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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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den Wänden gerahmte Fotos erkennen, und in der Ecke einen Topf mit Farn. Der ganze Krempel - die Kartons, die Plastikkisten - war fort.
    Als ich das Geräusch von knarzendem Holz hörte, fuhr ich herum und entdeckte eine dunkelhaarige Frau, etwa in meinem Alter, vielleicht ein wenig älter, die hinter mir auf einem Sofa saß. Sie schien mich nicht wahrzunehmen. Sie war hübsch, doch ihre Augen wirkten müde, und sie trug ein Kleid mit kleinen bunten Punkten, das aussah, als wäre sie damit in einen Topf voller Smarties gefallen.
    »Äh, hi«, sagte ich.
    Ohne mich eines Blickes zu würdigen, fing sie an zu sprechen.

    »Du brauchst mal’ne Pause. Komm mit raus. Genehmigen wir uns einen Cocktail. Der geht auch auf mich.«
    »Wie bitte?«
    Mit beiden Handflächen strich sie ihr Smarties-Kleid glatt, dann stand sie auf und lief direkt an mir vorbei. Als wäre ich Luft.
    Ich rappelte mich vom Boden auf und versuchte zu begreifen, was zum Henker hier los war? War ich schlafgewandelt? Und in eine fremde Wohnung auf einer anderen Etage geraten? Der Grundriss dieses Zimmers war mit dem meines Großvaters identisch. Ich befand mich in 2-A … oder so. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich dort hingelangt war.
    Am anderen Ende des Zimmers nahm die Smarties-Frau eine Packung Lucky Strike vom polierten Holzschreibtisch meines Großvaters. Er sah genauso aus wie der Tisch, auf dem ich vorhin meine leeren Bierflaschen aufgereiht hatte. Nur, dass jetzt dahinter ein dicker Mann hockte - ein wahnsinnig dicker Mann. Er trug ein verknittertes weißes Hemd, und die hochgekrempelten Ärmel gaben den Blick frei auf Unterarme, die so dicht behaart waren, dass sich Fliegen hätten darin verfangen können.
    Die Frau tippte eine Zigarette aus der Packung, ließ ein Zippo aufschnappen und erweckte die Zigarette mit einem Zug zum Leben.
    Der dicke Mann seufzte.
    »Ich muss noch die Protokolle abtippen, und gleich kommt jemand zu einer Sitzung vorbei«, sagte er.

    »Du arbeitest zu lang, Mitchell«, sagte die Frau.
    »Ich muss. Das ist Teil des Exp… des Jobs.«
    »Man kann seinen Abend auch spannender verbringen, als mit langweiligen Patienten über ihre Träume zu reden. Du könntest zum Beispiel mit mir reden.«
    Es entstand eine unangenehme Stille. Vor allem für mich. Der dicke Typ hinter dem Schreibtisch - Mitchell - brach schließlich das Schweigen.
    »Hör zu, du solltest nach unten zu deinem Jungen, Erna. Mach ihm was zum Abendessen. Es ist spät. Wahrscheinlich ist er schon am Verhungern.«
    »Dem Jungen geht’s prima«, sagte sie. »Er weiß, wie man eine Dose öffnet.«
    Mitchell seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Holzdielen ächzten unter seinem Gewicht.
    »Erna, manchmal frage ich mich, ob es ein Fehler war, dir hier eine Wohnung zu überlassen.«
    »Gib’s zu. Du hast mich gerne in deiner Nähe.«
    »Aber nicht, wenn ich arbeiten muss.«
     
    Okay, was auch immer hier los war, es ging mich nichts an, und ich machte mich besser schleunigst aus dem Staub. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf den Schreibtisch zu.
    »Also«, sagte ich. »Hört mal - Mitchell? Erna? Es tut mir echt leid, Leute. Keine Ahnung, was passiert ist, aber ich verzieh mich jetzt, okay?«
    Sie schienen mich nicht zu hören.
    Sie reagierten überhaupt nicht auf mich.

    »Komm schon, Mitchell, sei nicht immer so spießig«, sagte Erna. »Nur einen Cocktail bei Brady’s. Oder ein Bier. Wir haben Feierabend. Ich möchte ein bisschen Spaaaaaaß haben.«
    »Wir haben Dienstagabend«, sagte Mitchell, »und du solltest nach Hause ins Bett gehen.«
    »Das sagt du jedes Mal. Und nie leistest du mir Gesellschaft.«
    »Hör auf. Du solltest wirklich nach deinem Jungen sehen.«
    Allmählich kriegte ich es ein wenig mit der Panik, darum fing ich an, mit den Armen herumzufuchteln.
    »Äh … He! Hier drüben. Könnt ihr mich wirklich nicht sehen, oder verarscht ihr mich?«
    »Mach dir keine Gedanken um den Jungen«, sagte Erna. »Ständig erzählst du mir, was ich mit ihm machen soll. Manchmal führst du dich auf, als wäre es dein Junge.«
    »Nein, tu ich nicht. Ich komme mit Kindern nicht gut klar.«
    »Das verlange ich auch gar nicht. Darum ist er ja unten, und darum bitte ich dich, mit mir was trinken zu gehen.«
    Erna zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und blies den Rauch aufreizend langsam in die Luft, bevor sie den Stummel in einem Glasaschenbecher auf Mitchells Schreibtisch ausdrückte. Dabei bemerkte ich ein schwarzes Namenschild
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