Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
es gegen das Schutzfeld prallte. Die Hülle bebte heftig, und beinahe verlor er die Kontrolle. Dann hatte er das Feld passiert und befand sich in der Todeszone, die die Abflugkorridore umgab.
    Plasmawolken wirbelten über den Bug. Dieser Ort hieß nicht ohne Grund so. Die Raumverzerrungen machten ein Hindurchmanövrieren fast unmöglich. Aber – wenn er es schaffte – hätte er seine Verfolger abgeschüttelt.
    Eine Neutraser-Entladung durchdrang das Feld und umkreiste gespenstisch das Schiff. Sein Bildschirm und die Konsole glühten im Elmsfeuer. Er konnte nicht länger warten. Entschlossen schaltete er die Steuerkontrollen ab, holte tief Luft und schloss die Augen. Auf sein stummes Kommando hin blähte sich das Rigger-Netz hinaus in den Raum, ein schimmerndes sensorisches Gespinst. Aus der Komm-Einheit schnappte er ein paar Wortfetzen auf. » … I N DIE Z ONE ABGETAUCHT … MUSS TOTAL VERRÜCKT SEIN …! «
    Alsdann streckte er die Arme in das Netz, spreizte sie ab wie Tragflächen an einem Flugzeug und ging mit dem Schiff in eine Kurve, die ihn aus dem Hexenkessel des Normalraums hinaus und in das Chaos des Flux hinein führte.
    *

    Der Flux der Sternen-Rigger: eine Sphäre mit einer hohen Anzahl von Dimensionen, in der sich Wirklichkeit und Phantasie auf sonderbare Weise vermischten und Seelenlandschaften mit der realen Stofflichkeit des Raums Verbindungen eingingen. Und der Raum selbst befand sich in ständigem Fluss und Bewegung. Hier vermochte ein Rigger mit einem einzigen Sprung Lichtjahre zu überbrücken, doch genauso schnell konnte er in den Tod stürzen.
    Legroeder flog durch einen Gewittersturm; Scherwinde und Blitze attackierten das Schiff. Seine Sinne erstreckten sich durch das Netz in den Flux, wie wenn sein Kopf und Torso den Bugspriet des Schiffs verkörperten. Seine Arme umfingen den Sturm, während verwirbelte Nebelschwaden durch seine Finger strömten. In seiner Phantasie erzeugte er das einzige Bild, das ihm einfiel: ein Flugzeug mit Flossenstummeln, das sich durch Kumulonimbuswolken kämpfte und sich hartnäckig weigerte aufzugeben.
    Verbissen pflügte sich das Schiff voran. Es war schwer, in diesen Turbulenzen den Kurs zu halten, doch er musste es schaffen, wenn er die Todeszone durchqueren wollte. Überall hatten die Piraten Minen ausgestreut, ein im Grunde überflüssiges Unterfangen; diese Gegend war ein natürliches Minenfeld. Alles war verzerrt und verdreht, angefangen vom Normalraum bis zum Flux. Ein fragmentarisches Überbleibsel eines urtümlichen Gewaltausbruchs der Schöpfung; der ideale Schlupfwinkel für Piraten. Nur ein Irrer würde das versuchen, was Legroeder gerade tat …
    Er meisterte eine Anwandlung von Panik, während Scherwinde ihn hin und her schleuderten. Wieso hatte er geglaubt, er könnte diese Herausforderung bewältigen? Es ist unmöglich!
    Sowie ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss, verschlimmerten sich die Turbulenzen. Er kannte den Grund und bemühte sich, die Selbstbeherrschung wiederzufinden. Sein Gemütszustand vermochte den Flux auf fatale Weise zu beeinflussen; er durfte sich keine Angst oder Hysterie erlauben.
    Ruhig bleiben!
    Er atmete langsam und tief durch und trachtete danach, das Bild von neuem zu erzeugen. Ich muss das Schiff fliegen. Was auch geschehen mag, alles ist besser, als bei den Piraten zu sein.
    Was lag noch vor ihnen? Minen. Tückische Untiefen. Schiffswracks. Aber wo? Wechsle das Bild: mach es transparent. Leichter gesagt als getan. Die Energieströme, die sich vor ihm zu Strudeln verdichteten, erschwerten eine Umorientierung. Er blinzelte einmal, um den Kontrast zu verstärken, und nun gewahrte er in der Ferne dunkle Flecken, die sich gegen die glühenden Sturmwirbel abhoben. Verlassene Schiffe? Er konnte es nicht erkennen.
    WUMM!
    An Backbord breitete sich ein weißer Glast aus. Eine Mine explodierte. Er vollführte eine harte Wende, um das Schiff zu retten. Sein Herz raste. Die Explosion hatte eine Schneise durch den Sturm gerissen, ein schattiger Tunnel streckte sich durch die Wolken. Ein Durchlass? Bald würde sich die Lücke wieder schließen. Er flog eine Schleife und scannte nach Verfolgern. Nichts. Vielleicht hielten sie ihn für tot. Los jetzt –los ! Die Strömungen waren gefährlich; er musste mit den Armen rudern, um das Schiff hindurchzubringen.
    Als er das Schiff in eine Kurve brachte und in den Tunnel hineinfädelte, schienen die Windverhältnisse günstig zu sein – doch sogleich bemerkte er seinen Irrtum. Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher