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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman
Autoren: Isabel Ashdown
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eine hübsche, weiße Bluse mit Rüschen und einen eleganten Bleistiftrock. Das Haar hat sie zu einem losen Knoten gebunden, und Locken ringeln sich an ihrem Hals herunter. »Komm und sag Hallo zu Mrs Stokes. Mrs Stokes arbeitet bei Daddy, weißt du noch?«
    Ich nicke und lächle Mrs Stokes an. Mrs Stokes ist nicht so hübsch wie Mummy, und sie wirkt ernst und vernünftig. Rachel würde sagen, sie sieht »frigide« aus. Mrs Stokes lächelt kühl zurück und redet dann weiter mit Mummy. Ich laufe die Treppe hinauf und suche Rachel.
    In unserem Zimmer ist niemand; also wühle ich hastig eine saubere Unterhose aus meiner Schublade und stopfe sie in die Tasche meiner Strickjacke. Ich stecke den Kopf in alle Zimmer, aber Rachel ist nicht da. Der Klang heiter-vergnügter Stimmen und erwachsener Gespräche wandert in Wellen die Treppe herauf und über die Dielen. Der Kronleuchter im Flur funkelt und schwingt leise mit den Geräuschen der Party hin und her. Wenn ich jetzt hinuntergehe, wird Mummy mir eine Platte geben, die ich herumreichen muss, und ich werde lächeln und lächeln, bis mir die Gesichtsmuskeln wehtun. Meine Fingerknöchel sind weiß auf dem glatten Eichenholz des Treppengeländers. Unter mir läuft Rachel vorbei und verschwindet mit einem leeren Vorspeisentablett in der Küche.
    Ich sause die Treppe hinunter, fange sie ab und bugsiere sie in die Toilette.
    »Ich habe angefangen«, flüstere ich und drücke die Tür hinter uns zu.
    »Womit angefangen?« Rachel runzelt die Stirn.
    »Du weißt schon«, sage ich ungeduldig. »Weißt du doch!«
    »Oh! Deine Periode!«, sagt sie viel zu laut. »Wurde aber auch Zeit. Ich habe mich schon gefragt, wann sie kommt. Weiß Mummy Bescheid?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ist gerade erst passiert. Ich will es ihr nicht sagen. Wahrscheinlich erzählt sie es der Nächstbesten, und dann weiß das ganze Haus, dass ich auf der Party meine erste Periode gekriegt habe. O mein Gott.«
    Rachel nickt. »Okay, du wartest hier. Ich gehe und hole die Sachen, und dann versorgen wir dich.« Sie gibt mir einen Kuss und läuft davon, und ich kaue an den Fingernägeln und halte den Atem an, bis sie wieder da ist.
    Als alles an seinem Platz ist, tritt Rachel bewundernd zurück, als wäre ich ein Meisterwerk, das sie geschaffen hat. »Ich glaube, das muss gefeiert werden«, sagt sie cool.
    Ich gehe mit ihr in die Küche. Der Tisch ist voller leckerer Sachen für die Gäste und unzähliger Weinflaschen.
    »Mmmmm.« Rachel sieht mich mit großen Augen an. »Hunger?«
    Ich kichere, und wir schnappen uns je einen Teller.
    »Brave Mädels!«, dröhnt Daddy, und wir fahren zusammen, als er sich über den Tisch beugt und nach einer Flasche Rotwein greift. Rachel und ich sehen zu, wie er die Kapsel abreißt und den Korken herauszieht. »Ihr macht also noch eine Kellnerinnenrunde? Hopp, hopp!« Er verlässt mit seiner Flasche die Küche.
    Hastig beladen wir unsere Teller, greifen uns eine Flasche Weißwein und einen Korkenzieher und flitzen zur Hintertür hinaus, bevor uns jemand sieht. Wir laufen am Haus entlang und in den blendenden Sonnenschein der Küste vor Hove. Über uns kreischen und krächzen die Möwen und verstärken das Gefühl von Hast und Heimlichkeit, und wir rennen wie zwei Doppelagentinnen in geheimer Mission. Noch ein letzter Blick zurück, und dann haben wir die Straße überquert und laufen die Stufen hinunter zum Kiesstrand, wo wir uns knirschend in eine windstille Mulde am Wellenbrecher kauern.
    Mit erfahrener Hand öffnet Rachel die Weinflasche. »Verdammt! Gläser vergessen. Da müssen wir leider aus der Flasche trinken.«
    Sie gibt sie mir, ich trinke, und der beißende Geschmack lässt mich husten. Rachel lacht und setzt selbst die Flasche an.
    »Und wie ist das so? Wenn man jeden Monat seine Periode hat?« Obwohl ich praktisch vierzehn bin, weiß ich immer noch nicht viel über diese Sachen. Alle anderen Mädchen in der Schule haben schon angefangen, deshalb habe ich nie danach gefragt, denn dann wüssten sie, dass ich noch nicht so weit bin.
    »Total langweilig, ehrlich gesagt.« Rachel lehnt sich weltklug zurück. »Aber das ist die Bürde der Frauen. Hast du keine Periode, kannst du keine Kinder kriegen. Wohlgemerkt, ich weiß gar nicht, ob ich welche will. Die blöde Periode ist also womöglich komplette Zeitverschwendung. Tania sagt, wenn du keine Kinder willst, kannst du dir die Gebärmutter rausnehmen lassen, und dann ist Schluss mit der Periode. Sie sagt, sie überlegt
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