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Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Titel: Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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»inneren Höllenhundes«. Oder derselbe nette Mensch »gerät« in eine Wirtshausschlägerei, und gerade ihm fliegt der Maßkrug an den Kopf. Der schwarze Hund begegnet ihm von außen.
     
    Vermutlich ist Pietro mit dem schwarzen Hund vertrauter, als sein Sohn. Er mag nicht sympathisch sein auf den ersten Blick, man traut ihm aber zu, zuzubeißen, Entscheidungen zu treffen, Härte zu zeigen und konsequent zu sein. Auf alle Fälle ist er eine Gestalt der Klarheit.
     
    Zum Ende dieses Märchens: Diesmal, in diesem Entwicklungszyklus, hat es nicht geklappt. Sei es in dieser Lebensphase, sei es in diesem einen Leben. Diesmal hat Kronos gewonnen, seinen Sohn »verschluckt«. Im Mythos allerdings ist das kein Zustand von Dauer: Irgendwann wird Zeus geboren und seinen Vater zur Herausgabe der verschlungenen Kinder zwingen. Entwicklung ist auf Dauer nicht aufzuhalten.
     

4.2. Der Vater und die drei Töchter
     
    Es war einmal ein vornehmer Mann, der hatte drei Töchter, welche heranwuchsen, aber keine Männer finden konnten, sodass er nicht wusste, was er machen sollte. Er kam daher auf den Einfall, die Mädchen malen zu lassen und ihre Bildnisse vor der Tür seines Hauses aufzustellen, sodass sie jeder Vorübergehende sehen und er sie vielleicht verheiraten könnte. Die Wohnung des Mannes lag aber am Meeresufer, wo viele Schiffe aus fremden Ländern hinkamen und anlandeten.
     
    So geschah es denn eines Tages, dass ein Schiffspatron die Bildnisse erblickte und an dem der jüngsten Schwester großes Gefallen fand und sich bei ihrem Vater um ihre Hand bewarb. Dieser wollte sie ihm anfangs nicht geben, sondern erst die beiden ältesten Töchter verheiraten. Indes auf den Rat seiner Freunde ging er doch darauf ein, um einmal einen Anfang zu machen, und so wurde denn einige Tage darauf die Hochzeit gefeiert.
     
    Als nun die Neuvermählten allein geblieben waren und der junge Ehemann zu der Braut ins Bett steigen wollte – diese war aber bereits eingeschlafen –, da öffnete sich die Wand, und heraus kam ein Gespenst, welches zu ihm sagte: »Bleib fern von Rosa« – dies war der Name der Braut –, »denn sie wird sich mit ihrem Vater vermählen und einen Knaben mit ihm zeugen, mit dem sie sich dann gleichfalls vermählen wird.«
     
    Sobald der Bräutigam diese Worte vernahm, begab er sich, ohne irgend jemandem etwas zu sagen, zu seinem Schwiegervater und sagte zu ihm, er habe sich geirrt, denn er habe seine älteste Tochter, nicht die jüngste, zur Frau nehmen wollen. Jener war damit zufrieden, da dies ja ohnedies mit seinem früheren Wunsch übereinstimmte, und so bekam denn der Schiffspatron die älteste Tochter und kehrte mit ihr in seine Heimat zurück. Kurze Zeit darauf fand sich ein zweiter Freier ein, der gleichfalls die jüngste Tochter haben wollte. Es ging ihm aber ebenso wie seinem Vorgänger, und die arme Rosa blieb ohne Mann, obwohl sie zweimal getraut worden war.
     
    Da verfiel sie in ein tiefes Nachsinnen, weil sie es sich nicht erklären konnte, warum ihre beiden Bräutigame sie einer nach dem andern nach der Trauung verlassen hatten. Sie beschloss daher nach einiger Zeit ihren Vater zu bitten, dass er ihr gestatten möge, die Schwestern zu besuchen, da sie ein großes Verlangen hege, sie wiederzusehen. Ihre eigentliche Absicht aber war, zu erfahren, aus welchem Grund ihre früheren Ehemänner sie hatten sitzen lassen, und der Vater willigte ein. Sie machte sich also auf den Weg, und in der Nähe des Wohnortes der ältesten Schwester angelangt, erkannte Rosa die Magd derselben, welche mit ihrem Krug eben nach Wasser ging und sprach zu ihr: »Nimm diesen Ring und gib ihn deiner Herrin, ich will hier draußen ihre Antwort abwarten.«
     
    Es dauerte nicht lange, so kam die Magd zurück mit der Meldung, dass ihre Gebieterin ihrer harre. Sie begab sich zu ihr, fand sie allein und setzte sich nieder. »Liebe Schwester«, sagte sie zu ihr, »ich hatte großes Verlangen, dich wiederzusehen und dich zugleich um eine Gefälligkeit zu bitten; dass du nämlich heute Nacht, ehe du dich zu deinem Mann legst und nachdem du das Licht gelöscht, hinausgehst und mich deine Stelle einnehmen lässt.« – »Sehr gern«, antwortete die Schwester, »warum nicht? Was du begehrst, soll geschehen«. Als es nun Nacht geworden war, tat die Schwester auch wirklich, was sie versprochen hatte, und verließ ihren Mann, während Rosa sich zu ihm legte und bald darauf, als wäre sie seine Frau, zu ihm sagte: »In der ganzen Zeit, wo
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