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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman
Autoren: Isabel Ashdown
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sehen, wenn sie zum Elternabend kommen.«
    »Zum Elternabend«, sagt Dad und tupft mit dem Finger an sein beschlagenes Glas. »Geht deine Mum hin?«
    »Sie sagt, ja. Ich meine, sie hat den Zettel unterschrieben, auf dem steht, dass sie kommt. Und ich hab ihn Mr Thomas gegeben.«
    »Wann ist das, Sohnemann?«
    »Irgendwann Ende des Monats«, sage ich. Ich weiß, worauf er hinauswill.
    »Also, wenn es Probleme gibt, rufst du mich an. Hier sind 10 Pence für die Telefonzelle, falls du von der Schule aus anrufen musst. Steck sie ein. Du erreichst mich in der Werkstatt. Okay, Sohnemann?«
    Ich lächle ihn an und sauge meine Coke durch zwei Strohhalme. Es fühlt sich anders an, wenn man Coke durch zwei Halme statt durch einen trinkt. Ich glaube, wenn ich aussuchen könnte, hätte ich lieber einen. Da kommt nicht so viel Kohlensäure. Ich frage mich, was Odysseus nehmen würde, einen oder zwei. Allerdings, Coke war damals noch gar nicht erfunden.
    »Dad, du weißt nicht, was Mum mit unseren Bibliotheksausweisen gemacht hat, oder? Ist bloß so, dass ich nichts mehr ausleihen –«
    »Stu!«, schreit mein Dad quer durch den vollen Pub. Stu ist ein neuer Kumpel von ihm, und er ist auch hier, weil er das Spiel sehen will. Manchmal, wenn er in den Pub kommt, bringt er seinen Sohn mit, Malcolm. Malcolm ist so alt wie ich, und er ist großenteils okay, aber manchmal auch ein bisschen bescheuert. Einmal habe ich gesehen, wie er einem Kind im Pub-Garten ein Bein gestellt hat, absichtlich, nur so zum Spaß. Aber ein andermal haben wir gesehen, wie eine Frau sich am Zeitungsladen mit einem Kinderwagen herumplagte, und da hat er ihr geholfen, den Wagen über die Schwelle zu tragen. Dad hält Malcolm für ein bisschen sonderbar. Ich finde Malcolm okay.
    »Alles klar, Bill, Kollege!« Stu bringt die Gläser herüber, grinst Dad an und pellt sich aus Schal und Mütze. »Freut mich, dass du es geschafft hast. Sollte ein gutes Spiel werden, oder? Rutsch mal, Jakey, mein Junge. Noch Platz für zwei?«
    Dad freut sich, Stu zu sehen. »Gerade rechtzeitig zum Anstoß, Mann. Gutes Timing.«
    Malcolms Wangen sind rot und glänzend von der Kälte. Wie Äpfel. Wir nicken einander zu, und dann dreht Eric die Lautstärke auf und brüllt: »Okay, Jungs!«, und alle drehen sich zum Fernseher um, als die Spieler auf den Rasen laufen und in Position gehen. Stu zündet sich eine Zigarette an und schiebt sich weiter in die Bank. Ich muss noch mal rutschen, damit ich seinen Qualm nicht abkriege.
    »Sollte ein gutes Spiel werden«, sagt er kennerhaft und stützt sich wie ein aufgeregtes Kind auf die Knie.
    Dad findet das auch und nimmt sich eine von Stus Zigaretten. »Nur die eine«, sagt er und gibt mir einen Rippenstoß.
    Wie sich rausstellt, ist das Spiel total langweilig, und zur Halbzeit steht es immer noch null zu null. Zwischendurch geben Dad und Stu uns je 30 Pence und lassen uns abhauen, damit wir uns im Zeitungsladen Süßigkeiten kaufen können. Wir lassen sie im Pub sitzen, wo sie sich noch eine Runde holen.
    Auf dem Rückweg erzählt Malcolm mir von dem BMX -Rad, das er wahrscheinlich nächste Woche zum Geburtstag kriegt. Die Dinger sind tierisch teuer, und ich frage ihn, wie sein Dad sich so was leisten kann. Er hockt sich vor einen Gully am Straßenrand und lässt seinen Lolli-Stiel durch das Gitter fallen. Dann gehen wir weiter.
    »Das ist, weil er und meine Mum geschieden sind. Weil ich bei Mum und Phil wohne. Deshalb strengt Dad sich immer unheimlich an und will mir was Besseres schenken als sie. Dann sagen sie: Wofür hält er sich eigentlich, der Lackaffe? Und dann schenken sie mir auch was Tolles. Ist super. Win-win.«
    Manchmal kapiere ich Malcolm nicht, aber diesmal ist was dran. Hört sich wirklich gut an.
    »Hat Phil denn Kohle?«, frage ich.
    »Nee. Aber irgendwoher kriegen sie das Geld. Darauf kommt’s an.«
    Malcolm sieht aus wie ein verwöhnter Bengel. Er ist zu breit, zu pummelig, und sein dunkles Haar sieht ein bisschen piefig aus. Aber er redet so, als wäre er cool. Er schiebt die Hand in die Tasche, holt eine Lakritzschnur heraus und stopft sie sich ganz in den Mund.
    »Und wie ist es mit deinen Leuten?«, fragt er, und ein Ende der Lakritzschnur hängt aus seinem Mundwinkel. »Kriegst du gute Sachen von denen? Die sind doch auch getrennt, oder?«
    Wir sind jetzt an der Telefonzelle Ecke Park Road.
    »Schon mal Mrs MacSporran gespielt, Malc?«, frage ich und stemme die abblätternde rote Tür auf. Der Gestank von alter
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