Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
der Rest kam während des Enterns ums Leben. Meinen Sie das, wenn Sie von Exekutionen sprechen?«
    »Würden Sie es nicht als Hinrichtung bezeichnen, wenn unschuldige Menschen beim Aufbringen eines Schiffs getötet werden?«, hakte der Mann von der Raumfahrtbehörde nach.
    »Doch, sicher, das würde ich«, räumte Legroeder ein. Aber während seiner sieben Jahre in Gefangenschaft hatte er gesehen, wie man massenhaft Leute umbrachte, die noch nicht einmal Widerstand leisteten. Selbst jetzt noch machte der Gedanke daran ihn krank. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie viele Personen beim Entern starben, weil er die meisten der Passagiere und Crewmitglieder nie wieder sah – auch nicht Captain Hyutu. Doch an ihn hegte er eine höchst merkwürdige Erinnerung, die ihn in all diesen Jahren immer wieder beschäftigte. Als er Hyutu das letzte Mal sah, während die Piraten das Schiff stürmten, bemerkte er auf dem Gesicht des Captains einen Ausdruck von Wut und Groll. Bei einem anderen Mann hätte er dies als natürliche Reaktion empfunden. Aber nicht bei Hyutu; der verzog niemals eine Miene, wenn er zornig war. Legroeder hatte ständig darüber nachgegrübelt, was die Wandlung in dem Captain bewirkt haben mochte.
    »Ich verstehe«, erwiderte der Mann.
    Die Vorsitzende sprach unhörbar ein paar Worte zu den beiden anderen Ausschussmitgliedern. Dann wandte sie sich an Legroeder. »Das wäre alles für heute, Rigger Legroeder. Vielen Dank für Ihre Kooperation.«
    *

    Kalm-Lieu begleitete Legroeder zur Haftanstalt der Raumfahrtbehörde und wartete, als Legroeder im Krankenhaus anrief. An Maris' Zustand hatte sich nichts geändert. Kopfschüttelnd ging Legroeder in das kleine Besuchszimmer zurück, wo sein Anwalt saß. Seit ihrer Flucht lag Maris im Koma und wurde nun auf der Intensivstation behandelt. Legroeder schwankte zwischen einem Gefühl der Dankbarkeit, dass sie überlebt hatte, und Selbstvorwürfen, weil sie im Koma lag. Denn er hatte sie ermutigt, mit ihm zu fliehen. Nicht nur die Verwundungen machten ihr zu schaffen; die Piraten hatten Implantate in ihren Hinterkopf praktiziert, die speziell darauf programmiert waren, einen Ausbruchsversuch zu verhindern. Die Ärzte hier wussten nicht, wie sie sie entfernen sollten, ohne Maris zu töten. Legroeder fragte sich, ob sie jemals ein solches Implantat gesehen , geschweige denn, damit gearbeitet hatten.
    »Es tut mir Leid«, sagte Kalm-Lieu und gab ihm eine Tasse Kaffee – richtigen Kaffee vermutlich, und nicht das Gesöff, das er bei den Piraten bekommen hatte.
    »Sie können nichts dafür«, murmelte Legroeder und trank einen Schluck. Der Kaffee brannte in seiner Kehle.
    »Gerade werden die Nachrichten gesendet«, erklärte Kalm-Lieu und zeigte auf das Hologramm in einer Zimmerecke.
    »Nachrichten«, flüsterte Legroeder. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal Nachrichten gesehen hatte – unzensierten Journalismus, der ihn aufklärte, was sonst noch auf der Welt passierte. Und nicht nur auf dem Planeten, auf dem er gerade weilte, zum Teufel noch mal, in der gesamten erforschten Galaxis. Er nahm die Tasse in beide Hände und schaute.
    »Die Gespräche zur Verbesserung der Handelsbeziehungen mit den Heimatwelten der Narseil gerieten heute ins Stocken, als bekannt wurde, dass der Interessenverband der Narseiller Händler den Clendornanern einen bevorzugten Status angeboten hat. Es heißt, dass der Handelsminister von Faber Eridani nicht bereit sei, ohne eine angemessene Gegenleistung die Geschäfte der Narseil zu unterstützen. Diese Verlautbarung widerspricht früheren Aussagen der Regierung von Faber Eridani, die eine Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Narseil ausdrücklich befürworteten.«
    Legroeder nippte an dem heißen Getränk und ließ die Worte des Reporters an sich vorbeirauschen. Diese Probleme kamen ihm so fremd vor – Narseil, Clendornaner, interstellare Handelsabkommen.
    »Wissen Sie«, flocht Kalm-Lieu kopfschüttelnd ein, »ich frage mich, wie lange sie noch so tun wollen, als könnten wir unsere Beziehungen zu den Narseil vernachlässigen. Wir brauchen einander ja nicht zu mögen. Trotzdem kann man mit ihnen Kontakte pflegen.«
    Leicht benommen sah Legroeder ihn an. Wen interessiert das schon ?, dachte er. Die Politiker haben die Narseil immer gehasst.
    »Stagnation«, fuhr Kalm-Lieu fort. »Daran krankt unsere Gesellschaft. Schon seit langem.«
    »Aber man treibt doch immer noch Handel mit anderen Welten, oder?« Konnten sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher