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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort
Autoren: Horst Hoffmann
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scheint dir gut bekannt zu sein.«
    O'Marn nickte finster. In seinen Augen blitzte es kurz auf. »Mythor heißt er also? Ja, ich glaube, dies ist der Name, den mir meine Männer nannten. Viele meiner Männer fielen durch seine Hand.« Er starrte zu den Felsen hinauf.
    Dann gab er sich einen Ruck. Ohne weiter auf den Priester und Nyala zu achten, schritt er aus und machte sich an den Aufstieg. Der eisige Blick in O'Marns Augen, den er noch kurz auffing, jagte selbst Drundyr einen Schauder über den Rücken.
    Rings um den Berg begannen die Caer zu klettern.
    *
    Die Stimme war unglaublich tief und von einer nicht näher zu deutenden Fremdartigkeit und Vertrautheit zugleich. Sie war in Mythors Kopf, doch dem jungen Recken, der sich zwischen Traum und Wirklichkeit befand, schien es so, als dringe sie auch an seine Ohren und halle von den Wänden wider.
    Draußen, das waren Nottr, Kalathee und Sadagar, das war eine Welt, die immer weiter zurückgedrängt wurde von dem, was ihn erfüllte. Und dies war mehr als nur eine Stimme. Es war, als sei ein fremder Geist in Mythor, in ihm und doch noch sehr, sehr weit von ihm entfernt.
    Höre! sagte die Stimme zu ihm. Höre, der du gekommen bist und den Helm der Gerechten begehrst! Du glaubst, eine Hürde auf dem Weg zu seinem Besitz genommen zu haben, und du zweifelst zugleich. Dieser Zweifel wird dich begleiten, bis du den Helm der Gerechten vor dir siehst. Oftmals wirst du dich am Ziel glauben, und oftmals wird die Enttäuschung mit eisigen Krallen nach dir greifen. Dein Weg wird steinig sein, und du hast ihn noch nicht angetreten.
    Eine Pause. Mythor hörte den Nachhall der Worte in und um sich herum. Für einen Moment stieg Panik in ihm auf, die schreckliche Angst, dies könnte schon die ganze Botschaft gewesen sein.
    »Zeige mir den Weg!« flüsterte er, ohne sich dessen bewusst zu sein.
    Du bist ungeduldig! hallte es in ihm. Das ist gut und gefährlich zugleich. Du trägst das Gläserne Schwert Alton. Hüte dich davor, in ihm mehr zu sehen als eine Waffe des Lichtes, denn mehr ist es noch nicht.
    Mythor verstand. Er wusste es. Wozu diese Ermahnung? Warum sagte ihm die Stimme Dinge, die er ohnehin schon wusste? »Zeige mir den Weg«, kam es flüsternd über seine Lippen.
    So wisse, mein ungeduldiger junger Freund, dass jener, der den Helm der Gerechten begehrt, bis zur Spitze des Wolkenhorts aufsteigen muss, allein und mit Mut im Herzen. Sein Glaube an die Macht des Lichtes muss ungebrochen sein. Nur so kann er die Zweifel besiegen, die bei jedem Schritt nach ihm greifen werden. Ich spüre den Mut in deinem Herzen. So gehe. Der Helm der Gerechten wartet in der Spitze des Wolkenhorts. Und denke daran, dass nur der ihn finden wird, der allein den Aufstieg in die höheren Bereiche des Wolkenhorts wagt!
    Wieder hallten die Worte des Unbekannten lange nach, leise abebbend. Mythor wusste, dass er keine Antworten mehr erhalten würde, doch er hatte noch viele Fragen, die aus ihm herausdrängten.
    »Was hat es mit der dunklen Wolke auf sich?« fragte er schnell. »Und wer bist du? Warum zeigst du dich nicht?«
    Das grelle Licht wurde schwächer. Mythor öffnete die Augen. Die Wolke strahlte nicht mehr so kraftvoll wie vorher. Langsam erlosch das überweltliche Licht. Die Wolke hob sich, stand für Augenblicke über Mythors Kopf. Ganz kurz hatte er den Eindruck, als bewegten sich wallende Schleier in ihr und wollten ein Gesicht formen. Dann löste sie sich so schnell auf, wie sie entstanden war.
    Mythor saß eine Weile starr in seinem Stuhl. Dann stand er langsam auf.
    »Du wirst nicht gehen, Mythor, nicht wahr?«
    Das war Kalathees Stimme. Mythor kam erst jetzt ganz zu sich. Er spürte noch eine gewisse Benommenheit und brachte es nur mit Mühe fertig, sie ganz abzuschütteln.
    »Mythor!«
    Es war ein inbrünstiges Flehen. Mythor drehte sich um und sah Kalathee in die Augen. Tränen standen darin und rollten ihre bleichen Wangen herab. Die Hände der jungen Frau waren nach ihm ausgestreckt, doch sie zitterten, und Kalathee schien wie an ihrem Platz festgenagelt zu sein.
    Sie wollte sich ihm in die Arme werfen, ihn mit all ihrer Kraft zurückhalten, aber irgend etwas schien zwischen ihr und Mythor zu stehen, was sie keinen einzigen Schritt machen ließ.
    »Also habt ihr es auch gehört«, murmelte Mythor. »Dann solltet ihr wissen, dass es für mich kein Zurück gibt.«
    »Mythor«, sagte Nottr beschwörend. »Du weißt nicht, worauf du dich einlässt! Geh nicht allein. Wenn du schon
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