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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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wieder.
    »ICH WUSSTE, DASS DU DAS BIST! WARUM MACHST DU DAS?«
    Warum machte ich das?
    Und plötzlich fügte sich auch das letzte Teil ins Puzzle.
    Billy Derace hegte keinen Groll gegen meinen Vater. Sie waren sich im Jahr 1972 nie begegnet. Billy Derace wollte als Jugendlicher meinen Vater töten, weil ich tat, was ich gerade tat, genau in diesem Moment. Er war als Zwölfjähriger von einem Mann mit Maske zu
Tode erschreckt worden, er hatte die Maske fortgerissen und war in Angst vor diesem Gesicht groß geworden, und später dann, nach Jahren voller Misshandlungen, Drogenkonsum und Zeitreise-Pillen, hatte er sich auf die Suche nach dem Gesicht gemacht, das ihm so eine Angst einjagte.
    Meinem Gesicht.
    Und im Jahr 1980 war das, was dem am nächsten kam, das Gesicht meines Vaters.
     
    Ich war der Mörder meines Vaters.
     
    Ich ließ Billy los. Ließ das Messer fallen. Und rappelte mich auf. Verschwand durch die Wohnungstür. Und stieg die Treppe hinauf. Dann hörte ich, wie im Erdgeschoss eine Tür zugeknallt wurde. Billy rief nach seiner Mutter. Und seine Mutter brüllte zurück, ihr schreckliches Kreischen hallte durchs Treppenhaus. Dann war das Geklapper von Stöckelschuhen zu hören, die die Treppe hinaufeilten, doch das war mir egal. Ich wollte nur noch zurück ins Büro, auf den Boden sinken und die Augen schließen.
     
    Das Tageslicht im Flur versengte die Haut in meinem Gesicht. Es fühlte sich an wie mein schlimmster Sonnenbrand.
    Ich trat die Tür ein, so wie ich auch alle anderen in diesem Gebäude eingetreten hatte. Es war inzwischen ein ganzes Sortiment.

    Ich stürzte zu Boden und auf alle viere. Die Wirkung der halben Pille, die ich geschluckt hatte, ließ bereits nach. Mir wurde schwindlig.
    In diesem Moment trat Erna durch den offenen Türrahmen, die Pistole in der Hand.
    »Du widerlicher Mistkerl«, sagte sie, dann drückte sie ab.
    Die Kugel sauste durch meinen Astralkörper und bohrte sich in den Boden unter mir. Im Unterleib verspürte ich einen brennenden Schmerz, obwohl es keine Eintrittswunde, kein Blut gab.
    Ich sagte keinen Ton.
    Sie drückte erneut ab, zweimal, und beide Schüsse wurden wie glühende Nadeln durch meine Brustmuskeln getrieben. Der Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen. Ich hob die linke Hand - die mit nur noch drei Fingern.
    »Ich werde dich töten.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das bringt nichts. Das geht nicht, denn eigentlich bin ich nicht hier.«
    »Du redest totalen Blödsinn.«
    Erna hockte sich neben mich und zerrte mich am Revers meines geliehenen Mantels nach oben. Ihre Knöchel waren rau, die Finger knochig. Mir war nie aufgefallen, wie schmal ihre Hände waren. Es musste schmerzvoll sein, wenn man von diesen Händen geschlagen wurde.
    Ich blickte zu ihr hoch.

    »Du glaubst, ich bin tot, doch das bin ich nicht. In der Zukunft lebe ich. Ich bin nur zu Besuch in der Vergangenheit. Du solltest mir also glauben, wenn ich dir sage, dass dein Sohn als Erwachsener einer Menge Leute wehtun wird, wenn du ihm nicht hilfst. Einer Menge unschuldiger Leute. Aus ihm wird mal ein Killer, Erna, wenn du deinen Arsch nicht hochkriegst und ihm eine richtige Mutter bist.«
    »Dich schickt der Teufel! Du bist hier, um mich und meinen Jungen zu schikanieren!«
    »Heute ist der 18. Juni 2009. Mein richtiger Körper liegt in der Zukunft in diesem Apartment. Billy ist in einer psychiatrischen Klinik. Und du lebst auf der Straße und bist total im Arsch.«
    Sie wiederholte das Datum für sich.
    »18. Juni 2009.«
    Das ergab für sie wohl keinen Sinn. Wahrscheinlich klang das wie der Titel eines Science-Fiction-Films.
    Ich versuchte, es ihr zu erklären.
    »Du kannst mich also nicht töten. Es lohnt sich nicht mal, es zu versuchen. Aber du kannst versuchen, deinen Sohn zu retten.«
    Sie ließ mich fallen. Mit einem dumpfen Geräusch knallte mein Kopf auf den Boden. Zunächst zeigte sie kaum eine Reaktion. Sie musste meine Worte erst in ihrer ganzen Bedeutung erfassen.
    Dann blickte sie zu mir hinunter, ein verwirrtes Lächeln im Gesicht, und sagte: »Nein … ich weiß, wie ich dich töten kann.«

    Und dann fing sie an, das braune Papier von den Bürofenstern zu reißen.
     
    Sonnenlicht knallte durch die Fenster und überflutete meinen ganzen Körper. Mein Mantel fing an, zu knistern und sich aufzulösen. Meine Augen brannten, als hätte ich mit einem Paar leistungsstarker Teleskope direkt in die Sonne geschaut. Meine Gesichtshaut glühte nicht bloß; sie stand in Flammen
    Mein
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