Emily nickt anerkennend, sagt: »Evan Dando is amazing!« Sie wiegt sich im Takt und singt mit: »I’m too much with myself, I wanna be someone else.«
    Und als das Lied vorbei ist, legt Emily ihre Auswahl auf den Teller: My Hometown . Sie ist ein weiblicher Valentin.
    Weil, wie sich herausgestellt hat, Emily die Mitbewohnerin von Luke ist, zahlen wir bloß die Hälfte. Emily hat gesagt, dass ich mit ihr nach Chelsea auf eine Vernissage kommen soll. Jordan, ihr bester Freund, stellt seine Kunst auf einer Dachterrasse aus. Er macht Skulpturen aus Leuchtstoffröhren und es wird ein Barbecue und Bowle geben.
    Vor der Tür laufen wir gegen eine Wand aus eisiger Luft, gerate ich ins Schwanken, kann mich aber auf den Beinen halten. Ich zünde mir eine Zigarette an und Emily erzählt, dass sie seit Monaten an jedem Sonntag aufhört und an jedem Samstag wieder anfängt. Da es noch nicht Mitternacht ist, rauche ich allein. Hier in Amerika komme ich mir auf offener Straße dabei leicht verbrecherisch vor. Fühlt sich super an.
    Wir haben uns darauf geeinigt, ein paar Blocks zu Fuß zu gehen, um uns frisch zu machen. Den Rest wollen wir mit dem Taxi fahren. Als wir an einer roten Ampel auf Grün warten, fängt Emily an, mir von ihrem Studium zu erzählen. Sie ist fünfundzwanzig und studiert Creative Writing an der Columbia. Ihre Eltern finden das ziemlich riskant und weigern sich, sie zu unterstützen. Dass sie es trotzdem tun kann, weil sie ein Begabtenstipendium bekommen hat, überrascht mich nicht. Selbst vorhin, während ihres schiefen Gesinges, sah sie immer smart aus. Sie erzählt mir was von Hemingway, der gesagt hat, dass man über das schreiben soll, was man kennt. Im Moment ist sie dabei, ausgiebig zu recherchieren, so viel wie möglich kennenzulernen.
    Sie hakt sich bei mir unter und sagt: »Tell me a story, Max.«
    »Maybe later. Now let’s see who’s gonna be at Pizza Hut first.«
    Ich mache mich los und sprinte. Sie ist überrumpelt, und als sie startet, steht der Sieger längst fest.
    Und dann wird Emily offensiv. Hinter Pizza Hut geht eine schmale Seitenstraße ab. Erst als sie mich schnell atmend hineingezogen hat, nehme ich das fahle Licht, den Dampf, der aus der Kanalisation steigt, richtig wahr. Sie beginnt mich entschieden zu küssen, ich schmecke Zitrone und ihre geübte Zunge. Nervös checke ich die Lage, verschiebe meine Augen abwechselnd nach links und rechts. Emily quetscht ihre Hand unter mein Shirt, kältegeschockt und geil zucke ich zusammen. Ich versuche ebenfalls die Augen zuzumachen, mich einzulassen. Doch dann sehe ich eine Gestalt am Ende der Gasse stehen. Mit übergezogener Kapuze tritt sie aus dem Laternenlicht ins Dunkle auf uns zu. Ich wehre Emily ab, lasse sie stehen. Entschlossen nähere ich mich, umfasse die Waffe in meiner Tasche, lege den Finger auf den Abzug, als sich im letzten Moment sein Benzinfeuerzeug entzündet.
    »What’s up man?«, fragt der Typ. Seine Lippe ist mehrfach gepierct, ein Rest Pizzakäse hat sich im Silber verfangen. Ich habe ihn nie zuvor gesehen.
    Kleinlaut sage ich: »Sorry, I thought you were someone else.«
    »Okay. Would you mind now? I need to take a piss!«
    Er wirkt jetzt ebenfalls angespannt und nestelt an seiner Hose herum.
    »Oh yes … I mean no … sorry again.«
    Ich wende mich um und stoße mit Emily zusammen.
    »Fuck, Max. What was that?«
    »Nothing. Let’s call a cab.«
    Ich nehme ihre Hand und ziehe sie hinter mir her. Im Licht versuche ich eine Erklärung: »Sorry, Emily. I’m from the forest and sometimes the city scares me.«
    Sie boxt mir sachte an die Brust. »Not exciting enough. You liar.«
    Während der Fahrt küssen wir uns nicht, schauen wortlos aus den Fenstern. In der Weihnachtszeit scheint die Leuchtkraft der Stadt sich zu multiplizieren. Die gläsernen Fronten der Restaurants und Bars sind beschlagen, machen ein Geheimnis aus der Stimmung dahinter. Ohrenschützer sind anscheinend wieder angesagt, die meisten Frauen auf der Straße tragen welche.
    »There we
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher