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Als Lassiter die Furie zähmte

Als Lassiter die Furie zähmte

Titel: Als Lassiter die Furie zähmte
Autoren: Jack Slade
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Schnalle des Revolvergurts, zog ihn hervor und legte ihn sich um. Dann erst ging er auf den Braunen zu und machte sich an der Satteltasche zu schaffen. Als er sich umdrehte, hielt er einen Packen Geldscheine in der Hand.
    Lassiter nickte. Bis auf zehntausend Dollar, die Downey Judd Coolidge in den Rachen hatte werfen müssen, hatten sie die Beute aus dem Bankraub in Prescott wieder beisammen.
    McGregor stopfte das Geld in die Satteltasche zurück und untersuchte Downeys Sattel. Dann nickte er dem großen Mann, der inzwischen aufgesessen und zu ihm geritten war, zu.
    »Ich hole mir meinen Sattel«, sagte er. »In diesem Ding kann ich nicht reiten. Downey hat einen Arsch wie ein Droschkenkutscher gehabt.«
    »Gib mir die Satteltasche, dann kannst du reiten«, sagte Lassiter.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schnallte der Blondschopf die Satteltasche ab und reichte sie dem großen Mann. Dann schwang er sich in den Sattel und ritt zu der Stelle hinüber, wo sie die Nacht verbracht hatten. Dass sich sein linkes Hosenbein inzwischen mit seinem Blut vollgesogen hatte, schien ihn nicht zu stören.
    Lassiter sah ihm eine Weile nach, dann dachte er an Shauna und ihren Vater. Hatte Downey sie irgendwo zurückgelassen, nachdem er sie mit aus dem Madera Canyon genommen hatte, oder war er vielleicht ohne sie geritten?
    Unruhe erfüllte ihn. Das Gefühl, dass sich über seinem Kopf etwas zusammenbraute, wurde immer stärker in ihm.
    ***
    Vor ihm lag die Senke, in der er gelagert hatte. Er spürte die Unruhe des struppigen Wallachs, der immer wieder den Kopf hoch warf und unwillig schnaubte. Er sah sich um, aber nicht das geringste Anzeichen war zu erkennen, dass sich Apachen in der Nähe befanden.
    Er hörte Hufschlag, wandte den Kopf und sah Edmond McGregor im Galopp auf sich zureiten. Er ließ den Grauen im Schritt gehen, um auf den Jungen zu warten. McGregor hatte dem Braunen tatsächlich den eigenen Sattel auflegt, obwohl aus dem aufgeschlitzten Sattelkissen und der Pausche Seegras hervorquoll.
    Er sagte nichts, als er sein Tempo dem des struppigen Wallachs anpasste. Sein Blick war nach vorn in die Senke gerichtet, die leer vor ihnen lag. Sie durchquerten sie Seite an Seite, und als sie den gegenüberliegenden Hang hinter sich gebracht hatten, war es zu spät für sie, zu reagieren.
    Lassiter presste die Lippen hart zusammen, als er Shauna Gilchrist neben dem offenen Grab sah, aus dem die Sturgess-Reiter ihren Kumpan geholt hatten. Sie trug nur noch ihre Unterkleider, das tief ausgeschnittene Leibchen mit der roten Schleife und ihre wadenlange weiße Unterhose. Neben ihr lagen ihre Bluse und ihre Hose. Beides war zu Fetzen zerrissen. Ihr Gesicht war nass von Tränen, ihre Schultern zuckten unentwegt.
    Lassiters Blick ging zu den fünf grinsenden Männern, die sie umstanden. Er hätte die Beschreibung, die Marshal Scott ihm von Judd Coolidge gegeben hatte, nicht gebraucht, um den Boss des Madera Canyons auf den ersten Blick zu erkennen. Er hatte nur Augen für den lederhäutigen, kaum mittelgroßen Mann, dessen Haar fast weiß war, dessen Augenbrauen aber noch die schwarze Farbe behalten hatten. Coolidge war sicher schon über fünfzig Jahre alt, aber er sah aus, als ob er noch ganz allein einen Stier zu Boden ringen könnte. Er hatte kräftige Hände und breite Handgelenke. Seine Kinnwinkel waren außergewöhnlich stark ausgebildet und gaben seinem Gesicht den Ausdruck eines grimmigen Nussknackers. Doch das alles war ohne Bedeutung, wenn man in seine kleinen schwarzen Augen schaute. Es war wie ein Blick in den Schlund der Hölle. Gemeinheit paarte sich dort mit reiner Mordlust, und Lassiter wusste, dass er und Edmond McGregor hier am Abgrund des Todes standen.
    »He, wer seid ihr denn?« Coolidges Stimme dröhnte wie eine Apachentrommel.
    Lassiter hatte plötzlich Mühe, seinen Wallach unter Kontrolle zu halten. Er sah, wie die Ohren des struppigen Grauen plötzlich zu kreisen begannen, als wüsste er nicht, wohin er zuerst wittern sollte. Sein schrilles Wiehern schmetterte in den jungen Morgen und übertönte Shaunas gellenden Ruf: »Reite weg, Lassiter! Er wird euch töten, wie er Dad getötet hat!«
    Ihr Ruf schien die Katastrophe auszulösen.
    Lassiter hielt seinen Remington ebenso wie McGregor den langläufigen Colt Downeys schon in den Händen, als Coolidge und seine Männer zu den Waffen griff.
    Der große Mann spürte Panik in sich aufsteigen, weil er den Wallach nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Der
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