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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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schaute mich streng an. Hier gehe es einzig um die Situation, in der Hanna und Oscar gerade seien. Und die bräuchten guten Rat und auf keinen Fall Fortpflanzungspropaganda. Ich solle ihn, den deutlich weniger egozentrischen, dafür umso vernünftigeren Elternteil reden lassen.
    Also schwieg ich fein still, während Stefan seiner Tochter Hanna sämtliche Staufallen, Abfahrten und Wendestellen auf diesem Lebensautobahn-Teilstück erklärte. Ein Kind: Riesenverantwortung und kein Beziehungskitt. Das Studium: nur noch bei größter Disziplin zu schaffen. Durchschlafen: frühestens wieder in drei Jahren. Ein Abbruch: sehr traurig, aber zu verkraften. Schließlich: Du kannst auch später noch Kinder haben.
    Ich saß daneben und wurde jetzt doch hibbelig. Stefan hatte ja grundsätzlich recht. Aber … »Darf ich auch mal was sagen?«, fragte ich und erhielt Rederecht. Und weil die Situation so angespannt und aufgeladen war, ließ ich den ganzen autobiografischen Gefühlsquatsch weg und sagte: »Kinder sind aber auch kein Unglück.«
    Wie die Sache ausging, ist bekannt. Acht Monate später kam Sophie zur Welt. Hannas Entscheidung fiel auf einer Reise, die wir quer durch Amerika machten und zu der Stefan und ich unsere Kinder eingeladen hatten. In den letzten zwei Jahren hatten wir uns oft gestritten. Es hatte Phasen des Anschweigens und des Bezichtigens gegeben. Und es hatte in dieser Phase der Abgrenzung tatsächlich Momente gegeben, in denen ich mir nicht mehr sicher war, ob meine schier unendliche Affenliebe noch weiterhilft, wenn zwischen Mutter und Kind abgerechnet wird. Wie viel Liebe hast du mir gegeben, wie wichtig war ich dir, wann warst du überhaupt für mich da? Solche Sachen. Ich hatte mir vorgestellt, dass so eine Reise – vier Menschen in einem Auto und vielen verschiedenen Motelzimmern – uns zum Kern unserer Familienliebe zurückführen könnte. Konfrontation statt Ausweichen, Anschreien statt Anschweigen, Verzeihen statt Bezichtigen.
    In den USA angekommen, saßen wir tatsächlich sowohl in einem engen Mietwagen als auch mitunter in kargen Motelzimmern. Während Hannas Schwester Kira sich freudig durch Amerikas Fast-Food-Angebote futterte und ob der geilen Warenwelt gar nicht mehr aus dem Staunen herauskam, war Hanna mal so, mal so. Freundlich und zugewandt, aber auch zickig und rechthaberisch. Sie nahm besorgniserregend ab, war unruhig und schlief schlecht. Das Thema Schwangerschaft lag riesig über allem. Hin und wieder sprachen wir darüber. Es waren stets Sätze, die mit »Wenn du« anfingen. Andererseits hielten Stefan und ich es für keine gute Idee, ständig die gedankliche Optionsmaschine am Laufen zu halten. Es war alles gesagt. Sämtliche Argumente lagen offen zutage. Was jetzt noch fehlte, war eine Entscheidung.
    Diese fiel dann buchstäblich im Morgengrauen. Wir waren am Abend zuvor aus den Bergen herausgefahren und hatten in einem Motel für Jäger und Fischer eingecheckt. Alles war irgendwie tarnfarben, ein bisschen abgeranzt und bedrohlich, gut sichtbar wurden Waffen getragen. Als ich aufwachte, lag Hanna irgendwo hinter mir in diesem amerikanischen Kingsizebett. Sie war schon angezogen und hatte offenbar einen Morgenspaziergang gemacht. Dann sagte sie in die beige Stille: »Ich werde Mama.« Und ganz ehrlich, wäre es nicht so gewesen, dass ich diesen Satz auf irrationale Weise erwartet hätte – ich hätte ihn für zu pathetisch gehalten. Aber so war es. Und so kam es. Zum Glück.
    DER ERNST DES LEBENS WOHNT PLÖTZLICH IN MEINEM BAUCH, UND ICH DENKE NUR AN BERGSEEN
    Oh, welche Angst ich hatte, als das Telefon ihre Nummer in der Heimat wählte. Bis dahin war es immer ein Witz gewesen. »Mama, ich muss dir was sagen.« »Du bist schwanger?« »Nein, ich brauche mehr Taschengeld.« Doch jetzt war aus Spaß ernst geworden, und der wohnte plötzlich in meinem Bauch. Die Ereignisse der letzten Tage hatten mich vollständig bekloppt gemacht, und jetzt musste ich meinen Eltern, die nichts ahnten, meine neueste Narrenkappe präsentieren.
    Ich dachte nur, ich hätte meine Pille falsch genommen oder der heiße Sommer hätte irgendwas durcheinandergebracht, aber meinem Freund zuliebe ging ich zu einer Leipziger Frauenärztin. Das hatte ich schon ein paarmal gemacht, und es war wie immer. »Setzen Sie sich hin. Nein, da ist nichts. Wir machen sicherheitshalber noch einen Schwangerschaftstest.« Ich kam aus dem Behandlungszimmer und fiel Oscar in die Arme: »Es ist wahrscheinlich nichts.« Der Satz
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