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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters
Autoren: Robert Silverberg
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der Trieb, der Drang, der Zwang, der diese zwei Geschöpfe zueinander hinzog, war nun wirklich nicht dermaßen anders als das, was ihm Taniane als begehrenswert erscheinen ließ, oder ihn für sie attraktiv machte. Diese zwei Hjjk strahlten ein starkes Verlangen nach Vereinigung aus; wahrscheinlich das hjjkische Äquivalent zu unserer Lust, dachte Hresh. Und dann eine zweite Ausstrahlung, die anscheinend die hjjkische Variante von Leidenschaft und Erfüllung der Lust darstellte.
    Schön. Sehr gut. Genau so etwas hatte er zu finden gehofft.
    Von diesen zwei kopulierenden Insekten hatte Hresh den Extrakt ihrer lustvollen und leidenschaftlichen Sexualemanationen gewonnen und mit Hilfe des Barak Dayir tief in sein Eigenbewußtsein aufgesogen. Und sobald er es sich verinnerlicht hatte, erschien ihm dieses fremde Lustverhalten in keiner Weise mehr als absonderlich und abstoßend; er verstand es jetzt, und er respektierte es. Ja, in diesem einen Augenblick hätte er auch gut und gern ein Hjjk sein können.
    Aber er behielt diese Wesensextrakte nicht lange in sich. Er ließ sie weiterkreisen, er verwob sie zu einer wirbelnden Kraftsäule, die sich wie ein gewaltiger Turm bis in die Himmel erhob; und diesen Kraftturm plazierte er genau über dem Metalltubus, den er aus Vengiboneeza mitgeschleppt hatte.
    Und dann sandte er seine Sucher ein zweitesmal ins Lager der Eindringlinge und ertastete dort ein Zinnobär-Weibchen, das an eben diesem Tag in ihre Brunftperiode gekommen war. Die Zinnobärin stand mit dem Hinterteil dicht an einem hohen Baum und stieß ein gräßliches gurgelndes Grölen und Schnauben von Liebesseufzern aus, und sie trampelte mit ihren schwarz-zehigen Beinen, und ihre gewaltigen Segelohren flatterten wie zum Trocknen aufgehängte Laken im Wind. Drei, vier riesenhafte scharlachrote Männchen trabten aufgeregt um sie herum. Hresh drängte sich zwischen sie und holte sich von dem Weibchen die Essenz ihrer Brunft, internalisierte sich dies gleichfalls und intensivierte sie auf das Fünfzigfache. Auch daraus konstruierte er eine Säule und plazierte sie weit nach Westen, wo das Plateau abbrach und in ein Trümmerfeld von Steinen und Felsbrocken und Gebirgsbächen überging.
    »So«, sagte Hresh zu Taniane. »Jetzt ist alles bereit. Ich hab getan, was ich konnte. Das übrige liegt jetzt bei den Kriegern.«
    Das war erst vor wenigen Stunden gewesen, in stockdunkler Nacht. Dann war das Morgengrauen heraufgezogen und mit ihm die Schlacht. Und nun war alles vorbei.
    Hresh wanderte über das Schlachtfeld, Taniane neben ihm, auch Salaman und Minbain waren dabei. Keiner sprach. Ein Schleier von Tod und Verwirrung hatte sich über alles gebreitet – und eine große Stille. Worte schienen unangemessen.
    Die Hjjk waren fort. Hresh hätte nicht sagen können, wie viele von ihnen in die seltsame Lichtröhre mit ihrer noch seltsameren Dunkelheit im Innern verschwunden waren, doch waren es wohl Tausende gewesen, vielleicht sogar viele Tausende. Sie waren in schrecklicher wütender Hast auf das Instrument zugestürzt und von überall her darauf zugeeilt, doch es hatte sie mit unersättlicher Gier verschlungen, sobald sie in den Kraftkreis gerieten, und sie waren verschwunden. Die übrigen, jene, die von dem Apparat nicht angezogen wurden oder in Panik von ihm fortgehetzt waren, waren gleichfalls fort und in alle Winkel der Erde geflohen. Und die wenigen, die den Kraterrand zu ersteigen versucht hatten, waren von Tanianes Kriegern niedergemacht worden, als sie vorbeikamen, oder von Harruels Verteidigern getötet, die auf der Krone auf sie warteten.
    Auch die Zinnobären waren in alle Winde zerstreut. Von der ganzen erstaunlichen Riesenherde sah man etwa nur noch ein Dutzend Tiere ziellos da und dort über das Plateau umhertaumeln. Fein, die konnte man umzingeln und einfangen und sie zähmen und so dem Gemeinwohl des Stammes nutzbar machen. Wie es schien, waren die übrigen Männchen ausnahmslos in das westliche Hinterland gerast, auf der Suche nach dem brunftigen Weibchen, das sie dort zu finden hofften, und die anderen Weibchen waren, vielleicht verwirrt oder verärgert durch diese aberwitzige Stampede, ebenfalls davongezogen, zurück in die Wildnis, aus der die Hjjk sie geholt hatten. Jedenfalls waren sie nicht mehr da.
    Hresh lächelte. Es hatte so gut geklappt! Es hatte perfekt funktioniert!
    Und die kleine Stadt – Yissou City nannten sie sie –, die kleine Siedlung war gerettet.
    Er schaute sich um. Haniman saß still an
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