Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Story bestätigen würde.
    Ich habe wohl ein paarmal an der
falschen Stelle gebohrt, und schließlich nahmen mich die Herren aufs Korn.
Nachdem sie mir das Haus abgebrannt und auf mich geschossen hatten, habe ich
meinen alten Freund Win angerufen und ihm dieses Band vorgespielt. Und meinen
eigenen Deal mit ihm gemacht: Sie lassen mich in Ruhe, wenn ich aufgebe, aus
der Stadt verschwinde und dieses ganze Buchprojekt vergesse. Und ich habe
meinen Teil dieses Abkommens all die Jahre gehalten, weil ich die friedliche
kleine Welt erhalten wollte, die ich mir hier auf der Farm geschaffen hatte.
    Aber nach dem Gespräch mit Ihnen ist
mir klargeworden, daß ich so ein Beweisstück nicht einfach zurückhalten kann.
Der Drogen- und Waffenschmuggel ist vermutlich inzwischen verjährt, aber für
Mord gibt es keine Verjährung, und Quent sagt ja klipp und klar, daß Win damit
zu tun hatte. Außerdem könnte es ja zu einer neuen Anklageerhebung gegen Reade
kommen. Für mich steht fest, daß er und nicht Dune Ihre Freundin hat umbringen
lassen — und weiß der Teufel, was er sonst noch auf dem Kerbholz hat.
    Ist ein gutes Gefühl, das endlich von
der Seele zu haben. Win Reade war immer schon ein gefährlicher Mann, und jetzt,
wo ihn die politischen Drahtzieher für den Senat auserkoren haben, ist er eine
Gefahr für das ganze Land. Also nutzen Sie dieses Band bitte. Aber sagen Sie
niemandem, wo Sie es her haben, weil ich es schlankweg abstreiten würde. Doch
so Gott will und der Zeitpunkt kommt, werde ich der Polizei gegenüber die
Echtheit des Gesprächs mit Quent bestätigen, vor Gericht aussagen, tun, was
immer nötig ist. Viel Glück.«
     
    Da war sie: die Chance, diesen Fall
doch noch abschließen zu können.
    Win Reade hatte also doch ein Motiv
gehabt, Andy Walker, Matty, Cutter und Matthews umbringen zu lassen. Er hatte
Dune Stirling und Ash Walker über Hy und mich aufgespürt. Und wenn die
Bruchlandung nicht gewesen wäre, hätte er uns alle auch noch umlegen lassen.
    Doch jetzt hatte ich — Iona Fowlers
Gewissen sei Dank — den Beweis, den ich brauchte, um dafür zu sorgen, daß der
Mann, der Mattys Tod in Auftrag gegeben hatte, nicht ungestraft davonkommen
würde. Und ich wußte genau, wie ich das angehen würde.
     
    Craig Morland lümmelte in einem meiner
Klientensessel, so lässig in seinen Jeans und dem abgewetzten Pullover, wie ich
ihn noch nie gesehen hatte. Eine Wildlederjacke — so speckig wie die, die Hy
vor kurzem widerstrebend in den Müll geworfen hatte — lag auf dem anderen
Sessel.
    »Sehe ich das richtig?« sagte ich. »Als
ich auf Ihrem Anrufbeantworter die Botschaft hinterlassen habe, daß ich bereit
sei, Ihnen zu helfen, Ihre Integrität zu korrumpieren und das Vertrauen des FBI
zu mißbrauchen, da hatten Sie Ihre Kündigung bereits geschrieben und sich mit
Adah in dieses mexikanische Ferienparadies abgesetzt, von dem sie immer redet?«
    Er nickte grinsend und kaute dabei auf
einem Zahnstocher. Er und Adah hatten im Miranda ein spätes Frühstück zu sich
genommen, ehe sie zum Pier gekommen waren. »Am Thanksgiving-Morgen, nachdem ich
Ihnen diese ganzen Informationen über Walker und das Zeugenschutzprogramm
geliefert hatte, wußte ich, jetzt ist der Punkt überschritten. Jetzt ist es
Zeit auszusteigen.«
    »Und was wird die Zukunft bringen?«
    »Außer dem Umzug nach San Francisco?
Ich weiß nicht genau. Etwas Berufliches erst mal nicht. Ich habe genug auf der
hohen Kante, um es mir leisten zu können, ein Weilchen gar nichts zu tun und
über meine Möglichkeiten nachzudenken.«
    »Dann denken Sie auch mal über das
Ermittlungsbüro McCone nach. Ich könnte jemanden mit Ihren Fähigkeiten und
Beziehungen brauchen. Natürlich kann ich Ihnen nicht das Gehalt und die
Sozialleistungen bieten, die Sie gewohnt sind.«
    Er sah sich in meinem Büro um, die Augen
taxierend zusammengekniffen; dann blieb sein Blick an dem Bay-Panorama in dem
großen Bogenfenster hinter mir hängen. »Das Leben besteht aus Kompromissen.
Aber ich nehme an, Sie haben mich nicht hergebeten, um mir ein Job-Angebot zu
machen.«
    »Nein, allerdings nicht.« Ich hatte ihn
fast eine Woche lang zu erreichen versucht, seit ich Iona Fowlers Kassette
entdeckt hatte. Heute morgen hatte Adah Joslyn endlich bei sich zu Hause
abgenommen und mich von den erstaunlichen Veränderungen in Craigs — und ihrem —
Leben in Kenntnis gesetzt.
    Ich fragte: »Erinnern Sie sich an die
Stirling-Aviation-Sache?«
    »Ich habe mein Gedächtnis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher