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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters
Autoren: Robert Silverberg
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für die Nacht lagern.
    Es dauerte eine Stunde, ehe alles zur Ruhe kam.
    Dann übertrugen sie Boldirinthe und Staip das Kommando, und dann schlichen sich Hresh und Taniane ein Stückchen weit in westliche Richtung davon, bogen dann rechts ab und zogen in nördlicher Richtung weiter auf das schaufeiförmige Flachplateau zu, das zwischen den Heerscharen der Hjjk und der von Harruel gegründeten Siedlung lag. Die Schatten wuchsen bereits länger, ehe Hresh den Ort erreichte, der ihm als am günstigsten erschien, um in den kreisrunden wallumzingelten Ort hinabzuschauen, den Harruel sich als Wohnsitz gewählt hatte. Aus dieser geringeren Entfernung erkannte Hresh, daß die geologische Rundformation eine Art Krater oder Trichter sein müsse, höchstwahrscheinlich hervorgerufen durch den Aufprall einer aus gewaltiger Höhe herabstürzenden Masse. Ja, höchstwahrscheinlich war hier ein Ort, auf den ein Todesstern niedergegangen war. Hresh bedachte dies eine Weile bei sich und überlegte, ob die Materie des Todessternes vielleicht dort noch immer begraben liegen könnte. Aber im Augenblick hatte er nicht die Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Sie hatten mit sich gebracht ein Instrument aus der Zeit der Großen Welt. Hresh hatte es an einem Ende getragen. Taniane am anderen: diesen metallenen Hohlzylinder, an dessen einer Seite diese seltsame Haubenkappe war, in der ein Bereich unbegreiflicher Schwärze gefangenlag, und an deren Öffnung ein grelles Licht zischelte und knisterte. Hresh trug das Haubenende, Taniane den Fuß. Das Metall fühlte sich warm an, und Hresh fragte sich, was für Zauberwerk in dem Ding eingesperrt sein mochte, und wie er dem jemals auf die Schliche kommen könne, ohne in seinem Forscherdrang hinweggeführt zu werden, wohin immer die Rohre jene katapultierte, die ihr zu nahe kamen.
    »Hier, meinst du nicht auch?« fragte Hresh.
    »Noch etwas näher an die Siedlung heran«, sagte Taniane. »Wenn dein Plan funktioniert und die Hjjk in Verwirrung gestürzt werden, können wir von der einen Seite über sie hereinbrechen und Harruel und seine Krieger von der anderen.«
    »Gut«, sagte Hresh. »Wir gehen ein bißchen näher ran. Und, Taniane, mein Plan wird Erfolg haben. Ich weiß es!«
    Also gingen sie ein Stück näher heran. Inzwischen senkte sich allmählich Dunkelheit über das Land. Taniane wies auf eine etwas erhöhte Stelle mit einer flachen Felsplatte, auf der sie den Tubus aufbauen konnten, und es lagen auch weitere Gesteinsbrocken umher, mit denen sie das Gerät abstützen konnten. Hresh brachte es in Position. Sobald es senkrecht stand, erwachte das Instrument zum Leben und knisterte von rätselhaften Lichterfunken. Und wieder verspürte er diese heimtückische Verführungskraft, die von dem Ding ausging, fühlte seine raffinierte Verlockung. Aber er war bereit und gewappnet dagegen und streifte den Sog von sich ab. Er trat zurück und prüfte die Funktionsbereitschaft des Apparates, indem er einen Stein auf die Haube zu schleuderte. Der Lichtring blitzte bläulich auf und rot und in heftigem Purpurrot, und der Stein verschwand mitten in der Luft.
    Hresh murmelte einen Dankspruch an die Adresse Dawinnos. Er war dem Gott zwar sehr verbunden für die von ihm gewährten Gunstbeweise, doch inzwischen schwoll in ihm auch mehr und mehr eine leise Selbstzufriedenheit an. Der Plan würde funktionieren.
    »Aber wie willst du die Hjjk heranlocken?« fragte Taniane.
    »Das überlaß ruhig mir«, sagte Hresh.
    Harruel begriff nicht, konnte nicht begreifen, was los war. Die ganze Nacht hindurch hatten er und sein Volk wartend am Kraterrand ausgeharrt und gesehen, wie die Hjjk immer näher und näher herangerückt kamen, dann bei Sonnenuntergang haltgemacht hatten, und zwar in der offensichtlichen Absicht, erst bei Anbruch des nächsten Morgens auf den Krater vorzustoßen. Er hatte sich darauf eingestellt gehabt, heute, an diesem Tage, zu sterben, wenn das Hjjk-Volk in voller Wucht zum Angriff auf Yissou City ansetzte, und – um die Wahrheit zu gestehen – er war nicht nur zum Sterben bereit, sondern er sehnte sich geradezu danach, denn alle Lebenslust und alle Freude waren ihm vergällt. Und nun war die Morgendämmerung gekommen, und mit ihr der Angriff, sozusagen. Jedoch hatte er angenommen – und auch Salaman und Konya hatten es erwartet –, daß die Hjjk stumpfsinnig-brutal in planmäßiger Schlachtordnung angreifen würden, wie blindwütige Ameisen; denn etwas anderes waren sie ja im Grunde
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