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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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das fechten wir an …«
    *

    »Der Untersuchungsausschuss hat einen Beschluss gefasst«, verkündete die Vorsitzende nach einer knappen Einleitung.
    Legroeder holte tief Luft. Einen Beschluss gefasst …? Er wandte sich an seinen Anwalt.
    Kalm-Lieu war bereits aufgesprungen. »Frau Vorsitzende, das ist höchst regelwidrig. Mein Mandant hat seine Zeugenaussage noch nicht beendet.«
    »Es mag regelwidrig sein«, entgegnete die Vorsitzende mit ernster Miene. »Trotzdem haben wir eine Entscheidung getroffen.«
    »Darf ich erfahren, warum Sie es so eilig hatten, ein Urteil zu fällen?«, fragte Kalm-Lieu.
    »Dies ist kein Urteil , Herr Anwalt, lediglich eine Entscheidung, die klärt, welche Haltung die Rigger-Gilde in diesem Fall einnimmt«, kanzelte die Vorsitzende Kalm-Lieu ab. »Das eigentliche Gerichtsverfahren hat noch gar nicht begonnen.«
    »Nichtsdestoweniger …«
    »Aber ich gebe zu, dass die Raumfahrtbehörde um eine zügige Abwicklung dieses Verfahrens gebeten hat, damit die konkreten Ermittlungen in die Wege geleitet werden können. Die Raumfahrtbehörde betrachtet den Vorfall als eine sehr ernste Angelegenheit, und die Rigger-Gilde ist bemüht, jedwede Unterstützung zu gewähren.«
    Die Vorsitzende senkte den Blick und räusperte sich. »Nun, denn. Dieser Untersuchungsausschuss ist zu dem Ergebnis gelangt, dass Ihre Handlungsweise während Ihres Dienstes an Bord der Ciudad de los Angeles aller Wahrscheinlichkeit nach den Ihnen anvertrauten Passagieren sowie Ihren Crewkameraden Schaden zufügte. Derartige Aktionen stellen eine Verletzung des Codex der Rigger-Gilde dar …«
    Legroeder stöhnte fassungslos und wollte sich seinem Anwalt zuwenden, doch sein Kopf fühlte sich an, als sei er zu Eis erstarrt.
    »… da zu erwarten steht, dass Sie von dem Gericht der Raumfahrtbehörde wegen Pflichtversäumnis verurteilt werden, lehnt die Rigger-Gilde es ab, Sie in diesem Fall rechtlich zu vertreten.«
    »Frau Vorsitzende, ich erhebe Einspruch!«, hörte er seinen Anwalt protestieren. Die Stimme klang meilenweit entfernt. »Meinem Mandanten hat man es nicht einmal gestattet, den Sachverhalt vollständig darzulegen …«
    »Mr. Kalm-Lieu, nehmen Sie bitte wieder Ihren Platz ein. Ich wiederhole, diese Anhörung dient lediglich dem Zweck, zu entscheiden, ob die Rigger-Gilde die Vertretung Ihres Mandanten übernimmt. Wir finden, die Rigger-Gilde sollte davon Abstand nehmen.«
    Der Anwalt war sichtlich verwirrt. »Ich muss doch wirklich … ich meine, werden die Umstände denn gar nicht berücksichtigt? Was ist mit dem Sternenschiff Impris ? Sie haben der Presse irreführende Informationen zugespielt, und uns verweigern Sie die Möglichkeit …«
    »Bitte schweigen Sie, Mr. Kalm-Lieu, während ich unseren Entschluss zu Ende lese. Danach dürfen Sie eine Erklärung abgeben.«
    Zitternd vor Empörung stand der Anwalt noch eine Weile da. Schließlich setzte er sich neben seinen Mandanten.
    Legroeder war wie betäubt. Er starrte auf seine Hände und hörte teilnahmslos zu, wie der Rest der Entscheidung verlesen wurde.
    »Danke. Rigger Legroeder, Ihr Dienst auf der Ciudad de los Angeles war eine heilige Pflicht. Hätten Sie mit mehr Umsicht und Verantwortungsgefühl gehandelt, wären diese unglücklichen Passagiere und Crewmitglieder nicht in die Hände der Piraten des Golen Space gefallen. Doch in Ihrem Wahn, Sie hätten das legendäre Schiff Impris gesichtet, jagten Sie einem Phantom nach. Aufgrund dieses Fehlverhaltens wurde Ihr Schiff geentert, die darauf befindlichen Personen gerieten in Gefangenschaft oder kamen ums Leben.«
    »Einspruch! Er war schließlich nicht das einzige Besatzungsmitglied, das in den Vorfall verwickelt war. Was ist mit dem Captain?«
    »Mr. Kalm-Lieu, mäßigen Sie sich! Außer Rigger Legroeder mögen noch andere Besatzungsmitglieder versagt haben, aber er ist der Einzige, der nun vor uns steht.«
    Ein paar Herztakte lang funkelten sich die beiden wütend an.
    Dann fuhr die Vorsitzende fort: »Es bleibt zu klären, inwieweit sich Rigger Legroeder während seiner Gefangenschaft zu einem Komplizen der Piraten machte. Wir überlassen es der Raumfahrtbehörde, darüber zu befinden. Wie er selbst zugibt, nahm er an fünfzig bis sechzig Kaperfahrten teil …«
    »Weil sie ihn dazu zwangen!«, protestierte Kalm-Lieu.
    Bildete Legroeder es sich nur ein, oder gab sein Anwalt bereits auf?
    »… bei diesen Akten der Piraterie verloren zahlreiche unschuldige Menschen ihr Leben. Deshalb beschließen wir,
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