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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht
Autoren: Marcia Muller
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etwas
aufgefrischt, als ich diesen kleinen Rechercheauftrag für Sie erledigt habe.«
    »Dann hören Sie sich das hier mal an.«
Ich drückte auf die Play-Taste meines Bürorecorders.
    »Wo haben Sie das her?« fragte er, als
ich die Rückspultaste drückte.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Okay, andere Frage: Was haben Sie
damit vor?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob Sie mir helfen. Auch wenn Sie nicht
mehr beim FBI sind, kennen Sie dort doch vermutlich noch Leute, die Ihnen einen
Gefallen tun würden.«
    Er sah mich abwartend-neutral an.
    »Ich will, daß dieses Band und eine
anonyme Anzeige, die sich auf gewisse Vorfälle in jüngerer Zeit bezieht, in die
richtigen Hände innerhalb des FBI geraten — auf so langen und verschlungenen
Wegen, daß ihre Herkunft nicht mehr feststellbar ist.«
    »Das ließe sich machen.«
    »Würden Sie es einfädeln?«
    Er schaute wieder auf die Bay hinaus
und überlegte. »Wissen Sie, an dem Abend, als wir uns in Washington getroffen
haben, da habe ich Ihnen gesagt, mir sei alles scheißegal. Das ist immer noch
so, aber nur, was das System angeht. Im kleinen, da, wo der einzelne noch was
bewirken kann — bei so was zum Beispiel, wie Sie’s da vorschlagen — , da habe
ich immer noch meine Überzeugungen. Also, ja, ich werde es tun, und zwar so,
daß weder das Band noch die Anzeige von irgend jemandem, der käuflich ist,
unter den Teppich gekehrt werden können.«
    »Danke, Craig.« Ich nahm die Kassette
aus dem Gerät und die schriftliche Anzeige aus meiner Schreibtischschublade und
streckte ihm beides hin. »Und Sie behalten mein Angebot im Hinterkopf?«
    »Ganz gewiß.«
    Ich brachte ihn in das Büro nebenan, wo
Adah mit Rae schwatzte, und sah dann gleich darauf das ungleiche Paar — sie
halb schwarz, halb jüdisch, mit Eltern, die immer noch auf die triumphale
Rückkehr der kommunistischen Partei hofften; er ein weißer, angelsächsischer
Protestant bis in die Knochen, mit einem Vater, dem es das FBI einst übertragen
hatte, eben jene Kommunisten zur Strecke zu bringen — Hand in Hand den Pier
verlassen. Dann ging ich wieder in mein Büro und suchte meine Sachen zusammen.
Ich hatte eine Mittagessensverabredung in Los Alegres.
     
    Gray Selby und ich saßen in einer
Fensternische im Seven Niner Diner. Es war Freitag, ohnehin meist ein
geschäftiger Tag auf kleinen Flugplätzen, und das schöne Wetter hatte noch mehr
Flieger herausgelockt. Ich sah eine Cessna 152 holprig aufsetzen und dachte mit
Genugtuung an die nahezu perfekte Landung, die ich vorhin mit der Citabria
hingelegt hatte. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Fluglehrer zu.
    »Also, der Stand der Dinge ist
folgender«, sagte ich. »Matty wurde ermordet, und das FBI wird den Mann, der
den Mord in Auftrag gegeben hat, demnächst unter die Lupe nehmen. Ich wäre
Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das hier auf dem Platz weitererzählen könnten.
Wahrscheinlich wird das FBI oder die hiesige Polizei mit Ihnen allen Kontakt
aufnehmen, und dann werden sie den Schuldigen hoffentlich hinter Gitter bringen
können.«
    »Mache ich mehr als gern. Sie sind
wirklich eine Kanone von einer Detektivin, McCone.«
    Ich suchte in seinem Gesicht nach
Anzeichen von Sarkasmus, fand aber keine. »Danke, Selby.«
    Schweigen machte sich zwischen uns
breit. Wir hatten alles gesagt, was zu sagen war, aber keiner von uns wollte an
sein Tagwerk zurückkehren. Nach einigen Sekunden sah er auf meinen Teller,
entdeckte einen ungegessenen Dillstengel und hob fragend eine Augenbraue.
    »Bedienen Sie sich.« Ich sah aus dem
Fenster. Die Cessna 152, die ich vorhin hatte landen sehen, war inzwischen zu
einem der Flugschulabstellplätze gerollt; Mark Casazza stieg auf der rechten
Seite aus, und ein paar Sekunden drauf folgte Bob Cuda auf der linken.
    »Seh ich recht oder täuschen mich meine
Augen?« fragte ich. Selby grinste. »Stimmt schon. Cuda nimmt Flugstunden.«
    »Das kann doch nicht wahr sein.«
    »Doch. Mark meint, es läuft ganz gut,
obwohl er immer droht, daß er ihm irgendwann ein rohes Ei zwischen den Knüppel
und seinen Schraubstockgriff klemmt.«
    »Ach, ich wette, Bob macht das ganz
prima, wenn er erst mal seine Angst überwunden hat.«
    »Wahrscheinlich. Und raten Sie mal, wer
in letzter Zeit noch jede Menge fliegt. Ihr alter Freund Ash Walker. Er ist
jetzt auch gerade oben, mit der Super Cub, die er sich kürzlich gekauft hat.«
    »Er ist nicht mein Freund.« Seit
Walkers Rückkehr aus Minnesota hatte ich nur ein einziges Mal
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