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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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Schiff im Flux entdeckte, als es sich an der Backbordseite der L.A. ins Blickfeld schob. Es schien sich auf einem Parallelkurs mit ihnen zu befinden. Die Sichtung eines weiteren Schiffs im Flux kam so selten vor, dass sich das Bild in sein Gedächtnis eingebrannt hatte: wie ein Wal glitt das lange, schmale, silberne Schiff gemächlich durch die Nebel des Flux. Er sah es nicht nur, er konnte es auch hören: das leise Pfeifen des Notsignals, so schwach und so weit entfernt, dass es kaum noch zu vernehmen war.
    Schaut mal nach links und sagt mir, ob ihr seht, was ich sehe , machte er seine Rigger-Kameraden auf die Erscheinung aufmerksam. Er strengte sich an, das Notsignal zu verstärken. Es blieb so unklar und unverständlich wie der Kurs des Schiffes; es schien sich durch eine Ebene des Flux zu bewegen, die von der L.A. durch eine leichte Phasenverschiebung getrennt war, doch eine begrenzende Schicht, eine Art Horizont, vermochte er nicht zu erkennen.
    Ich sehe es auch , antwortete Jakus Bark von der Kielrigger-Position. Ist das ein Notruf? Wir sollten wohl lieber den Captain verständigen. Brücke … Captain Hyutu …?
    Als Captain Hyutu sich einloggte, berichtete er, er könne das Schiff nur vage auf den Brückenmonitoren ausmachen. Unterdessen hatte sich die Lautstärke des Notsignals erhöht. Die Codes konnten vom Computer der L.A. nicht entschlüsselt werden, doch bald hörten sie Stimmen, die über den Abgrund hallten: »Dies ist die Impris … das Schiff Impris ruft … bitte antworten Sie … wir brauchen Hilfe … dies ist die Impris von Faber Eridani …«
    Legroeder und die restlichen Crewmitglieder waren sprachlos.
    Die Impris.
    Der legendäre Fliegende Holländer, das Geisterschiff der Sternenozeane? Ausgeschlossen! Offiziell war die Impris nichts weiter als eine Legende – ein Schiff, das vor über hundert Jahren während einer Routinefahrt im Flux verschwand. Die Impris war nicht das erste und auch nicht das letzte Schiff, das unterwegs verloren ging, besonders in Kriegszeiten. Was sie zu einer Legende machte waren die ständig wiederkehrenden Gerüchte, man hätte das Gespensterschiff gesichtet – und nicht nur ein oder zwei Schiffe behaupteten, dem Spuk begegnet zu sein, sondern Generationen von Riggern. Keine der Sichtungen war deutlich genug, um als Beweis für ihre Existenz zu dienen, doch die Anzahl der angeblichen Beobachtungen reichte aus, um den Mythos am Leben zu erhalten.
    Es war, als hätte sich die Impris mit dem Flux verbunden, um niemals mehr in den Normalraum zurückzukehren; aber zugrunde gegangen war sie nicht. Also wucherten die Geschichten in den Bars der Sternen-Rigger: sie sei wie der alte Fliegende Holländer, das legendäre verwunschene Hochseeschiff, dessen Kapitän und Mannschaft dazu verdammt waren, bis in alle Ewigkeit über die Meere zu segeln, verirrt, unsterblich und ohne Hoffnung.
    Ein Mythos, stand in den Archiven der Raumfahrtbehörde.
    Die Wirklichkeit, tönten die Rigger in den Bars.
    Im Flux war es manchmal schwer, den Unterschied zu erkennen.
    Doch nicht dieses Mal. Legroeder sah, wie das Schiff durch die Nebelschwaden des Flux kroch, und seine Crewkameraden sahen es auch. Captain Hyutu von der L.A. war zwar kein Rigger aber ein erfahrener Schiffsführer, der die Zeichen auf den Monitoren zu lesen verstand wie kein anderer. Als er den Notruf empfing, erteilte er den Riggern den Befehl: Langsame Fahrt voraus in Richtung auf dieses Schiff. Versucht, uns längsseits zu bringen. Eine Durchsage wurde über Bordlautsprecher in der ganzen L.A. verbreitet. Man bereite sich darauf vor, einem Schiff in Not zu helfen.
    Die L.A. schloss zu dem anderen Schiff auf.
    In diesem Augenblick begann der Flux zu leuchten, die Dunstschleier rings um die L.A. blitzten wie in einem psychedelischen Lichtspektakel. Was, zum Teufel …? , murmelte Legroeder.
    Dann begann der Lärm … DROOM! DROOM! DROOM! … wie wummernde Kesselpauken, die das Notsignal übertönten. Legroeders Herz raste, als die Impris Kurs auf die L.A. nahm, und ein paar Sekunden lang dachte er, das Getöse käme von der Impris selbst.
    Machen sie eine Wende, um bei uns anzudocken? , fragte Jakus, der die Position im Kiel innehatte.
    Sie sind auf Kollisionskurs! , schrie der Lotsenrigger. Hart nach Steuerbord! Captain, wegtauchen, Kollision!
    Legroeders Magen verkrampfte sich, während er versuchte, in einem Flux, der sich plötzlich in einen unberechenbaren Mahlstrom verwandelt hatte, das Heck herumzureißen. Captain
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