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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein
Autoren: Mary Burton
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Doch der Widerstandsgeist, den sie anfangs gezeigt hatte, war erloschen.
    Die bloßen Worte reichten ihm nicht aus. «Sag es nochmal. Und sieh mich dabei an.»
    Die Frau schaute ihn an. «Ich liebe dich.»
    Das klang schon besser.
    Nervös knibbelte sie an dem abgesplitterten roten Nagellack an ihren Zehennägeln. Ein tätowierter Marienkäfer zierte ihren rechten Fußknöchel. «Kann ich jetzt gehen?»
    Er überging ihre Frage. «Warum hast du eine Marienkäfer-Tätowierung?» In den letzten beiden Wochen hatte er den Käfer mit Vorliebe berührt. Ihn geküsst.
    Tränen strömten über ihr Gesicht, als sei ihr klar geworden, wie vergeblich ihre Worte waren. «Das habe ich Ihnen doch schon zigmal gesagt.»
    «Sag es nochmal.»
    «Er ist ein Glückszeichen.»
    Er lachte. «O ja, mir bringt er Glück. Bei dir wäre ich mir da nicht so sicher.»
    Heiße Wut loderte in ihren Augen auf. «Warum machen Sie das immer und immer wieder?»
    «Warum mache ich was?»
    «Diese Spiele, die Sie mit mir treiben. Warum lassen Sie mich nicht gehen? Ich habe geschworen, dass ich niemandem etwas sage. Ich will einfach nach Hause und alles vergessen. Ich will leben.» Der Zoom erfasste die Schweißperlen auf ihrer Stirn. «Ich habe alles gemacht, was Sie wollten.»
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Unter der Perücke lugten dunkle Haare hervor. Fast hätten sie ihm diesen Augenblick verdorben.
    «Sag es nochmal.» Seine Stimme verriet die Gereiztheit, die er an dem Tag verspürt hatte. «Und sag es, als würdest du es meinen!»
    Die Frau senkte ihren Blick und ballte ihre linke Faust so fest, dass sich ihre Fingernägel in die Haut gruben.
    Er knipste den Elektroschocker an. Ihr Kopf fuhr hoch, und ihr Blick richtete sich wieder auf ihn. «Ich liebe dich.»
    «Wie heiße ich?»
    «Craig. Dein Name ist Craig. Ich liebe dich, Craig.»
    «Nochmal.»
    Dieses Mal schaute sie direkt in die Kamera und schrie die Worte. «Ich liebe dich, Craig!»
    Sein erigierter Penis war härter geworden. Endlich war er in der Lage, sie zu nehmen. Mächtige Gefühle trieben ihn an, doch noch immer war er sich des alles sehenden Kamera-Auges bewusst und achtete darauf, dass sein Gesicht abgewandt blieb.
    Sie hatte unter ihm gelegen. Ihr Negligé bauschte sich um ihre Taille. Ihr Körper war reglos und kalt wie ein Wintersee. Er hatte sich rasch und heftig entladen. Noch nie hatte er sich dermaßen lebendig gefühlt, so ganz dem Augenblick verhaftet. In jenen flüchtigen Sekunden waren die Stimmen verstummt, die ihn verfolgten und ihm sagten, er sei nicht gut genug.
     
    Jetzt, als Craig das Video zum bestimmt hundertsten Mal sah, waren die exquisiten Gefühle, die er damals erlebt hatte, ebenso verblasst wie die Bilder.
    Der undefinierbare Hunger, der ihn so viele Jahre gequält hatte, war stärker geworden, und die Unruhe drückte wie ein Gewicht auf seine Brust. Ganz gleich, wie oft er sich das Video anschaute, an ihm nagten wieder die alten Gelüste und bettelten darum, befriedigt zu werden.
    «Verdammt.» Er spulte zurück, ließ die letzten Sekunden noch einmal ablaufen und spürte die brennende Begierde, die gestillt werden wollte.
«Ich liebe dich, Craig. Ich liebe dich, Craig. Ich liebe dich, Craig.»
    Craig beugte sich vor und berührte das Gesicht auf dem Bildschirm. Mit dem Finger fuhr er an ihren Augen und Lippen entlang.
    ***
    Am Rand des Bildschirms fing die Kamera den Lauf einer Schusswaffe ein. Die Frau wich zurück und presste sich gegen die Wand.
    Weinend wollte sie davonkriechen, doch die Kette hielt sie zurück. Er packte ihre Perücke und warf sie zur Seite. Dann zerrte er sie hoch. Ihre Finger krallten sich in seine Arme, während sie schrie und verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Er hielt sie fest und setzte die Achtunddreißiger an ihre Schläfe.
    «Ich liebe dich, Adrianna» , flüsterte er.
    Die Kugel durchschlug ihren Schädel. Blut spritzte. Sie fiel vornüber und war tot. Sein Herz raste wie ein Tornado.
    Dann ließ er sie los, trat zurück und sah zu, wie sie auf dem Boden zusammensackte. Eine Sekunde verging. Dann war die Aufnahme beendet, und Schneegestöber erfüllte den ganzen Bildschirm.
     
    In diesem Augenblick wurde Craig wieder bewusst, wie sehr er sich von ihrem Entsetzen genährt hatte. Ihre Panik – ebenso wie die der beiden anderen – hatten ihn wie eine Droge berauscht.
    «Ich hätte nicht auf dich hören sollen. Dich nie gehen lassen sollen.» Jahrelang hätte er sie da unten verborgen halten können.
    Hätte er
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