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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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mich dafür verantwortlich machen, dass eine Bande von Piraten mein Schiff kaperte?«
    Kalm-Lieu blickte betroffen drein. Zwei Sicherheits-Agenten kamen und flankierten Legroeder. »Es tut mir Leid«, sagte Kalm-Lieu, »aber bis zur Verhandlung bleiben Sie im Gewahrsam der Raumfahrtbehörde. Es sei denn, Sie stellen eine Kaution …« Verlegen fuchtelte er mit den Händen.
    Legroeder schnaubte angewidert durch die Nase. Eine Kaution stellen? Mit welchem Geld. Selbst sein rückständiges Gehalt von den Eignern der Ciudad de los Angeles war bis zur Erledigung dieser Angelegenheit gesperrt. Er deutete ein Kopfschütteln an und marschierte ohne ein weiteres Wort aus dem Anhörungsraum, dichtauf gefolgt von den beiden Wachen.

KAPITEL 3 – Harriet Mahoney

    Nur wenige Leute sassen in der Haftanstalt der Raumfahrtbehörde ein: zwei kleine Schmuggler und der Pilot eines orbitalen Schleppbootes, dem man Lizenzvergehen vorwarf. Nur selten befand sich ein Rigger in diesem Gefängnis, denn normalerweise genossen sie den Schutz ihrer Gilde. Wenn sie überhaupt festgehalten wurden, dann im Allgemeinen im Quartier der Rigger-Gilde. Legroeder fühlte sich gedemütigt, dass man ihn einkerkerte wie einen gewöhnlichen Kriminellen.
    Wenigstens hauste er nicht in einer Zelle. Sie hatten ihn in einen kleinen Raum mit nur einer Pritsche gesteckt, wo er allein sein konnte. Eine Komm-Konsole bot ihm Zugriff auf die Gefängnisbücherei, doch das war auch so ziemlich der einzige Luxus. Das Schlimmste für ihn war der Mangel an Freiheit. Die ersten Tage verbrachte er bis zur Erschöpfung mit sportlichen Übungen, weil er nach der langen Reise, eingepfercht in dem Scoutschiff, seine Muskeln stärken wollte. Die Wachen sahen ihm verdutzt zu, wie er sich an den Trainingsgeräten verausgabte: er rannte, stemmte Gewichte, tat alles, um fit zu werden, bis ihm vor Anstrengung die Luft wegblieb. Wenn er nicht trainierte, lag er in grimmige Gedanken versunken auf der Pritsche, sorgte sich um Maris und versuchte zu verstehen, wieso er nach der Flucht aus dem Golen Space hier gelandet war.
    Wie konnte man ihm vorwerfen, er hätte die Ciudad de los Angeles absichtlich den Piraten überlassen, selbst wenn ihm beim Riggen ein Fehler unterlaufen war? Woher sollte er wissen, dass die Piraten sich hinter dem Phantomschiff versteckten und nur auf eine Gelegenheit zum Zuschlagen lauerten? Er hatte ja nicht einmal das Kommando über das Schiff gehabt. Captain Hyutu hatte den Befehl gegeben, sich der Impris zu nähern.
    Dennoch ertappte er sich dabei, wie er anfing, seine eigenen Aktionen infrage zu stellen. Viele Menschen waren gestorben; noch mehr Personen wurden von den Piraten des Golen Space gefangen genommen. Nur wenige würden aus der Sklaverei entkommen, so wie er, falls überhaupt jemandem die Flucht gelang. Ihm war elend zumute, wenn er daran dachte, dass man seine ehemaligen Mitgefangenen vielleicht wegen seines Ausbruchs quälte.
    Drei Tage nach seiner Inhaftierung wusste er immer noch nicht, wann der Prozess gegen ihn beginnen sollte. Kalm-Lieu war fort, und Legroeder hatte sich keinen neuen Verteidiger gesucht. Er verbrachte etwas Zeit an der Komm-Konsole und stöberte in den Suchprogrammen der Rigger-Gilde, um herauszufinden, ob sich einige seiner alten Rigger-Freunde auf Faber Eridani aufhielten. Aber die einzige diesbezügliche Information, die er zutage förderte, betraf einen kurzen Zwischenstopp vor sechs Monaten. Den Rigger hatte er vor zehn Jahren einmal flüchtig gekannt. Es sah nicht so aus, als könnte er hier Hilfe von Freunden erwarten.
    Faber Eridani! , dachte er. Wieso musste ich mir ausgerechnet Faber Eridani aussuchen? Aber er hätte ja nirgendwo anders hinfliegen können.
    Die Grübelei brachte ihn nicht weiter. Er kippte den kalt gewordenen Kaffee im Spülbecken aus und setzte sich wieder an den winzigen Schreibtisch neben seiner Pritsche. Versonnen blickte er auf das Wandhologramm, ein Seestück, das ein Schiff im Sturm darstellte, und dachte, ein Geisterschiff. Es war kein Gespenst. Aber wer wird mir glauben? Wer …?
    *

    »Renwald Legroeder!«, rief eine Stimme auf dem Korridor.
    Blinzelnd richtete Legroeder sich auf. Wie spät, zum Teufel, war es? Morgens früh … er erinnerte sich nicht, zu Bett gegangen, geschweige denn eingeschlafen zu sein.
    »Rigger Legroeder!« Dieses Mal klang die Stimme näher.
    Legroeder starrte auf die verriegelte Tür. Vinnie, der groß gewachsene, dürre Wachmann trat ein. Er war halb menschlich
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