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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort
Autoren: Horst Hoffmann
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die vier in den letzten Tagen nur wenig in die Bäuche bekommen - gerade das, was der freundliche alte Bauer ihnen hatte abgeben können.
    Schweigend bahnten sie sich ihren Weg. Nur Sadagar murmelte ununterbrochen etwas vor sich hin. Er zeterte und schimpfte, und doch wusste Mythor, dass er sich keinen verlässlicheren Gefährten wünschen konnte, wenn es hart auf hart kam.
    Gegen Mittag erreichten sie einen weniger dicht bewaldeten Hügel, von dem aus sie einigermaßen freie Sicht nach allen Seiten hin hatten. Sie sahen nichts als Wälder in allen Richtungen. Nadelbäume mischten sich mit mächtigen Eichen. Hohe Birken reckten ihre weißen Stämme gen Himmel.
    »Hier lebt niemand«, sagte Kalathee. Fröstelnd rieb sie sich die Arme. Doch es war nicht nur die Kälte, die sie zittern ließ.
    Alle vier spürten sie es. Es lag in der Luft, nicht greifbar, aber allgegenwärtig. So wie in Lockwergen, wie auf dem Mammutfriedhof, wie in der Nähe eines Caer-Priesters.
    »Vielleicht doch.« Mythor hob den Arm und deutete nach Süden.
    Nottr und Sadagar kniffen die Augen zusammen. Jetzt sahen sie es ebenfalls. »Dunkler Rauch«, brummte der Lorvaner. »Dann gibt es dort vielleicht eine Hütte oder eine offene Feuerstelle.«
    »Dort lebt jemand, der ein Feuer hat«, sagte Mythor mit neuer Zuversicht. »Und diesen Jemand werden wir uns ansehen.«
    »Es könnten wieder Caer sein«, sagte Sadagar schnell.
    »Hier in der Wildnis? Was gäbe es hier für sie zu holen?« Nottr lachte rau und sah Mythor abwartend an. »Also, worauf warten wir? Wo ein Feuer ist, gibt's meistens auch einen Braten.«
    Mythor dachte wieder an die Warnungen des Bauern. Niemand konnte in dieser Wildnis leben. Wenn es doch der Fall war, musste er die Wälder sehr gut kennen, um überleben zu können. Und vielleicht wusste er, wo Althars Wolkenhort lag.
    »Wir sehen ihn uns an«, sagte Mythor. »Oder sie.«
    »Er oder sie könnten uns längst selbst gesehen haben«, kam es von Sadagar.
    Nottr fuhr herum und packte den Steinmann an den Aufschlägen seiner Samtjacke. »Hör zu, du Unke. Allmählich beginne ich zu glauben, dass du Spaß daran hast, uns mit deinem Gejammer verrückt zu machen. Ich lasse mir von keinem den Appetit verderben. Von dir schon gar nicht. Und wenn du in den nächsten Stunden noch einmal den Mund aufmachst...«
    »Schon gut!« wehrte der Steinmann ab. »Beim Kleinen Nadomir, diese Barbaren!«
    »Ich bin stolz darauf, ein Barbar zu sein, merke dir das ein für allemal!«
    Sadagar zog es vor zu schweigen. Mythor grinste. Solange die beiden herumalberten, musste er sich um sie keine Gedanken machen. Nottr sprühte vor Tatendurst und Sadagar, obwohl er das nie zugegeben hätte, ebenso.
    »Gehen wir!«
    Sie schritten den Hügel hinunter, hinein in das nächste Waldstück. Mythor ging nun allein voran. An dieser Stelle gab es kein störendes Unterholz, nur die hoch aufragenden Stämme der Bäume. Der Boden war von Nadeln und vermoderten Blättern bedeckt. Und das warnte Mythor.
    Er behielt die Umgebung im Auge, doch immer wieder suchte er den Boden nach Spuren ab. Die Rankengewächse hatten sich bisher überall breitgemacht. Wenn das hier nicht der Fall war.
    Er hörte Nottrs Schrei im gleichen Augenblick, in dem er entdeckte, wonach er suchte. Er sah die plattgetrampelten Stellen, riss den Kopf hoch und versuchte zu erkennen, woher das plötzliche Krachen und Stampfen kam. Nottr hatte das Schwert schlagbereit in der Hand. Wie hingezaubert lagen sechs Messer fächerförmig in Sadagars linker Hand, zwischen Daumen und Zeigefinger. Kalathee klammerte sich zitternd an Mythor.
    Eine seltsame, helle Melodie wie von einer Panflöte schwang in der Luft. Mythor ließ sich nur kurz davon ablenken. Irgend etwas Schweres, Ungestümes kam auf sie zu. Große Tiere, dem Lärm nach Dutzende von ihnen.
    Die Erde erbebte unter den Füßen der Freunde. Plötzlich sahen sie sie. Eine Mauer aus riesigen schwarzen Körpern. Gesenkte Köpfe mit blitzenden Hauern. Alles niedertrampelnde Hufe.
    »Wildschweine!« schrie Mythor. »Nottr! Sadagar! Hierher zu mir!«
    Einen Steinwurf entfernt hatte Mythor eine mächtige Eiche erblickt. Er hatte Kalathee bereits auf den Armen und rannte mit ihr dorthin. Als Nottr und Sadagar ihn erreichten, hob er die zierliche Schönheit auf den höchsten Ast, den er erreichen konnte. Instinktiv umklammerte Kalathee den Stamm und kletterte höher, während sich die Männer mit der Eiche im Rücken der Herde stellten.
    Sie hatten nicht
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