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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hatte, aber ich sehe das nicht. Wenn du ihn leibhaftig vor dir hättest …«
    »Ach was. Du gleichst ihm aufs Haar.«
    Ich öffnete ein weiteres Yuengling, während Meghan auf dem Boden, die Beine übereinandergeschlagen und ohne Schuhe, eine weitere Kiste durchstöberte. Mir gefiel, wie ihr das blonde Haar übers Gesicht hing, was ihr nicht das Geringste auszumachen schien.
    »Habt ihr zwei viel Zeit miteinander verbracht?«

    »Eigentlich nicht. Grandpa Henry war immer etwas komisch. Ziemlich schroff und außerdem überzeugt, dass Kinder ab und zu mal was hinter die Ohren brauchen, damit man sie nicht verzieht. So wie Walter Matthau in Ein verrücktes Paar.«
    »Ich dachte, ihr beiden stündet euch vielleicht nahe, wenn man bedenkt …«
    Sie ließ den Halbsatz im Raum stehen und wartete darauf, dass ich ihn beendete: was mit meinem Vater passiert ist.
    Eines Abends, es war schon spät, hatte ich ihr in McGillins Ale House, der ältesten, ununterbrochen geöffneten Bar in Philadelphia, erzählt, was meinem Dad zugestoßen war. Sie hakte nicht weiter nach, und ich ging nicht in die Einzelheiten. Seitdem ist das Thema nie wieder zur Sprache gekommen, bis jetzt.
    Ich nahm erneut einen Schluck von meinem Bier.
    »Ja, also, nein. Meine Großmutter, die sehe ich oft.«
    »Definiere oft.«
    »An den Feiertagen? Ich sehe sie an mindestens ein oder zwei wichtigen Feiertage.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht. Sie sind also geschieden?«
    »Schon lange. Mein Dad war zehn oder elf, glaub ich.«
    Ich bedauerte es, dass ich meinen Dad erwähnt hatte, denn jedes Mal, wenn ich mit Alkohol im Blut an ihn dachte, wurde ich stinksauer und unleidlich. Und ich hatte keine Lust, in Meghans Gegenwart sinksauer und unleidlich zu werden.

    Also versuchte ich, die Stimmung wieder ein wenig zu heben.
    »Ich fasse nochmal zusammen: Ich bin arbeitslos. Ich wohne in einer üblen Gegend. Und ich habe kein richtiges männliches Vorbild.«
    Meghan lächelte, richtete sich auf und fuhr mir übers Gesicht. Ich genoss die Berührung ihrer Fingerspitzen. Sie waren kalt und warm zugleich.
    »Und trotzdem bist du so ein Gentleman, Mr. Wadcheck.«
    »Bitte nenn mich nicht Mr. Wadcheck.«
    Wir hockten noch eine Stunde gemütlich zusammen. Ich leerte zwei weitere Biere und fragte mich, wie lange ich wohl in dieser Bruchbude festsitzen würde. Es war unwahrscheinlich, dass Meghan und ich hier noch einmal gemeinsam ein paar schöne Stunden verbringen würden. Ich würde sie kein zweites Mal bitten, nach Frankford zu fahren. Nicht in einer Million Jahre.
    Wenn ich also mit ihr zusammen sein wollte, musste ich die Hochbahn runter zum Rittenhouse Square nehmen. Und solange ich keinen neuen Job gefunden hatte, kam das nicht infrage. Was sollte ich also tun? Ihr einen Hund kaufen und sie bitten, sich im Park mit mir neben die kleine Ziege aus Bronze zu hocken?
    Ein paar Minuten vor Mitternacht, gerade als mir vor dem Gedanken zu grauen begann, mit Meghan die Frankford Avenue zu ihrem Wagen zurückzulaufen, überraschte sie mich.

    »Hey, hast du was dagegen, wenn ich heute Nacht bei dir penne?«
    Mein Magen schlug vor Freude einen kleinen Purzelbaum. Doch ich ließ mir nichts anmerken.
    »Ja, sicher. Ich meine, nein, ich hab nichts dagegen. Das wäre klasse. Echt klasse.«
    Manchmal bin ich so nett, dass es wehtut.
     
    Es gab hier kein Bett - nur die kratzige Couch mit dem Hahnentrittmuster, die sich, wie Meghan herausfand, ausziehen ließ. Ich betete für saubere Laken; und ausnahmsweise erhörte Gott mein Flehen. Meghan zwängte ein Spannbetttuch um die hauchdünne Matratze, während ich den Kissen Bezüge verpasste.
    »Gute Nacht«, sagte ich zu Meghans Silhouette.
    »Gute Nacht, Miister Vahhhdcheck.«
    »Echt komisch.«
    »Ich vaaiß.«
    Wir legten uns beide schlafen. Also, Meghan zumindest.
    Ich setzte mich auf und betrachtete sie eine Weile. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet, und ihr langes blondes Haar lag ausgebreitet auf dem unförmigen Kissen - ein absolut friedvoller Anblick. Doch Meghan fühlte sich anscheinend in jeder Umgebung wohl. Man konnte sie in ein schickes Restaurant an der Walnut Street oder in eine Alki-Kneipe an der South Street verfrachten. Sie wirkte nie fehl am Platz.
    Außerdem konnte sie sich mühelos in so ziemlich
jede Situation hinein- und wieder aus ihr herausbegeben. Als ich sie einmal fragte, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient, meinte sie, dass sie das »Leben aufschiebt«. Meghan
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