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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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Falle. Er wendete und flog zurück in die Strömung. Jetzt war der Sog zu stark – er zog ihn in die Passage. Fluchend ließ er die Fusionstriebwerke an – im Flux ein riskantes Manöver! – und erhöhte den Schub, bis er an der Öffnung vorbeisauste. In diesem Augenblick schnürte sich die Passage zusammen, um gleich darauf einen gewaltigen Feuerstoß auszurülpsen. Die Druckwelle traf auf die Kante seiner Tragfläche und schleuderte ihn kopfüber.
    Rings um ihn her quirlten und stoben die Wolken. Nachdem er das Schiff stabilisieren konnte, hatte er völlig die Orientierung verloren. Er spürte, wie er in Panik geriet.
    Dann hörte er in seinem Kopf eine leise, ferne Stimme. Du musst deinen ruhenden Pol wiederfinden … gelassen bleiben. Legroeder, du schaffst es. Immerhin warst du mein Lehrer, oder?
    Sein Herz setzte ein paar Takte aus, als er die Stimme erkannte; es war sein alter Schiffskamerad Gev Carlyle, und er klang so deutlich, als stünde er hinter ihm und peilte über seine Schulter. Den ruhenden Pol in sich selbst finden … gelassen bleiben … wie oft hatte er diese Ermahnungen ausgesprochen, als der junge Carlyle gegen seine Ängste und Instinkte anzukämpfen versuchte.
    Den ruhenden Pol finden …
    Das Schiff tanzte und schlingerte durch die Sturmwolken wie ein Holzstück auf einer wütenden See. Abermals schöpfte er tief Atem und richtete seine Gedanken nach innen. Nachdem er seinen Geist auf einen einzigen Punkt konzentriert hatte, öffnete er sich wieder nach außen – und für einen kurzen Moment verdünnten sich die Wolken zu einer leuchtenden, transparenten Schicht. Noch einmal holte er Luft. Sich konzentrieren, läutern … auf die Intuition warten …
    Einen Augenblick lang glaubte er, die körperliche Anwesenheit seines alten Freundes zu spüren. Das Gefühl war so übermächtig, dass es seine Angst noch ein bisschen mehr dämpfte, und sofort nahmen die Sturmwolken eine hellere Färbung an. Durch die Mäander und Wirbel der hastig dahinfließenden Strömungen entdeckte er einen Weg: im Flux erschien eine Falte, und eine Strömung glitt mittendurch …
    *

    Die Flucht ging so schnell, dass Legroeder kaum Zeit zum Nachdenken fand. Sieben Jahre lang, seit seiner Gefangennahme, hatte er auf diese Chance gelauert. Aber die Bewachung war zu streng, die Festung uneinnehmbar und Lichtjahre von jeder bewohnten Gegend entfernt. Noch nie war jemand lebend von hier entkommen; so hieß es jedenfalls. Alle sagten es; alle glaubten es. Ein paar hatten einen Ausbruch versucht: jetzt waren sie tot oder wurden in abgeschiedenen Verliesen gefoltert.
    Und dennoch … selbst wenn er als Pilot ihre Piratenschiffe flog und nichts ahnenden Schiffen in der Wildnis des Golen Space auflauerte, selbst als er für die Korsaren gearbeitet hatte, um am Leben zu bleiben, ließ seine Aufmerksamkeit niemals nach; unentwegt heckte er Pläne aus, bereit, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu fliehen.
    Er wagte es nicht, die anderen Gefangenen in sein Vertrauen zu ziehen. Doch er spürte, dass Maris genauso dachte wie er. Ihm war es bei den Piraten schlecht ergangen, doch ihr Los war noch entsetzlicher. Ihn hatte man wenigstens nicht vergewaltigt und missbraucht, als man ihn zwang, sich den Freibeutern anzuschließen. Maris war eine hartgesottene Frauensperson, und sie hatte eine Stinkwut im Bauch. Er betrachtete sie als eine Freundin, die er noch nicht gut genug kannte.
    Als sich dann endlich die Möglichkeit zur Flucht ergab, musste er binnen Sekunden eine Entscheidung treffen. Sie kamen gerade von Wartungsarbeiten an einem Schiff in den Außendocks zurück – Jolly, Lumo, Maris und Legroeder – als ein Flux-Kondensator in der Hauptandockrampe explodierte und eine Fontäne brennenden Plasmas ausspie. Zwei Wachen, die von dem Strahl getroffen wurden, stürzten zu Boden. Mehrere andere Arbeiter halfen, die Verletzten zu bergen und ließen zwei Aufpasser für vier Gefangene zurück. Durch den Dunstschleier des ausströmenden Plasmas erspähte Legroeder unter einer Konsole eine Faustfeuerwaffe, die jemand aus der Hand gefallen war. Er sah Maris an, die erstarrte, als sie die Waffe auch entdeckte.
    Legroeder dachte fieberhaft nach. Die übrigen Wachen waren mit dem Plasmaleck beschäftigt, und hinter Legroeder und den anderen Gefangenen, lediglich einen kurzen Korridor hinunter, lag angedockt ein kleines Schiff mit geöffneten Luftschleusen. Seine Crew hatte es gerade durchgecheckt; es war abflugbereit.
    Maris und er
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