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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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trieb uns beiden Tränen der Erleichterung in die Augen. Denn »wahrscheinlich« – dieses dritte von den vier Worten – hatten wir beide geflissentlich überhört. Der Test war nicht eindeutig, also nahmen sie mir noch Blut ab, nur zur Sicherheit. Das Ergebnis sollte ich am nächsten Tag abholen. Doch wir beide waren uns so sicher, dass wir uns zwei Bier kauften und zur Feier dieses freudigen Ereignisses gleich drei Zigaretten hintereinander rauchten.
    Bisher hatte ja auch immer alles funktioniert. Nach meinen zwei Monaten Praktikum in Bonn freuten wir uns unendlich, einander wiederzuhaben. Es war ein unsterblicher Sommer, in dem alles außer uns selbst uncool war. Wir zelebrierten uns und die letzten heißen Sommertage mit vielen Mojitos und nächtelangem Fernsehen. Unsere Beziehung war in den ersten neun Monaten turbulent gewesen, und nun sollte zum ersten Mal eine Zeit anbrechen, in der die Wege geebnet und die Fronten geklärt schienen. Wir liebten einander und waren froh, erfolgreich und zufrieden studieren zu können. Die Semesterferien kamen, und außer der einmonatigen Trennung, in der ich mit meinen Eltern in die USA reisen würde, stand uns ein romantischer Restsommer mit Pauken, Trompeten, Glanz und Gloria bevor.
    Am nächsten Tag brachte ich Oscar zum Bahnhof, weil er zu einem Bewerbungsgespräch für ein Praktikum in den Bundestag fuhr. Danach ging ich zu meiner Ärztin, wo ich wie schon gewohnt eine Standpauke über die regelmäßige Einnahme der Pille erwartete. Doch sie sagte nur: »Das Ergebnis des Bluttests ist positiv. Sie sind schwanger.« Bäm. Bum. Päng. So schoss es durch meinen Kopf. Dann nur noch Rauschen und schließlich Leere. Als hätte jemand den Fernseher ausgeschaltet.
    »Und was kann ich jetzt machen?« Wirklich eine kluge Frage. Nicht nur die Ärztin, sondern auch ich stutzte. Natürlich wusste ich, wie meine Möglichkeiten aussahen, doch ich wollte, dass die Ärztin noch ein Ass aus dem Ärmel schüttelte. Irgendeinen Geheimtrick, der mein Leben weiterhin so unbeschwert und superlässig bleiben ließ. Die Ärztin erklärte mir tatsächlich beide Möglichkeiten. Weil ich so begriffsstutzig war, stellte sie mir beide sogar noch grafisch dar. Ich suchte den versteckten Trick, indem ich immer wieder fragte, wie das alles denn funktioniere.
    Als sich herausstellte, dass das Ganze kein Witz war und sich wirklich zwei Zellen entgegen meinem Willen vereint hatten, schossen Tränen wie in einem Manga in Halbbögen aus meinen Augen. Die Schwester fand das offenbar befremdlich und wollte mir Einhalt gebieten, doch die Ärztin hielt sie mit einer Handbewegung zurück. »Lassen Sie sie, das ist jetzt ein ganz besonderer Moment.« Offenbar hatte sie meine Lage nicht ganz erfasst und dachte, dass ich Freudentränen vergieße. Ich rannte aufs Klo und sperrte mich ein, um lange zu weinen. Das durfte doch nicht wahr sein! Ich war gerade so erfolgreich in meinem Studium, ich wollte reich und berühmt werden. Mein Freund wollte ein Praktikum im Bundestag machen, um noch reicher und berühmter zu werden. Zudem würde er zum Entbindungstermin für ein Semester in Krakau sein. Und was würden meine Eltern sagen? Die Menschen, mit denen ich mich gerade bis auf die Grundfesten zerstritten hatte, die mein Studium finanzierten und die auch einen wichtigen Bestandteil meiner handfesten postpubertären Selbstfindungskrise darstellten.
    Drei Stunden nachdem ich panisch aus der Praxis gerannt war, rief ich Oscar an. Ich redete ohne Punkt und Komma. »Hallo, ich hatte mein Handy ausgeschaltet, weil ich in der Praxis war. Warst du schon beim Gespräch? Hast du den Praktikumsplatz? Geht es dir gut? Wie ist das Wetter in Berlin? Bist du warm genug angezogen?«
    »Nein, ich gehe in zwanzig Minuten rein. Was war denn bei der Ärztin?«
    »…«
    »Hanna?«
    Ich hatte es in meinem Kopf so lange hin und her gewälzt, dass nur noch Wortfetzen rauskamen: »Ich bin schwanger. Es tut mir so leid. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll. Ich kann diese Entscheidung nicht treffen. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Jetzt gerade würde ich sagen, ich kriege es nicht, aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich wünschte, ich müsste überhaupt nichts entscheiden.«
    »…«
    »Oscar?«
    Hatte ich tatsächlich als Allererstes gesagt, dass es mir leidtat? Ja, mir tat alles leid. Dass mein Körper in der Lage war, befruchtbare Eizellen zu produzieren, und dass ich mich dann auch noch auf Koitus
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