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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters
Autoren: Robert Silverberg
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nicht, eine Art von Ameisen, wenn auch von vergrößerter Körpergestalt und mit weit höherer Intelligenz ausgestattet.
    Statt dessen aber sah es so aus, als hätte die Hjjk ein kollektiver Wahnsinn befallen.
    Ihre Stoßrichtung mußte sie direkt ins Zentrum des Kraters bringen. Aber während Harruel nun benommen und ungläubig zusah, löste sich ihre Schlachtreihe auf. Die Kampfkolonnen zerstreuten sich und schwärmten wirr und ungeordnet umher. Benommen stierte Harruel hinaus auf die Hjjk, die wirr in alle möglichen Richtungen über die Ebene rannten, kleine Grüppchen bildeten, die sofort wieder auseinanderbrachen und sich neu formierten und wieder auseinanderstoben. Alle schienen ziellos und kopflos um einen festen Kampfkern herumzuirren, der anscheinend standzuhalten schien inmitten der ganzen brodelnden, wogenden Masse.
    War das eine List? Aber zu welchem Zweck?
    Aber auch die Zinnobären schienen vom Wahnsinn befallen worden zu sein. Im ersten Frühlicht war Salaman mit der bestürzenden und verwirrenden Meldung zu Harruel gekommen, daß er gesehen habe, wie diese Riesentiere allesamt gen Westen davongedonnert und in den unwirtlichen Schluchten und Moränen verschwunden seien, die dort lagen. Doch wenig später erwies es sich deutlich, daß nur etwa die Hälfte der Zinnobären dorthin geflüchtet war. Die übrigen waren ausgebrochen und wanderten nun zu zweit oder dritt, oder auch ganz allein, überall auf dem Plateau im Norden umher. Aber ringsum herrschte völlige Verwirrung. Und natürlich war es noch immer eine Gefahr, derart viele Tiere dieser Größenordnung irgendwo in der Nähe der Stadt umherstreunen zu lassen. Eines jedenfalls schien sicher zu sein: Die Hjjk würden nicht mehr in der Lage sein, ihre Monster in geordneter Kampfformation auf den Krater zu und in ihn hinein als Kampfmaschinen einzusetzen. Die Hjjk hatten die Kontrolle über ihre Zinnobären völlig verloren. Und – wie es den Anschein hatte – auch über sich selbst.
    Harruel schüttelte den Kopf. »Was kann sie bloß soweit bringen?« fragte er Salaman.
    »Hresh – glaube ich.«
    »Hresh?«
    »Ja. Er ist irgendwo in der Nähe.«
    »Ja, bist du denn auch schon verrückt geworden?« brüllte Harruel.
    »Ich hab ihn in der vergangenen Nacht gespürt«, sagte Salaman. »Als ich oben auf meinen Hochsitz saß, wo ich die allererste Vision bekam von diesen Heerscharen, die nun rings um uns herumtoben. Ich sandte mein Zweites Gesicht aus und fühlte, daß Hresh ganz in meiner Nähe sei. Und andere von Koshmars Stamm ebenfalls, fast alle. Nur Koshmar selber nicht – und Torlyri. Sie sind unserer Spur durch den Wald gefolgt, und sie befanden sich direkt östlich von der Stadt.«
    »Du bist so wahnsinnig wie die Hjjk da draußen«, knurrte Harruel. »Hresh sollte hier sein? Und das Volk?«
    »Da, schau doch mal dort hinaus!« sagte Salaman. »Wer hätte so etwas bei den Hjjk und ihren Zinnobären bewirken können? Wer, außer Hresh? Meine allererste Vision hat mich nicht getrogen, Harruel. Also vertraue mir auch hierin!«
    »Hresh!« brummte Harruel. »Und der sollte herkommen und uns unseren Krieg auskämpfen? Ja, wie denn, wo denn, was denn? Wie könnte so was geschehen? Wie?«
    Und dann stand er da und glotzte vor sich hin, und während die Sonne höher heraufstieg, versuchte er in dem, was da im Norden geschah, irgendwie einen Sinn zu entdecken, so unbegreiflich es ihm auch erscheinen mochte. Das von Osten nun gewaltig heranströmende Licht erhellte mittlerweile die Hälfte des Plateaus. Ja, in dem Wirrwarr gab es tatsächlich einen festen Kern: die Hjjk schienen allesamt eifrig darum bemüht zu sein, an eine etwas erhöhtere Stelle als die andern zu gelangen, über dem gigantischen chaotischen Massenbrei von Insektenähnlichen, der sich da bereits angesammelt hatte. Harruel bemühte sich, Hresh irgendwo zu erspähen, doch von dem war nirgendwo etwas zu sehen. Salaman muß ihn sich erträumt haben, dachte er.
    Thaloin kam vom Ostrand des Kraters angerannt. Sie fuchtelte wild mit den Armen. »Harruel! Harruel! Hjjks an der Ostflanke… Konya wehrt sie ab, aber komm! Komm schnell!«
    »Wie viele?«
    »Nur ein paar. Ich glaube nicht mehr als etwa hundert.«
    Salaman lachte. »Hundert – das sind nur ein paar, ja?«
    »Wenig genug, verglichen mit dem, was da draußen auf dem Feld steht.« Harruel packte Salaman grob an der Schulter und rüttelte ihn. »Komm mit, Mann, wir müssen Konya raushelfen! Thaloin, gib die Parole weiter über den
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