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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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heute im Womrath Park vor. Wie man ihm die neuen Bewohnern des Parks zeigt - die harten Jungs, die weiße Bröckchen Schnupftabak zum Rauchen verkaufen. Wie man ihn zum Hardcore-Kino auf der anderen Straßenseite führt, mit seinen projizierten Bildern von Menschen, die an einer völlig anderen Art von Zusammenkunft beteiligt sind.
    Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er zur Independence Hall zurückmarschiert: Also, Leute, wir sollten uns die Sache mit der Freiheit nochmal überlegen.
    Ein Jahrhundert nach Jefferson war aus Frankford, dem beschaulichen Dorf auf dem Lande, Frankford, der betriebsame Industriestandort geworden. Eine beliebte Zwischenstation auf dem Weg (King’s Highway) von Philadelphia nach New York. An den Straßen drängten sich die Fabriken und Mühlwerke neben den schlichten, aber robusten Reihenhäusern der Angestellten,
die dort arbeiteten. Da gab es Baumwollspinnereien, Bleichereien, Wollspinnereien, Hüttenwerke und Kattundruckereien. Außerdem eine florierende Waffenfabrik und eine Pulvermühle. Eine Weile erlebte dieser Industriezweig einen regelrechten Aufschwung, bevor die Entwicklung ins Stocken geriet und er schließlich ganz verschwand. So wie im Rest des Landes auch.
    Doch man sagt, dass es ab dem Jahr 1922 mit dem Viertel erst so richtig abwärtsging, ab jenem Jahr, da die Stadt auf seiner Hauptverkehrsader - der Frankford Avenue - eine Hochbahn errichtete und die Läden in Dunkelheit und Taubenscheiße hüllte. In den Fünfzigern zogen dann immer mehr Weiße in die Vororte. Und in den Sechzigern kamen die Drogen nach Frankford und forderten alle ihre Freunde auf zu bleiben.
    Das, was ich Meghan erzählt hatte, war die Wahrheit: In den Achtzigern trieb in der dunklen Avenue unter der Hochbahn tatsächlich ein Serienmörder - der Schlitzer - sein Unwesen; spätnachts lauerte er in der Nähe von Kneipen wie Brady’s an der Bridge and Pratt Betrunkenen und Prostituierten auf. Und er wurde nie gefasst.
    In den Siebzigern hatte eine Band aus Philly namens American Dream mit dem Titel »Frankford El« einen kleinen Hit. Im Refrain hieß es, dass man mit der Frankford Hochbahn nicht in den Himmel kommt. Und warum?
    Die Frankford El fährt direkt nach … Frankford.

     
    Großvaters Wohnblock wirkte wie das Lächeln eines Junkies. Ganz links führte eine schmutzige Betontreppe zur Hochbahnhaltestelle Margaret Street. Direkt daneben ein verlassenes Gebäude. Dann ein unkrautüberwuchertes Grundstück. Ein dreistöckiges Haus. Ein weiteres Grundstück mit Unkraut. Schließlich Großvaters Gebäude, im Erdgeschoss einer jener kleinen Kioske, die dem Stadtrat so ein Dorn im Auge waren und wo man Bier, Zigarettenpapier und Knabbergebäck kaufen konnte. Dann ein weiteres Grundstück mit Unkraut. Und noch eins.
    Von den ursprünglich acht Gebäuden auf diesem Abschnitt der Frankford Avenue standen nur noch drei.
    Meine neue Bleibe befand sich im zweiten Stock, von dem aus ich einen großartigen Blick auf die Hochbahngleise haben musste.
    Meghan spähte durch die Windschutzscheibe zur schmutzigen Unterseite der Hochbahn hinauf. Dort oben nisteten Tauben und bedeckten jeden Quadratzentimeter mit ihrer klebrigen, weißen Scheiße.
    »Ist doch gar nicht so übel.«
    »Du hast Recht. Wenn man die Augen zukneift, erinnert es auf gespenstische Weise an den Rittenhouse Square.«
    »Vielleicht ist das hier das nächste Viertel, das wiederentdeckt wird. Sieh dir nur an, was sie aus Fishtown und Northern Liberties gemacht haben.«
    »Ja. Man könnte die Gegend mit einer ›Bunker Buster‹
dem Erdboden gleichmachen und nochmal ganz von vorne anfangen.«
    Sie ließ ihren Blick über den Block wandern. Gegenüber befand sich eine rostige Blechbude, die, wenn ich mich richtig erinnerte, mal ein Zeitungskiosk gewesen war. Inzwischen schien sie als öffentliches Pissoir zu dienen.
    »Meinst du, es ist okay, wenn ich hier parke?«
    Meghan ist in Philadelphias sogenannter Main Line geboren und aufgewachsen. Kennt ihr den Film - Cary Grant, Katherine Hepburn und das alles? Das ist die Main Line. Ich weiß noch, wie ich als Kind im Fernsehen den Film gesehen habe und mich fragte, warum er The Philadelphia Story (dt. Die Nacht vor der Hochzeit) hieß, weil ich überzeugt war, dass sie ihn auf keinen Fall in Philadelphia gedreht haben konnten.
    Das Philly, das ich kannte, war das aus Rocky und Twelve Monkeys. Beinharte Geschichten, die in freudlosen Betonschluchten spielen. Meghan behauptete zwar, dass sie das
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