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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller
Autoren: Duane Louis
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Kirschholz aufgereiht. Meghan hockte, immer noch das erste Bier in der Hand, auf dem Boden und durchwühlte ungeniert und ohne sich dafür zu rechtfertigen, seine Sachen.
    »Ich bin eine alte Neugiernase.«
    Apartment 3-A war nichts Besonderes - lediglich ein großes Zimmer, mit einem Badezimmer auf der einen und einem kleinen Wandschrank auf der anderen Seite. Für Wärme sorgte ein rostiger Heizkörper in der Ecke. Für Abkühlung ein Tischventilator, der jedoch absolut nichts brachte, wenn erst mal richtig Sommer war. Außerdem gab es eine kleine Kochnische mit einem winzigen Ofen, in den gerade so ein Fertiggericht passte, und mit einem winzigen Kühlschrank, in dem entweder Bier oder Lebensmittel Platz hatten, aber nicht beides gleichzeitig.
    Grandpa Henry war 2002 hierhergezogen, doch ich hatte ihn nie besucht. Deswegen hatte ich ein etwas schlechtes Gewissen - allerdings hatte ich mich auch nicht darum gerissen, nach Frankford zurückzukehren.
    Alle paar Minuten durchbrach das Dröhnen der Hochbahn die Stille, und durch die dreckigen Vorderfenster konnte man das Silber der vorbeisausenden Waggons
sehen, die an der Margaret Street Station hielten und sich zehn Sekunden später wieder in Bewegung setzten, worauf das Gerumpel zu einem ohrenbetäubenden Lärm anschwoll, der von der Vorderseite des Gebäudes bis zur nächsten Haltestelle hinunterhallte.
    Die Wohnung war einigermaßen sauber - keine Nikotinrückstände an den Wänden und auch keine Fettschicht an der Decke der Kochnische. Anscheinend besaß Grandpa Henry lediglich zwei Möbelstücke: eine große Couch mit Hahnentrittmuster und den großen Schreibtisch aus Kirschholz. Weder Bett noch Küchentisch oder Stühle. Ich schätze, wenn es drauf ankommt, braucht man lediglich etwas zum Sitzen und etwas zum Abstellen.
    Trotzdem war das Zimmer in einem chaotischen Zustand, ein unfassbar großer Bereich des Fußbodens war mit Pappkartons, Plastikkästen und Schuhkartons voller Unterlagen zugestellt. Und die durchstöberte Meghan gerade.
    »Womit verdient dein Großvater seinen Lebensunterhalt?«
    »Er ist Rentner. Aber früher hat er als Nachtwächter in einer Klinik gearbeitet. Meine Mom hat mir erzählt, dass er die Nachtstunden mochte, wenn alles schlief.«
    »Hm.«
    »Hm?«
    »Er hat hier jede Menge Unterlagen. Zeitungsausschnitte, Stammbäume, handschriftliche Notizen. Jede Menge Krankenberichte, wie’s aussieht. Ich dachte, er
wäre vielleicht Journalist oder was in der Richtung. So wie du.«
    »Mein Grandpa? Ich glaub nicht, dass er viel gelesen hat.«
    »Hmmm.«
    Nach einer Weile zeigte Meghan mir einen vergilbten Umschlag.
    »Henryk Wadcheck?«
    Sie sprach es falsch aus, nämlich so wie die meisten Leute: wod-chek.
    »Der Name meines Großvaters. Ist Polnisch. Und wird vahd-check ausgesprochen.«
    »Mann, ist ja echt schräääg. Moment mal - ist das auch dein Nachname?«
    »Eigentlich schon.« »Dein Name ist Mickey Wadcheck? Warum weiß ich das nicht?«
    »Mein Vater trat als Musiker unter dem Namen Anthony Wade auf. Also habe ich meine Artikel ebenfalls mit Wade gezeichnet. Das hättest du auch, mit einem Namen wie vahd-check.«
    Meghan lächelte.
    »Du weißt, dass ich dich von jetzt an nur noch Mr. Wadcheck nennen werde.«
    »Bitte nicht.«
    Schon schlimm genug, dass man mir den Spitznamen »Mickey« verpasst hatte. Der Name in meiner Geburtsurkunde lautete »Mick«, zu Ehren der Herren Jagger und Ronson, zwei musikalische Helden meines Vaters.
Natürlich konnte man einen Fünfjährigen nicht »Mick« rufen, also wurde daraus bald »Mickey«. Und meinen Klassenkameraden fiel sofort die Maus dazu ein. Meine ganze Kindheit hindurch wurde ich von Mickymaus-Witzen begleitet, ganz zu schweigen von der schrecklichen Phase im Jahr 1982, als Tom Basil mit seinem Song »Mickey« mein Leben dermaßen gründlich ruinierte. Ich war zehn, und ich schwor einen Bluteid, dem Nächsten, der zu mir Hey Mickey, your so fine, so fine, you blew my mind sagte, den Schädel einzuschlagen. Die einzige Person, die in jenem Jahr noch schlimmer dran zu sein schien, war eine Mitschülerin namens Eileen, die nicht kapierte, warum ihre männlichen Mitschüler ihr plötzlich geifernd zuriefen I come on you.
    »Mein Gott - sieh dir das an.«
    Meghan krabbelte herüber und reichte mir das Foto eines Mannes in einer Militäruniform aus dem Zweiten Weltkrieg. Mein Großvater.
    »Er sieht genauso aus wie du, Mr. Wadcheck!«
    »Nenn mich nicht so. Ja, man hat mir erzählt, dass er
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