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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen
Autoren: Andreas Giebel
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kobieren, die bring ich dene dann, da warden die scho drauf … aber ich wolld ned weider störn!«
     
    »Ja, jetzt ist es Wurscht«, sage ich kurz angebunden, »jetzt kannst weiterreden!«
     
    Da meldet sich hochinteressiert der Ranftl Sepp zu Wort: »Hwfmtfftmmfiwf no ift nndfl nenwm, eribtr!«
     
    »Ja genau, Sepp, ein Lied spielst du noch, und dann hol ich dir ein Bier.«
     
    »Kennt eichentlich von euch irchendjemand den Horst Janson?«
     
    »Weiß ich nicht, wohnt der auch bei uns in der Straße?«
     
    »Naa, der Schauspieler, Horst Janson, der hat doch immer den Old Schedderhänd gschbield in Bad Secheberch, mit dem bin ich bersönlich bekannd. Der wär beinah mit hierher aufs Straßenfesd kumma, der Horst Janson, der is doch brominend.«
     
    »Ja, ja, ich weiß schon, das ist der mit der Magersucht!«
     
    »Naa, ned er, sei Tochder, die had Machersucht, wecha der hat er ja net kumma könna!«
     
    »Wieso, die hätt er doch mitbringen können, der Johann hat noch genug Würschtel!«, meine ich mit Hinweis auf unseren Grillmeister. Anscheinend hat Dr. Manfred Portzner die für ihn wichtigen Teile unseres Gesprächs aufgeschnappt, denn sogleich eilt er bedeutsam in unsere Mitte: »Habe ich da was von Prominenz gehört? Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hätte ich ja noch die Michaela May mitbringen können, mit der bin ja ich bekannt!« Das wiederum schnappt der Zieser Johann auf, der so gut wie gar keinen kennt: »Ist die irgendwie verwandt mit dem Karl May?« Doch gerade als Dr. Portzner jovial lachend ansetzt, den Zieser Johann ausführlich über die Schauspielerin Michaela May aufzuklären, rumpelt unser Frühpensionär, der Würth Reinhold, an den Tisch. Sein wackelnder Gang verrät, dass das Glas Weißwein, das er in der Hand hält, nicht sein erstes sein kann.
     
    Wuchtig stützt er seine Arme auf unseren Tisch und lallt bedeutsam auf uns ein: »Habe ich euch eigentlich schon von den vierkommasechs Millionen Blumenlastwägen aus Holland erzählt?«
     
    »Ja, Reinhold, hast du …«, antworte ich eilig, bevor er mir mein Bier noch weiter vollspuckt, »… aber deswegen brauchst du dich nicht zu uns hersetzen, weil da ist jetzt echt kein Platz mehr!«
     
    Lange blickt er daraufhin zu mir herab, der Reinhold, überlegt vermutlich, ob ich ihn beleidigt hab, oder ob er nur einfach nichts verstanden hat. Und bestätigt sich erneut: »Aber, das wäre mal ein Thema, verstehst du?«
     
    Damit beugt er sich tief zu mir herab und bezieht mit seinem Blick den Ranftl Sepp mit ein: »Aber da traut sich doch wieder keiner ran!«
     
    Sepp reagiert sofort lautstark: »Liifd gng fffdt, da blieeeds scherfdeidning!« Dabei steht er auf, als ob er sich persönlich angegriffen fühlt. Die Gäste werden aufmerksam und blicken in unsere Richtung. Ich versuche die Situation zu beruhigen.
     
    Einen Streit, bei dem mit Sicherheit keiner weiß, um was es geht, kann ich jetzt gar nicht brauchen. Ich drücke den Ranftl Sepp mit sanfter Eindringlichkeit auf seine Bank runter und übersetze gequält lächelnd Sepps Worte: »Habt ihr gehört, der Sepp mag noch ein Bier, gell Sepp, bleib ruhig sitzen mit deinem Akkordeon, spiel lieber noch ein Lied, vielleicht das eine da, wie heißt es, ›Vergangen, vergessen, vorüber‹, das Bier hol ich dir, bin gleich wieder da!«
     
    Mit diesen Worten steige ich rückwärts über die Bierbank, weise den Würth Reinhold noch an, er möge darauf achten, dass mein Sitzplatz frei bleibt. Er wäre sowieso der Einzige gewesen, der sich jetzt da hingesetzt hätte, aber einem Rentner muss man Aufgaben geben, denke ich mir, gerade Aufgaben im Bereich des Bewachens erzielen einen großen therapeutischen Effekt.
     
    Ich schlendere durch die Reihen, höre, wie Dr. Portzner am Grill dem Zieser Johann biographischen Nachhilfeunterricht über die Welt der Schauspieler gibt: »… hat die May ja nicht nur unter Dietl und Bogner gearbeitet, da gibt es herausragende Filme wie …«, ich drücke mich vorbei am Mütterstammtisch, an dem sich gerade die Montessori-Mutter ereifert: »Seitdem habe ich, glaube ich, einen besonders guten Draht zu diesem Elternbeiratsvorsitzenden, auch für allgemeine Themen, also, wenn ihr da mal die Nummer braucht, kann ich euch die gerne geben!«
     
    Da bietet die städtische Mutter an: »Was ganz anderes. Soll ich uns vielleicht noch ein Glas Wein holen?«
     
    Mit einem verschreckten Blick reagiert die Waldorf-Mutter: »Für mich nicht, ich spüre schon
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