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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort
Autoren: Horst Hoffmann
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durchdringend. Es klang wie aus unendlich weiter Ferne. Alle Sinne Mythors waren auf den glühenden Nebel gerichtet, der sich nun langsam auf ihn herabsenkte.
    Mythor schloss die Augen. Die Helligkeit durchdrang mühelos die geschlossenen Lider. Er öffnete sich völlig und wurde eins mit dem Nebel. Dann hörte er die Stimme.
    *
    »Halt, Priester!«
    Drundyr fuhr zusammen, als er die dröhnende Stimme Coerl O'Marns hörte. Die Art und Weise, wie der Ritter sich ihm gegenüber gab, hatte Drundyrs stillen Zorn auf diesen Mann während des Rittes nur noch gesteigert. Drundyr war es gewohnt, selbst die Befehle zu erteilen. Statt dessen kommandierte O'Marn ihn herum, als sei er einer seiner Krieger.
    Einige Male hatte Drundyr daran gedacht, O'Marn durch seinen Dämon angreifen zu lassen. Warum er jedesmal davor zurückgeschreckt war, wusste er nicht, und dies steigerte seinen Grimm zusätzlich. Es war nicht nur, weil der Nachfahre der Alptraumritter so hoch in Drudins Gunst stand und dass er ohne ihn keine Chance hatte, den Wolkenhort zu erobern. Drundyr gab es sich gegenüber nicht zu, aber tief im Unterbewusstsein mochte er spüren, dass er bei einer Machtprobe den kürzeren ziehen würde.
    Drundyr brachte sein Pferd zum Stehen. Das Ende des Pfades war erreicht. Vor den Caer ragte der vierhundert Schritt hohe Berg auf, auf dem der Turm stand.
    O'Marn trieb seinen Braunen an Drundyrs Seite. »Wir werden absitzen und klettern«, verkündete er mit tiefer, rauer Stimme. »Die Pferde pflocken wir hier an. Du bist sicher, dass die vier keine Verbündeten haben, die in der Nähe lauern?«
    »Völlig sicher«, sagte Drundyr. Er lachte schrill. »Diese vier brauchen keine Verbündeten.«
    O'Marn nickte finster. »Du bist ihnen also von Lockwergen aus bis hierher gefolgt?«
    »Das sagte ich bereits«, antwortete Drundyr ungehalten. Seine stechenden, tief in ihren Höhlen sitzenden Augen schienen den Ritter durchdringen zu wollen. O'Marn dagegen schien den Blick gar nicht zu bemerken. Wieder sah er Nyala von Elvinon an, auf eine Weise, die Drundyr die Hände ballen ließ.
    »Und auch in Lockwergen waren sie nur zu viert?« fragte O'Marn weiter, als hätte er viel Zeit. »Keine zweite Frau?«
    »Nur diese vier«, sagte Drundyr schrill. »Warum fragst du so viel? Sie sind dort oben, und wenn wir uns nicht beeilen.«
    Der Ritter winkte nur ab. »Ich fragte mich nur, wie sie von Nyrngor aus hierher gelangen konnten, ohne von unseren Schiffen bemerkt zu werden. Und ich hätte erwartet, dass sie zu fünft wären.«
    »Ich verstehe dich nicht!«
    »Das brauchst du auch nicht.« O'Marn drehte sich im Sattel um und gab den Kriegern den Befehl zum Absitzen. Kettenhemden rasselten. Schwere Schilde schlugen klirrend gegen Rüstungen. Drundyr wartete, bis auch O'Marn aus dem Sattel stieg. Er wollte Nyala vom Pferd helfen, doch der Ritter kam ihm zuvor.
    Mit spielerischer Leichtigkeit hob er die Herzogstochter hoch und setzte sie behutsam ab. Nyala sah Drundyr unsicher an.
    Der Priester saß ab. Wie niemals zuvor musste er in diesem Augenblick um seine Beherrschung kämpfen. Nyala gehörte ihm allein. Er besaß sie. O'Marn jedoch schien sich einen makabren Spaß daraus zu machen, ihm diesen Anspruch streitig zu machen.
    Vielleicht ergab sich später eine Gelegenheit, den Ritter in seine Schranken zu weisen. Dann aber musste seine Ehre in Drudins Augen wiederhergestellt sein. Und das wiederum konnte ihm nur gelingen, indem er den Wolkenhort eroberte. Noch brauchte er O'Marn.
    Der stolze Ritter sollte jedoch nicht versuchen, ihm auch diesen Triumph streitig zu machen!
    »Verteilt euch um den Berg herum!« befahl O'Marn seinen Kriegern. In den durch die Wipfel der Bäume dringenden Sonnenstrahlen blitzten Waffen und Kettenhemden. Die Caer waren bis an die Zähne bewaffnet. Niemand konnte dieser Streitmacht trotzen, dachte Drundyr grimmig. Selbst Mythor nicht.
    O'Marn wirkte in seiner schweren Rüstung nun noch schwerfälliger, aber dieser erste Eindruck trog. Der Ritter wog die Streitaxt in seiner Hand, dann huschte ein schwaches Lächeln über sein hartes Gesicht. Er ging zu Chelm, den ein Krieger für ihn angepflockt hatte, steckte die Axt in eine dafür vorgesehene Schlaufe und nahm statt ihrer sein Schwert.
    »Der schwarzhaarige Recke kämpft mit dem Schwert«, murmelte er. »Es soll ein Kampf mit gleichen Waffen sein, auch wenn seine Klinge den Ruf genießt, unbesiegbar zu sein.«
    Drundyr konnte seine Neugier nicht mehr zügeln. »Mythor
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